Ein wegen Mordes an afghanischen Zivilisten angeklagter US-Soldat beschuldigt seinen Vorgesetzten, er habe die Truppe zum Töten angestachelt. Ein "verrückter" Unteroffizier habe die Opfer ausgewählt und seine Soldaten praktisch aufgefordert, sie umzubringen, sagte ein 22-jähriger Gefreiter in einem Verhör-Video, das US-Medien am Montag veröffentlichten.
"Wollt ihr den Typen abmurksen?", habe der Vorgesetzte der Einheit zu den Soldaten gesagt. Zugleich gab der beschuldigte Gefreite, der sich gemeinsam mit vier Kameraden bei Anhörungen vor einem Militärgericht verantworten muss, seine Beteiligung an den Grausamkeiten zu. Der Afghane war unbewaffnet.
Der Vater des geständigen Gefreiten sagte dem amerikanischen Fernsehsender ABC, sein Sohn habe ihm mitgeteilt: "Wenn er irgendjemandem da drüben [Afghanistan, Anm. d. Red.] davon erzählt, würde er die Nacht nicht überleben." Der Angeklagte selbst belastete seinen vorgesetzten Offizier schwer. "Er hat überhaupt kein Problem damit, diese Leute umzubringen", sagt er in dem veröffentlichten Video. "Wenn es um's Töten geht, ist das für diesen Typen viel zu einfach", beschreibt er in dem Verhör den Charakter des Unteroffiziers. "Du willst ihm nicht in die Quere kommen, niemals."
Die Anklage: Drei unbewaffnete Afghanen getötet
Der Fall hatte kürzlich Schlagzeilen in den USA gemacht. Mehrere amerikanische Soldaten sollen afghanische Zivilisten getötet und dann deren Körperteile als Trophäen mitgenommen haben - darunter Finger- und Beinknochen, einen Zahn und einen Schädel.
Die Infanteristen sollen von Januar bis Mai drei Afghanen in der Provinz Kandahar mit Gewehren und Granaten getötet haben, ohne dass die Zivilisten für sie eine Bedrohung darstellten. Die Militärbehörden werfen den fünf Soldaten vorsätzlichen Mord vor. Im Falle eines Prozesses und eines Schuldspruches droht ihnen lebenslange Haft oder in einigen Fällen sogar die Todesstrafe.