Ein GAU wird in der Atomenergie-Fachsprache auch "Auslegungsstörfall" genannt, was wesentlich harmloser klingt als "Größter Anzunehmender Unfall". Die synonym verwendeten Begriffe "GAU" und "Auslegungsstörfall" bezeichnen laut Bundesamt für Strahlenschutz "den größten Unfall, für den die Sicherheitssysteme noch ausgelegt sein müssen. Die Sicherheitssysteme müssen in einem solchen Fall gewährleisten, dass die Strahlenbelastung außerhalb der Anlage die nach der Strahlenschutzverordnung geltenden Störfallgrenzwerte nicht überschreitet."
Um einen GAU handelte es sich demnach bei dem Unfall 1979 auf Three Mile Island in Pennsylvania, wo es zwar zu einer partiellen Kernschmelze kam, aber keine Explosion eintrat. Ein Teil der Kühlung war ausgefallen, radioaktives Gas entwich in die Umgebung. Über dessen Menge gibt es widersprüchliche Angaben.
Von einem Super-GAU ist laut dem Atomexperten von IPPNW, Henrik Paulitz, erst dann die Rede, wenn massive Mengen Radioaktivität freigesetzt werden, beziehungsweise wenn der Unfall nicht mehr beherrschbar ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Sicherheitsbehälter, das so genannte Containment, zerstört wird. Der Unfall 1986 in Tschernobyl in der Ukraine war der bislang schlimmste Super-GAU der Geschichte.
In der Fachsprache wird ein Super-GAU als "Auslegungsüberschreitender Unfall" bezeichnet. Das bedeutet, dass das Kraftwerk für einen solchen Unfall nicht ausgelegt ist und die Situation außer Kontrolle gerät. Die Lage in Fukushima muss demnach jetzt als Super-GAU bezeichnet werden - spätestens seit der Nachricht, dass ein Loch in den Druckbehälter von Reaktor 2 gerissen wurde und die Mitarbeiter wegen der hohen Strahlung die Kontrollräume verlassen haben.