"Yeah! Wir haben die 500 geknackt", jubelten vor ein paar Tagen die Macher des Katholikentags auf Facebook. So viele Leute haben inzwischen den "Gefällt mir"-Button für das Christentreffen angeklickt. Das Ereignis steht zwar gegenwärtig noch im Schatten des bevorstehenden Papstbesuches im September – die Visite des Kirchenoberhaupts bringt es bei Facebook auf 2.800 Zustimmungsklicks. Doch die Einladungskampagne für das Treffen in der kurpfälzischen Metropole ist längst geplant. Die Veranstalter rechnen mit 25.000 Dauerteilnehmern und tausenden weiteren Tagesgästen.
Soziale Netwerke wie Facebook oder Twitter spielen bei der Vorbereitung des Katholikentags eine wichtige Rolle. "Wir setzen ganz massiv auf sie", sagt Gudrun Lux, Bereichsleiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. "Das sind Medien, mit denen wir ganz andere Zielgruppen erreichen. Wir treten direkt in Interaktion mit den Leuten, haben einen individuellen und persönlichen Zugang." Vieles stelle sich gerade um, was die Mediennutzung betreffe, erläutert die PR-Expertin. "Wir müssen uns genau überlegen, mit welchen Mitteln wir noch Leute erreichen." Vor dieser Herausforderung stehen viele Veranstaltungsmacher: Gedruckte Programmhefte etwa werden nicht mehr von allen Altersgruppen angenommen - und landen nicht selten im Papierkorb.
"Viele Leute mit wenig Geld erreichen"
Das Internet, so Gudrun Lux weiter, ist zudem ein vergleichsweise preiswertes Medium. "Ich erreiche viele Leute mit wenig Geld." Gedrucktes hat hingegen seinen Preis: Design, Layout, Versand – alles Kostenfaktoren. Für ihren Bereich hat die Öffentlichkeitsarbeiterin eine höhere sechsstellige Summe zur Verfügung, nicht viel für eine Großveranstaltung mit einem Gesamtetat von 8,3 Millionen Euro. Da gilt es sparsam zu sein. Ganz ohne Papier wird aber auch der Katholikentag selbstverständlich nicht auskommen. So sind etwa mehrere sogenannte Zielgruppenflyer geplant, auch für den "Abend der Begegnung" zum Auftakt am 16. Mai gibt es eine Einladung auf Papier.
Farblich hat sich das Treffen bereits festgelegt: Mannheim sieht Rot, wenn die Katholiken kommen. Die Signalfarbe passt zum Motto "Einen neuen Aufbruch wagen", ein Rucksack soll das zentrale Symbol und Erkennungszeichen werden. "Er drückt zum einen Last und Belastung aus", erklärt Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der den Katholikentag veranstaltet. Er stehe aber auch für Proviant und klug vorausschauendes Packen. Mit dem Rucksack sei die Frage verbunden, "was wirklich wichtig ist". Fridolin Keck, Generalvikar der gastgebenden Erzdiözese Freiburg, ergänzt: "Gott liebt neue Wege und wird nicht müde, die Menschen immer wieder zu neuen Aufbrüchen anzustiften."
Die Katholikentags-Leitfarbe Rot sei in Mannheim bereits sehr präsent, freut sich Geschäftsführer Martin Stauch. "Die Fahnen und Banner werden uns aus den Händen gerissen, um Kirchen und Pfarrgebäude zu schmücken." Auch an weltlichen Orten wie dem Jobcenter der Neckarstadt zeigt das Treffen inzwischen Flagge. "Wir haben schon relativ viele Rückmeldungen", sagt Gudrun Lux. "Die Leute sind hellauf begeistert, das hat uns überrascht." Viele kämen bereits in der Geschäftsstelle des Katholikentags vorbei, ein paar Schritte östlich der Mannheimer Innenstadt, um sich über das bevorstehende Ereignis zu informieren.
