Kulturbeauftragte: "Die Kirchenmusik muss sparen"

Kulturbeauftragte: "Die Kirchenmusik muss sparen"
Die Kulturbeauftragte der evangelischen Kirche, Petra Bahr, hat sich für eine stärkere Kooperation zwischen Kirchenmusik und kommunalen Musikangeboten ausgesprochen. Angesichts des "gigantischen Kostendrucks", gerade auf öffentliche Einrichtungen, komme es darauf an, mehr miteinander als nebeneinander zu machen, sagte Bahr dem epd anlässlich des Kirchenmusikkongresses "Einheit durch Vielfalt" in Berlin. Die Kirche tue gut daran, sich gegen den "Kahlschlag in kulturellen Institutionen" zu wehren.

Musik sei ein Ausdruck des Glaubensleben, daher hätten Kirchen auch eine musikpädagogische Aufgabe. Es sei wichtig, dass Kirchengemeinden für den Erhalt von Musikschulen am Ort kämpften, betonte Bahr. Zur musikalischen Frühförderung gelte es "gemeinsame Projekte" von Musikschule und Kindergarten oder Kinderchören zu finden. Sonst gebe es bald auch in den Gemeinden immer weniger Menschen, die singen und musizieren wollten. Die Kirchen könnten zudem ihre Orgeln für den Unterricht der Musikschulen bereitstellen.

Zur künftigen Finanzierung sagte Bahr: "Die Kirchenmusik muss sparen üben." Dies müsse aber "mit Augenmaß" geschehen, die Musik sei im Gottesdienst so unverzichtbar wie Pfarrer und Gemeinde. Doch sei zu prüfen, wo jeweils in welche musikalischen Projekte investiert werde, ob mehr Bach oder mehr Popkultur gefragt sei, betonte die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

"Verletzungen, Frustration und Ignoranz"

In jedem Fall müssen ihrer Ansicht nach Pfarrer und Kirchenmusiker viel enger zusammenarbeiten. "Liturgie und musikalische Kompetenz sind genauso wichtig wie die Predigt", sagte Bahr. Im Verhältnis zwischen Pastoren und Kantoren gebe es viele Verletzungen, Frustration und Ignoranz. Die Theologen müssen sich daran erinnern, dass Kirchenmusik einen Anteil an der Verkündigung habe.

An dem Kongress zur Situation der Kirchenmusik, dessen Konzertrahmenprogramm an diesem Sonntag mit Gottesdiensten in Berlin endet, nehmen rund 200 Theologen, Musiker und Musikwissenschaftler teil. In einer Resolution hatten auch sie sich am Freitagabend für eine engere Zusammenarbeit von Kirchenmusik und öffentlichen Musikeinrichtungen ausgesprochen. Veranstalter der Tagung sind der Deutsche Musikrat und die musikalischen Spitzenverbände der beiden großen Kirchen.

epd