Mit ihrem Rückzug reagiert Griese auf die Kritik an ihrer Doppelfunktion und beendet ihre Tätigkeit bei der Diakonie ein Jahr vor Vertragsende. Die Nachfolge für den sozialpolitischen Vorstand ist den Angaben zufolge noch nicht entschieden. Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zählt mit mehr als 435.000 Beschäftigten in 27.500 Einrichtungen zu den größten Arbeitgebern in Deutschland.
Griese erklärte zu ihrem Rücktritt, sie habe sich mit der Arbeit der Mitglieder und Einrichtungen der Diakonie zutiefst identifiziert und wolle sich auch "weiter mit ganzem Herzen für die Menschen und die Themen engagieren, die uns in der Diakonie bewegen". Der Diakonische Rat hatte von ihr erwartet, sich zwischen dem Bundestagsmandat und der Vorstandsaufgabe in der Diakonie zu entscheiden.
Der Vorsitzende des Diakonischen Rates, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, dankte Griese für ihr Engagement. Sie habe die Themen und Positionen der Diakonie aktiv in die Politik eingebracht und sich unermüdlich für die Belange von sozial benachteiligten Menschen eingesetzt. "Gerade in den vergangenen Monaten, als sich die Diakonie in einer schwierigen Entwicklung befand, hat Frau Griese viel dazu beigetragen, das sozialpolitische Profil der Diakonie weiterzuentwickeln", sagte July.
Präsident zurückgetreten
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verliert mit dem Rückzug von Griese innerhalb von wenigen Wochen ihr zweites von insgesamt vier Vorstandsmitgliedern. Ende September war der Präsident des Verbandes, Klaus-Dieter Kottnik, von seinem Amt zurückgetreten. Die Diakonie nannte dafür gesundheitliche Gründe. Für den Präsidentenposten kandidiert auf der Diakonischen Konferenz am 9. Dezember der badische Diakonie-Chef Johannes Stockmeier.
Griese war im Oktober 2009 mit einem bis Ende 2011 befristeten Vertrag in den Vorstand des Diakonischen Werkes berufen worden, nachdem sie bei der Bundestagswahl im September 2009 den Einzug ins Parlament knapp verpasst hatte. Ein knappes Jahr später, im Juli 2010, zog die SPD-Politikerin aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen als Nachrückerin wieder in den Bundestag ein. Seither war Griese sowohl Bundestagsabgeordnete als auch Sozialpolitischer Vorstand der Diakonie.
Die Organisation Lobbycontrol hatte darauf hingewiesen, dass bei Nachrückern in den Bundestag zwar "eine gewisse Übergangszeit" für die vorherige Tätigkeit vertretbar sei. Allerdings besagten die Transparenzregeln für Bundestagsabgeordnete, dass die Abgeordnetentätigkeit im Mittelpunkt zu stehen habe. Eine Übergangszeit bis Ende 2011 sei im Fall Griese nur "schwer begründbar". Griese gehört dem Bundestag mit der Unterbrechung von September 2009 bis Juli 2010 seit dem Jahr 2000 an. Sie war Vorsitzende des Familienausschusses und Kirchenbeauftragte der SPD-Fraktion. Griese ist seit 2003 Mitglied der Synode der EKD.