Die Antwort der beiden großen kirchlichen Hilfsorganisationen in Deutschland lautet: "Ja", und sie können genau nachweisen, wofür das Geld verwendet wird. Die Caritas und die Diakonie-Katastrophenhilfe sind seit Jahren in Somalia aktiv, und zwar vor allem über ihre Partnerorganisation "DBG". die Abkürzung steht seit 2004 für "Daryeel Bulsho Guud", das heißt "Hilfe für alle". Bis 2003 stand noch "Diakonie Bread for the World Germany" hinter der Abkürzung DBG, doch der Name wurde geändert, nachdem die Organisation komplett in somalische Verantwortung überging.
[listbox:title=Spendenkonten[Diakonie Katastrophenhilfe: Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70##Caritas international: Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00]]
DBG hat sowohl mit den Al-Shabaab-Rebellen als auch mit der Übergangsregierung in Somalia Verträge abgeschlossen. "Wir halten uns strikt und konsequent aus der Politik raus und können dort arbeiten", erklärt Helmut Hess. Der Ruheständler war bis vor drei Jahren Leiter der Afrika-Abteilung bei Brot für die Welt und hält jetzt weiterhin den Kontakt nach Somalia. Er wundert sich über Medienberichte, wonach kaum eine Organisation von den somalischen Rebellen akzeptiert werde. Selbst die Tatsache, dass DBG von christlichen Organisationen aus Deutschland finanziert wird, sei kein Problem, sagt Hess.
Diakonie sammelte bisher 2,8 Millionen Euro
In diesen Tagen sind etwa 1,5 Millionen Euro von der Diakonie-Katastrophenhilfe unterwegs nach Somalia, Kenia und Äthiopien, rechnet Pressesprecher Rainer Lang vor. Die Bewilligung laufe "auf dem kleinen Dienstweg", das Geld gehe per Überweisung direkt an die Partner vor Ort, zum Beispiel an DBG in Mogadischu. Die Mitarbeiter dort hatten zu Beginn der akuten Hungerkrise noch 100.000 Euro aus alten Beständen zur Verfügung, mussten also nicht erst auf Geld warten, sondern konnten sofort mit der Versorgung der Hungernden beginnen. Von den aktuellen Spenden sind bisher rund 850.000 Euro aus verschiedenen Quellen bei DBG angekommen, in den nächsten Tagen rechnen die Mitarbeiter in Mogadischu mit weiteren 500.000 Euro (Stand vom 28. Juli 2011).
Video: Bericht zur Lage in Somalia von DBG-Direktor Omar Olad Ahmed (Quelle: Diakonie Katastrophenhilfe)
Das Spendenaufkommen in Deutschland sei seit dem Aufruf vor gut einer Woche recht gut, sagt Rainer Lang: 2,8 Millionen Euro seien sind bisher eingegangen. Bei der Caritas spendeten die Deutschen bisher rund zwei Millionen Euro. "Das ist ein gutes Ergebnis, auch wenn wir damit nicht alles leisten können, was nötig wäre", sagt Pressereferent Achim Reinke. Er hat beobachtet, dass der Spendeneingang sich täglich verdoppelte, seit erste Bilder in den deutschen Medien zu sehen waren. "Bilder sind wichtiger als Worte. Mit Worten lässt sich nicht das wiedergeben, was ein Bild von einem hilfesuchenden Kind ausdrückt."
Dennoch hält Reinke die Spendenwerbung mittels Fotos für eine schwierige Gradwanderung. Es sei zwar wichtig, die Not deutlich zu machen, aber dabei dürfe man die abgebildeten Menschen nicht bloßstellen. Vor 40 Jahren habe man Kinder mit riesigen Hungerbäuchen abgebildet, heute tue man das nicht mehr. Die ethischen Standards seien strikter geworden.
Wo sind hungernde Kinder, Alte, Behinderte?
