Um der konfessionellen Situation in Deutschland Rechnung zu tragen, wäre auch ein Begegnung mit der Spitze der evangelischen Kirche zu wünschen, sagte Friedrich am Samstag am Rande der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Hannover. Der leitende lutherische Bischof äußerte zudem die Erwartung, dass die Evangelische Kirche in Deutschland in die Vorbereitungen des Papstbesuches einbezogen werde.
Ein Besuch Benedikts 2011 sei mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bei dessen jüngstem Romaufenthalt besprochen worden, hatte die "Frankfurter Rundschau" berichtet. Bereits in den vergangenen Jahren hatte es mehrfach Spekulationen über einen erneuten Papstbesuch in Deutschland gegeben. Bei den beiden bisherigen Besuchen von Benedikt in Deutschland, 2005 beim Weltjugendtag in Köln und 2006 in Bayern, handelte es sich nicht um Staatsbesuche, sondern um sogenannte Pastoralreisen.
Konservativ, berechenbar, präzise
In einer Bewertung des fünfjährigen Pontifikats von Benedikt XVI. schloss der lutherische Ökumenebischof Friedrich Weber nicht aus, "dass es in der Ökumene noch zu Weiterentwicklungen kommt; das traue ich Papst Benedikt durchaus zu". Schnelle Fortschritte in den strittigen theologischen Lehrfragen sehe er allerdings derzeit nicht. In seiner konservativen Grundhaltung sei das katholische Kirchenoberhaupt aus Sicht der Lutheraner "berechenbar und präzise", ergänzte Weber.
Vor dem lutherischen Kirchenparlament warb Weber für mehr Gemeinsamkeit in der Abendmahlsfrage mit der katholischen Kirche. In den "theologischen Knackpunkten" des Abendmahls- und Eucharistieverständnisses lägen beide Konfessionen nicht mehr weit auseinander. Weber erneuerte seinen Vorschlag, Gespräche mit der römisch-katholischen Kirche über eine gemeinsame Erklärung zum Abendmahl aufzunehmen. Ein solches Dokument könnte zeigen, dass in den traditionellen Kontroversen, wie beispielsweise Laienkelch und Messopfer, ein "differenzierter Konsens" erreicht sei. Für das öffentliche Bewusstsein wäre ein solcher Schritt von erheblicher Bedeutung, argumentierte der Braunschweiger Landesbischof in seinem Catholica-Bericht.
Katholiken dürfen nicht zum Abendmahl
Während zu evangelischen Abendmahlsfeiern alle getauften Christen zugelassen sind, dürfen evangelische Christen an der katholischen Eucharistiefeier nur in Ausnahmefällen teilnehmen. Offiziell wiederum ist es Katholiken untersagt, zum evangelischen Abendmahl zu gehen. Trotz der ungelösten Unterschiede in zentralen Lehrfragen äußerte Weber die Hoffnung, dass mit dieser Erklärung auch in der kirchlichen Praxis Fortschritte möglich seien. Denn ein Dokument ohne praktische Folgen wäre evangelischen Christen in konfessionsverbindenden Ehen, aber auch weiten Kreisen in der katholischen Kirche nicht zu vermitteln.
Obwohl der Ökumene-Experte für einen solchen Prozess derzeit wenige Spielräume in Rom sieht, warb Weber dafür, auf nationaler Ebene intensiv weiterzuarbeiten. Zuversichtlich stimme ihn, dass Erzbischof Zollitsch sich für ein gemeinsames Abendmahl für Eheleute unterschiedlicher Konfession einsetzen wolle. Es gebe eine "leise Auswanderung" gerade von in konfessionsverbindenden Ehen lebenden Partnern aus der Kirche, wenn kirchliche Praxis dem gemeinsamen Glaubensleben keinen Platz biete, äußerte Weber als Sorge.