Die Bundeswehr geht Vorwürfen im Zusammenhang mit einem Tag der offenen Tür in der Kaserne in Bad Reichenhall nach: Kinder und Jugendliche sollen dort die Gelegenheit bekommen haben, auf eine Modellstadt mit dem Namen "Klein-Mitrovica" zu schießen. Es werde untersucht, ob bei der Aktion "bestehende Vorschriften und Regeln" missachtet worden seien, sagte ein Sprecher des Heeres am Montag dem epd auf Anfrage.
Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hätten die Kinder und Jugendlichen, anders als in vielen Medienberichten dargestellt, nicht auf die Modellstadt mit Holzhäusern geschossen, sagte der Heeressprecher. Vielmehr sei es darum gegangen, bei dem Spiel die Entfernung zu einzelnen Objekten zu schätzen. Gleichwohl müsse geprüft werden, ob gegen die Grundregeln für derlei Aktionen verstoßen worden sei.
Aktion "moralisch fragwürdig"
Dass für die Modellstadt der Name "Klein-Mitrovica" gewählt wurde, sei "gedankenlos und geschmacklos" gewesen, sagte der Sprecher weiter. Offenbar sei den Beteiligten die historische Dimension dieses Ortsnamens nicht bewusst gewesen. In der Stadt Mitrovica kam es im Zweiten Weltkrieg und im Kosovo-Krieg 1999 zu schweren Kämpfen.
Zu dem Eklat um das "Kriegsspiel" in der Kaserne war es gekommen, nachdem das autonome Bündnis "Rabatz" Fotos der Veranstaltung mit entsprechendem Kommentar ins Internet gestellt hatte. Der Münchner Militärdekan Alfred Gronbach sagte dem epd, die Aktion zeuge von "wenig Feingefühl" und sei "moralisch fragwürdig".
Der Geschäftsführer des Tübinger Instituts für Friedenspädagogik, Günther Gugel, hält Tage der offenen Tür bei der Bundeswehr für Kinder und Jugendliche generell für nicht geeignet. Es sei bedenklich, wenn die Bundeswehr die Faszination, die Waffen auf Jungen ausüben, für ihre Zwecke nutze, sagte der Pädagoge in einem epd-Gespräch.