Lachen statt Läuten: Der lustige Kirchturm in Berlin

Lachen statt Läuten: Der lustige Kirchturm in Berlin
Wer in diesen Tagen über den Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg schlendert, könnte sich über lautes Gelächter wundern. Der Quell der guten Laune ist sozusagen göttlich.
24.04.2011
Von Wiebke Fröhlich

Traditionell geht es in der Kirche eher humorlos und ziemlich ernst zu. Das wollen zwei Künstlerinnen mit einer ungewöhnlichen Aktion an der Emmaus-Kirche in Berlin-Kreuzberg ändern. Seit Ostersamstag bringt ihre Klang-Installation "Lachen erlaubt" den Turm am Görlitzer Bahnhof "zum Lachen". Bis zum 7. Mai wird das viertelstündige Glockengeläut durch Gelächter ersetzt.

"Wir wollen die Menschen an das Lachen erinnern", sagt Brigitte Kottwitz, eine der beiden Künstlerinnen. "Unser Alltag ist vollgepackt mit Terminen und es passiert so viel Schlimmes, dass Heiterkeit in Vergessenheit gerät."

Gelächter von ganz oben

Kottwitz und Carolyn Krüger, beide gute 50 Jahre alt, haben in den vergangenen Jahren bereits einen Kirchturm in ihrer Heimat Frankfurt am Main und eine Dorfkirche im Odenwald zum Lachen gebracht. Kottwitz hatte die Lachbewegung vor mehr als zwölf Jahren entdeckt.

"Erst fand ich das Lachen als Programm komisch, doch dann habe ich es selbst ausprobiert und gemerkt, wie gut es tut", erinnert sich die Künstlerin. Diese Erfahrung wollte sie mit anderen teilen und gründete vor zwölf Jahren den Lachclub Frankfurt am Main. Seitdem beobachtet sie, wie die wöchentlichen Lach-Treffen Menschen helfen.

Die Emmaus-Kirche ist bekannt für ihr breites und buntes Kulturprogramm. Besucher und Gemeindemitglieder kommen nicht nur zum Gottesdienst her, sondern auch, um im Foyer einen Kaffee zu trinken, Yoga zu machen und Konzerte zu erleben.

Den Kontakt zu den Frankfurter Künstlerinnen hat der Berliner Harald-Alexander Korp hergestellt. Der Wissenschaftler und Lachtrainer erläuterte zum Beginn der Kunstaktion am Ostersamstag, was Witz und Humor mit Religion zu tun haben. Dann ertönte auch das laute Gelächter erstmals über Lautsprecher vom Kirchturm.

"Lachen hilft"

Dass "Lachen ohne Grund" hilft, weiß auch Sigrid Pohl-Häusler von der Berliner Initiative "Hauptstadt lacht". Als ihr Mann im vergangenen Jahr starb, gab ihr das gemeinsame Lachen Kraft mit ihrer Trauer umzugehen. "Mir ging es sehr schlecht, doch das Lachen hat mir geholfen, die schwere Zeit zu überstehen", sagt die heute lebensfrohe Frau mit lila-blauem Haar. "Wenn du weißt, dass du lachen kannst, kannst du auch andere Gefühle viel besser zulassen."

Der indische Arzt Madan Kataria rief 1998 den Weltlachtag ins Leben und legte den Grundstein für die globale Lachbewegung. Mit der positiven Energie, die das Lachen freisetzt, will er Frieden, Liebe und Gesundheit fördern. Seither treffen sich Menschen weltweit am ersten Sonntag im Mai, um gemeinsam und öffentlich zu lachen.

In Berlin gab es den Weltlachtag zum ersten Mal 2001. Dieses Jahr fällt er auf den 1. Mai. Unter dem Motto "Schuften ist out, Lachen ist in" will sich die Berliner Initiative "Hauptstadt lacht" um 14.00 Uhr auf dem Tempelhofer Feld treffen, um zeitgleich mit Menschen in Europa fünf Minuten lang zu lachen. Zeitversetzt feiern 6000 Lachclubs auf allen Kontinenten diesen Tag.

dpa