Die Caritas gibt die Spenden aus Deutschland an ihre eigenen Landesverbände in afrikanischen Ländern beziehungsweise in Somalia an DBG weiter. Bevor die Helfer vor Ort mit der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser beginnen, machen sie Bestandserhebungen. Sie kennen die Dörfer in den Dürregebieten aus bisherigen Projekten, haben schon vor der akuten Hungersnot damit begonnen, Tiefbrunnen zu bohren und Latrinen aufzubauen.
Nun fahren die Mitarbeiter noch einmal gezielt in die ländlichen Gebiete Somalias und forschen genau nach: "Wo sind die alleinstehenden Frauen mit vielen Kindern? Wo gibt es Behinderte? Wo gibt es Alte, die sich nicht selbst helfen können?" Das sind laut Reinke die wichtigsten Fragen. Dabei versucht DBG darauf hinzuwirken, dass die hungernden Menschen möglichst in ihren Dörfern bleiben. Dort haben sie zumindest ein Dach über dem Kopf. Auf der Flucht würde die Situation für sie nicht unbedingt einfacher.
Die Partnerorganisation der Diakonie-Katastrophenhilfe, DBG, verteilt auch fertige Essensportionen an die Hungernden in Mogadischu. Foto: Diakonie/DBG
Wer doch fliehen muss, bekommt von den Hilfsorganisationen Zelte, Mosquitonetze, Planen und bei Bedarf auch warme Mahlzeiten, wenn zum Beispiel keine Gelegenheit zum Kochen besteht. Auch im Lager Dadaab in Kenia unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe Flüchtlinge über ihre Partnerorganisationen im globalen kirchlichen Hilfsnetzwerk ACT Alliance.
Kleinkinder bekommen "Plumpy'nut"
Besonders aufwändig ist momentan die Verteilung von Trinkwasser in den ausgetrockneten gebieten. Die Partner der Caritas haben eine Flotte von Tanklastwagen angemietet, um den Menschen in den Dörfern Wasser zu bringen. Außerdem bekommen die Familien Reis, Bohnen und Öl jeweils in Rationen für einen oder zwei Monate. Nach Möglichkeit kaufen die Hilfsorganisationen das Essen auf den lokalen Märkten ein und unterstützen dadurch den Handel vor Ort, soweit er noch vorhanden ist.
Dabei haben die Mitarbeiter von DBG allerdings mit stark schwankenden Nahrungsmittelpreisen zu kämpfen: Ein 50-Kilo-Sack Bohnen zum Beispiel kostet nach Angaben von DBG zurzeit 90 US-Dollar, normalerweise zahle man dafür 48 US-Dollar. Trotzdem sind die Einkäufe vor Ort das immer noch preiswerter als Lebensmittel-Importe aus anderen Ländern. Die hohen Transportkosten lohnen sich nur für teure Güter wie Medikamente: Die Diakonie Katastrophenhilfe lässt gerade eine Liste von Arzneimitteln zusammenstellen, die sie an ein Krankenhaus in Mogadischu liefern möchte.
Auch Spezialnahrung für die besonders vom Hunger betroffenen Babys und Kleinkinder muss eingeflogen werden: Die Kleinen bekommen ein Produkt mit dem Namen "Plumpy'nut", eine weiche Paste auf Erdnussbasis, angereichert mit Proteinen und Vitaminen. Diese Spezialnahrung sei sehr teuer und ihr Einsatz nur in akuten Krisen sinnvoll, heißt es von der Caritas. Diese Krise ist offensichtlich akut - "Bis zur kleinen Regenzeit im Oktober geht es darum, die Menschen am Überleben zu halten", sagt Achim Reinke.
Evangelisch.de unterstützt die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe mit einem Spendenaufruf auf Facebook. Mitmachen geht natürlich auch ohne Facebook: Mit einer SMS an 81190 mit NOT als Text spenden Sie direkt 5 Euro über ihre Telefonrechnung an die Diakonie Katastrophenhilfe. 4,83 Euro davon gehen direkt in die Hilfe, 17 Cent sind Verwaltungskosten. Wir sind dankbar für jeden, der mitmacht!
Anne Kampf ist Redakteurin bei evangelisch.de.