Die Wahl durch die 140-köpfige Synode findet am 17. Juni in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis statt. Die Kandidatinnen wurden vom Bischofswahlausschuss benannt. Jepsen war im vergangenen Sommer als Bischöfin des Sprengels Hamburg und Lübeck zurückgetreten. Sie reagierte damit auf Vorwürfe wegen ihres Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die Theologin war vor rund 20 Jahren die erste lutherische Bischöfin der Welt.
Synodenpräsident Hans-Peter Strenge zeigte sich erfreut über die Kandidatur der beiden Frauen. "Der gute Ruf von Petra Bahr ist auch dem Wahlausschuss zu Recht nicht verborgen geblieben", unterstrich er. Kirsten Fehrs sei "als Dithmarscherin mit allen nordelbischen 'Reformwassern gewaschen' im Sprengel Hamburg und Lübeck angekommen." Die nordelbische Kirche steht gegenwärtig in einem umfangreichen Reformprozess. An Pfingsten 2012 ist eine Fusion mit der mecklenburgischen und der pommerschen Kirche vorgesehen. Danach gibt es neben dem Landesbischof noch regionale Bischöfe in Hamburg, Greifswald und Schleswig.
Petra Bahr: Leiterin des EKD-Kulturbüros in Berlin
Petra Bahr wurde 1966 in Lüdenscheid geboren. Nach einer journalistischen Ausbildung studierte sie 1989 bis 1996 evangelische Theologie und Philosophie unter anderem in Münster, Bonn und Jerusalem. Nach einem kurzen Umweg in eine Unternehmensberatung war sie von 1999 bis 2005 Referentin für Theologie an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und Lehrbeauftragte für Theologie und Ethik an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
2002 promovierte die Theologien in Basel zum Thema "Die Darstellung des Undarstellbaren". Seit Januar 2006 ist Petra Bahr die erste Kulturbeauftragte des Rates der EKD und Leiterin des Kulturbüros in Berlin. Sie hat ihr Vikariat in Berlin-Wedding abgeleistet und ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO). Seit 1996 ist sie verheiratet mit Hans Michael Heinig, dem Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD. Das Ehepaar hat einen dreijährigen Sohn.
Kirsten Fehrs: Chefin des Kirchenkreises Hamburg-Ost
Kirsten Fehrs wurde 1961 im schleswig-holsteinischen Wesselburen geboren. Sie studierte evangelischen Theologie in Hamburg und war nach der Ordination im Jahr 1990 zunächst als Gemeindepastorin in Hohenwestedt tätig. Es folgten Stationen in Projektpfarrstellen im Kirchenkreis Rendsburg und als mehrjährige Leiterin des dortigen Evangelischen Bildungswerkes. Während dieser Tätigkeit übernahm sie auch einen Lehrauftrag an der Universität Zürich in Praktischer Theologie.
Sechs Jahre lang war sie anschließend auf einer Projektpfarrstelle im Kirchenkreis Rendsburg in der Personal- und Gemeindeentwicklung beziehungsweise Personalentwicklung in der Nordelbischen Kirche beratend tätig. 2006 wurde Kirsten Fehrs zur Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost gewählt. Mit diesem Datum nahm sie zugleich ihre Arbeit als Hauptpastorin an der Hauptkirche Sankt Jacobi auf. Kirsten Fehrs ist seit 1990 verheiratet mit dem Pastor Karsten Fehrs.
Bollmann übt Bischofsamt gegenwärtig aus
Seit Jepsens Rückzug im Juli vergangenen Jahres wird das Hamburger Bischofsamt von ihrem Vertreter Jürgen Bollmann (63), Propst im Hamburger Stadtteil Harburg, ausgeübt. Der Sprengel Hamburg und Lübeck umfasst neben dem Hamburger Stadtgebiet die schleswig-holsteinischen Umlandgemeinden, Lübeck sowie den Kreis Herzogtum Lauenburg. Hier leben 923.000 evangelische Christen in rund 226 Gemeinden.