Soldaten trauern um tote Kameraden

Soldaten trauern um tote Kameraden
Drei Soldaten sind tot, die Truppe ist geschockt, das Bangen um ihre Kameraden geht weiter: Nach dem Angriff auf die Bundeswehr in Baghlan schweben immer noch zwei Soldaten in Lebensgefahr. Deutschland will trotzdem an der Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee festhalten.

Nach dem Angriff auf die Bundeswehr in der afghanischen Unruheprovinz Baghlan schweben immer noch zwei deutsche Soldaten in Lebensgefahr. Ihr Zustand sei kritisch, aber stabil, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos am Samstag in Potsdam. Sie sollen noch am Wochenende mit den anderen Verwundeten mit einem Lazarett-Airbus der Luftwaffe nach Deutschland geflogen werden. Das afghanische Verteidigungsministerium kündigte die Einsetzung einer hochrangigen Delegation zur Untersuchung der Vorfälle an. Vertreter der Taliban bestritten jede Verbindung zu dem Todesschützen.

Die drei Soldaten, die bei dem Anschlag getötet wurden, werden nach Angaben der Bundeswehr voraussichtlich am Montag nach Deutschland gebracht. Zuvor soll eine Trauerfeier im Einsatzgebiet stattfinden, wahrscheinlich im Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Später ist eine zentrale Trauerfeier auch in Deutschland geplant. Der genaue Zeitplan stehe aber noch nicht fest, sagte der Sprecher der Einsatzführungskommandos in Potsdam. Heimatstandort aller drei Soldaten war Regen in Niederbayern.

Verstorbene Soldaten waren 21, 22 und 30 Jahre alt

Beim schlimmsten Angriff auf die Bundeswehr in Afghanistan seit fast einem Jahr hatte am Freitag ein Soldat der afghanischen Nationalarmee in dem deutschen Feldlager um sich geschossen. Zwei Soldaten - ein 22-jähriger Stabsgefreiter und ein 30 Jahre alter Hauptfeldwebel - starben sofort, ein dritter erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Der Hauptgefreite hätte in knapp zwei Wochen seinen 22. Geburtstag gefeiert. Zwei weitere Soldaten wurden lebensgefährlich verletzt, vier kamen mit leichteren Blessuren davon.

Bei einem weiteren Anschlag nahe Kundus wurden am Freitagabend vier deutsche Soldaten leicht verletzt. Die deutsche Patrouille wurde gegen 17.40 Uhr deutscher Zeit (21.10 Uhr Ortszeit) etwa acht Kilometer nordwestlich des Stützpunkts Kundus mit Handfeuerwaffen und Panzerabwehrhandwaffen beschossen. Vier Soldaten mussten mit leichten Verletzungen vom Sanitätsdienst behandelt werden. Sie sollen zur Nachbetreuung ebenfalls mit dem Airbus nach Deutschland zurückkehren, der als eine Art fliegende Intensivstation auch für den Transport von Schwerstverletzten ausgestattet ist.

Guttenberg stellt das "Partnering" nicht in Frage

Vertreter der Taliban übernahmen die Verantwortung für den Angriff auf die Patrouille bei Kundus, bestritten aber jede Verbindung zu dem Todesschützen von Baghlan. Das afghanische Verteidigungsministerium kündigte am Samstag an, eine hochrangigen Delegation zur Untersuchung der Vorfälle von Baghlan einzuberufen.

Provinzgouverneur Munshi Abdul Majeed erklärte, erste Informationen wiesen darauf hin, dass der Angreifer politische Motive gehabt und mögliche Verbindungen zu einem "terroristischen Netzwerk" gepflegt habe. Der Mann, der eigentlich zum Schutz des Bundeswehr-Außenpostens "OP North" eingesetzt war, wurde bei dem Angriff erschossen. Zur seiner Identität gab es zunächst keine Informationen.

Die Bundesregierung will trotz des Angriffs an der Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee festhalten. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) (dpa-Foto links, mit Generalleutnant Rainer Glatz) warnte am Freitagabend davor, das sogenannte Partnering jetzt infrage zu stellen. Wer dies tue, spiele dem Gegner in die Hände. "Allerdings birgt dieses Miteinander auch Risiken", sagte der Minister. Als Reaktion auf den Anschlag wurde eine andere Einheit der afghanischen Streitkräfte mit der Außensicherung des Camps betraut. 

dpa