Offenbar Unschuldiger in den USA hingerichtet

Offenbar Unschuldiger in den USA hingerichtet
Im US-Bundesstaat Texas ist vor zehn Jahren möglicherweise ein Unschuldiger hingerichtet worden. Wie die US-Zeitschrift "Texas Observer" berichtete, war Claude Jones wegen Mordes am Eigentümer eines Spirituosenladens zum Tode verurteilt worden. Er starb am 7. Dezember 2000 durch eine Giftspritze.

Ein am Tatort gefundenes Haar sei der einzige Beweis für seine Schuld gewesen, hieß es. Wie eine DNA-Analyse dem Bericht zufolge nun ergeben hat, gehörte das Haar dem Opfer. "Texas Observer" und die Rechtshilfeorganisation "Innocent Project" hatten den Test verlangt. Zum Zeitpunkt des Verfahrens seien DNA-Analysen in texanischen Gerichten noch nicht verwendet worden, hieß es weiter.

Ein Sachverständiger habe nach einer mikroskopischen Untersuchung erklärt, dass das Haar wohl von dem mehrfach vorbestraften Jones stamme. Beim Berufungsverfahren hätten Jones' Anwälte einen DNA-Test gefordert. Das Gesuch blieb erfolglos.

139 Menschen unschuldig verurteilt

Nach Angaben des "Todesstrafen-Informationszentrums" sind seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1973 in den USA bereits 139 unschuldig zum Tode Verurteilte wieder entlassen worden - zwölf davon in Texas. Erst im Oktober 2010 kam dort der 45-jährige Anthony Graves nach 16 Jahren im Todestrakt frei.

Zurzeit untersucht eine Regierungskommission in Texas das 2004 vollstreckte Todesurteil gegen Cameron Willingham. Er soll sein Haus angezündet haben, um seine drei Töchter umzubringen. Neuen Gutachten zufolge hatten die Brandermittler schwere Fehler begangen. Das Feuer sei von einem defekten Ofen verursacht worden. Schon mehrmals haben Todesstrafengegner Bundesstaaten wie Texas vorgeworfen, sie hätten Unschuldige hingerichtet. Bisher konnte das aber noch nie nachgewiesen werden.

Unterdessen hat Weißrusslands autoritär regierender Präsident Alexander Lukaschenko eine baldige Abschaffung der Todesstrafe in seinem Land trotz jüngster Kritik aus Deutschland ausgeschlossen. Einer solchen Änderung müsse in einem Referendum die Mehrheit zustimmen, sagte Lukaschenko. Umfragen würden aber einen starken Rückhalt in der Bevölkerung für die Todesstrafe zeigen, behauptete der seit 16 Jahren amtierende Staatschef. In der vergangenen Woche hatten Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) und Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Minsk demokratische Reformen angemahnt.

Europa: Nur noch Weißrussland

Weißrussland vollstreckt als letzter Staat in Europa die Todesstrafe. Dazu komme es aber nur bei schwersten Verbrechen, verteidigte Lukaschenko laut Belta die Hinrichtungen per Genickschuss. Eine grundsätzliche Umwandlung der Todesstrafe in lebenslange Haft schließe er für die Zukunft zwar nicht völlig aus. Dem müsse aber ein Umdenken in der Bevölkerung vorausgehen, sagte der Präsident. Umfragen und Abstimmungen gelten unter Lukaschenko, der sich am 19. Dezember wiederwählen lassen will, traditionell als manipuliert.

epd/dpa