Vertrauensverlust nach Missbrauchsskandalen
"Die Kirche will ihr Zeugnis nicht für sich selbst geben", sagt ZdK-Generalsekretär Vesper zur inhaltlichen Ausrichtung des Treffens. "Die Katholiken wollen sich in der Welt engagieren." Er spricht vom Aufbruch zu einer "Kultur der Verantwortung", nennt die Themen Demografie, Klimawandel, Hunger. Auch die Krise der europäischen Idee mache den Katholiken Sorgen. Nicht zuletzt werden auch die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche Thema in Mannheim sein. Ein "enormer Vertrauensverlust" sei die Folge gewesen, unterstreicht Vesper und lobt zugleich die "verantwortliche Reaktion" der Bischofskonferenz auf die Vorfälle.
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So hoffen die Katholikentags-Macher zwar, dass das Thema Missbrauch beim Mannheimer Treffen nicht mehr so aktuell wie in den vergangenen Monaten sein wird. "Aber", verspricht Vesper", "nichts soll unter den Teppich gekehrt werden." Nach Einschätzung von Pressesprecherin Lux wissen die Menschen, "dass wir nicht den Klerus repräsentieren, sondern die Laienbewegung". Dennoch kommen in der Geschäftsstelle manche E-Mails "mit harscher Kritik" an, "wo man nicht weiß, wie man damit umgehen soll". Der Katholikentag sei zwar nicht der richtige Ansprechpartner dafür, sagt Lux, "aber wir sind eine Plattform, auf der die Kritik geäußert werden soll".
Mannheim als Gesprächsangebot: Nicht von ungefähr begann in der kurpfälzischen Metropole Anfang Juli der Dialogprozess zwischen Bischöfen und Basis, bei dem in den nächsten Jahren die drängenden Fragen in der katholischen Kirche erörtert werden sollen. Wie geht es weiter angesichts von Priestermangel, Geldnöten, Rekord-Austrittszahlen? Wie stellt sich die Kirche dem säkularen Zeitgeist? Der Katholikentag in wenigen Monaten werde "eine der ersten großen Etappen des Dialogprozesses sein", erwartet Geschäftsführer Stauch. Einige entsprechende Veranstaltungen seien bereits geplant, weiteres werde aber bewusst offengelassen, um auf aktuelle Bezüge reagieren zu können.
Kommerzielle Plakatflächen zu teuer
Eine große Einladungskampagne wird der Katholikentag erst nach dem Papstbesuch starten. Ausgewählte Zielgruppen wie Jugendliche oder Menschen mit Behinderung sollen dabei eigens angesprochen werden. Im Spätherbst geht eine schriftliche Einladung an alle, die schon einmal an Katholiken- und Kirchentagen teilgenommen haben – der sogenannte Selfmailer, ein Unwort der Deutschen Post, hat eine Auflage von immerhin 125.000. Anfang 2012 erhalten dann die Kirchengemeinden Post aus Mannheim. "Wir werden auch plakatieren", so Gudrun Lux, "aber kommerzielle Flächen sind unglaublich teuer." Großflächig Anzeigen zu schalten, sei auf keinen Fall drin.
Natürlich wird der Katholikentag auch den Papstbesuch im September nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Benedikt XVI. zieht schließlich Massen an, von denen das Mannheimer Treffen nur träumen kann. "Wir werden unter anderem mit einer Anzeige in der Pilgerbroschüre des Erzbistums Freiburg vertreten sein", kündigt Öffentlichkeitsarbeiterin Lux an. Sie hofft, dass Rundbriefe und Flyer des Katholikentags den Weg in die sogenannten Pilgertüten finden, die alle Papstbesucher erhalten. "Das liegt aber nicht ganz in unserer Macht." Denn die Mächtigen sitzen in den Bischofspalästen, nicht bei den Laienvereinigungen.
Bernd Buchner ist Redakteur bei evangelisch.de und zuständig für das Ressort Kirche + Religion.