Im Bundesfreiwilligendienst ist noch viel Platz

Im Bundesfreiwilligendienst ist noch viel Platz
Hoffen auf den Herbst: In den kommenden Monaten soll die Zahl der Bewerbungen für den neuen Bundesfreiwilligendienst, der den Zivildienst ablöst, stark zunehmen. Das hoffen zumindest die Verantwortlichen. Das Familienministerium rechnet im kommenden Jahr mit 35.000 Freiwilligen; bisher sind es nicht einmal 3.000.
01.07.2011
Von Bettina Markmeyer

Die Zahlen haben sich seit dem Mai nicht deutlich verbessert, die Stimmung bei den Organisatoren des neuen Bundesfreiwilligendienstes hat sich indes aufgehellt. Warnten vor wenigen Wochen noch alle Träger des bisherigen Zivildienstes angesichts fehlender Bewerber, der Bundesfreiwilligendienst werde den Verlust an Zivis nicht annähernd auffangen können, richtet man den Blick nun hoffnungsvoll auf den Herbst.

Sommermonate sind entscheidend

Nicht der heutige 1. Juli, von dem an die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst wegfällt, sei der Stichtag, heißt es jetzt, sondern frühestens der 1. September. Denn dann und im Oktober treten die meisten Jugendlichen traditionell ihre Dienste an. Für den Deutschen Caritasverband seien daher die Sommermonate entscheidend, sagt Sprecherin Claudia Beck. Bisher hat der Verband bundesweit erst 300 unterschriebene Verträge für den Bundesfreiwilligendienst und 100 weitere Zusagen auf den Schreibtischen liegen. Die Caritas und die katholische Kirche bieten 3.300 Plätze an.

Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband haben bisher 639 Bundesfreiwillige unterschrieben, der Verband will aber 5.000 Stellen pro Jahr besetzen. Das ist die Hälfte der bisher rund 10.000 Zivildienststellen - die aber zuletzt mangels Zivis und wegen der Dienstzeitenverkürzung nicht mehr vollständig besetzt werden konnten. Für Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider wäre es ein Erfolg, wenn das selbst gesetzte Ziel erreicht würde, nicht in diesem Jahr, aber längerfristig. Die bisher abgeschlossenen Verträge zeigten, so Schneider, dass sich Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen bewerben, Jugendliche, Arbeitslose, Hausfrauen.

Bei der Diakonie und den evangelischen Jugendverbänden kommen auf derzeit 500 künftige Bundesfreiwillige rund 4.000 Jugendliche, die ab Herbst ein traditionelles Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren wollen. Dabei könnte der evangelische Wohlfahrtsverband 6.500 Plätze im Bundesfreiwilligendienst anbieten. Er hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) aber bereits signalisiert, dass die evangelischen Träger im ersten Jahr mit höchstens 3.000 Bundesfreiwilligen kalkulieren.

"Haben noch kein klares Bild"

Aus der geringen Bewerberzahl zum Start des neuen Dienstes könne man indes noch keine Prognose ableiten, sagt der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft FSJ, Martin Schulze: "Wir haben noch kein klares Bild". Die deutlich höheren Bewerberzahlen beim FJS haben mehrere Gründe: Das FJS ist bekannt und beliebt, das Verfahren klar, viele Jugendliche bewerben sich vorsichtshalber auf mehrere Stellen gleichzeitig. Ob aber so viele übrig bleiben, dass sie den Bundesfreiwilligendienst auffüllen werden, ist offen. Es sei leichter geworden, einen Ausbildungsplatz zu finden, sagt Schulze, und es verließen nun die geburtenschwachen Jahrgänge die Schulen.

Das Bundesfamilienministerium rechnet dennoch damit sein Ziel von 35.000 Bundesfreiwilligen pro Jahr im kommenden Jahr zu erreichen. Nach Schätzungen des Ministeriums hatten bis Ende Juni bundesweit zwischen 2.000 und 3.000 Bewerber einen Vertrag unterschrieben. Den 1. Juli zu einem Stichtag über den Erfolg des Bundesfreiwilligendienstes zu erklären, hält der Leiter des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Jens Kreuter, für wenig sinnvoll: "Am 1. Juli fangen allenfalls die Sommerferien an." Niemand erwarte, dass der neue Dienst gleich im ersten Jahr voll ausgeschöpft werde, sagte Kreuter.

epd