Kottniks Amtsgeschäfte übernimmt vorläufig Vizepräsident Wolfgang Teske. Erst im August hatte sich Kottnik von seinem persönlichen Referenten Walter Merz getrennt, nachdem bekanntgeworden war, dass dieser im Jahr 2007 Partner in einer Stuttgarter Beratungsfima war, die auch die Diakonie beriet. Kottnik hatte nach eigenen Angaben von Merz' Funktion in der Unternehmensberatung nichts gewusst. Auch die Zusammenarbeit mit der Firma Dithmar & Partner hat die Diakonie beendet.
Das Diakonische Werk mit Sitz in Stuttgart plant derzeit den Zusammenschluss mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED), der in Bonn ansässig ist. Bis 2013 soll in Berlin ein "Evangelisches Zentrum für Entwicklung und Diakonie" entstehen.
Schneider bedauert Schritt
Der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider äußerte sein Bedauern über den Rücktritt Kottniks zum 30. September. Dieser verfüge nicht nur über "hohe fachliche, sondern vor allem auch große menschliche Kompetenz", sagte Schneider. Der evangelische Theologe habe "stets integrierend gewirkt und das Diakonische Werk, aber auch die evangelische Kirche insgesamt überzeugend nach außen vertreten". "Deswegen bedauere ich diesen Rücktritt, klar ist aber auch, dass jetzt die Sorge um seine Gesundheit und die vollständige Genesung im Vordergrund stehen muss", sagt Präses Schneider.
Der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, dankte Kottnik laut der Mitteilung für "seinen engagierten Einsatz an der Spitze des Diakonischen Werkes der EKD". Er habe zukunftsorientierte Ideen in den evangelischen Wohlfahrtsverband eingebracht. Zudem habe er die Fusion von Diakonischem Werk der EKD und Evangelischem Entwicklungsdienst maßgeblich vorangetrieben und das Verhältnis zwischen Kirche und Diakonie weiter vertieft.
Gebürtiger Stuttgarter
Klaus-Dieter Kottnik stand seit 1. Februar 2007 als Nachfolger von Jürgen Gohde an der Spitze des Diakonischen Werks (DW). Der 58-jährige gebürtige Stuttgarter ist einer der bekanntesten evangelischen Sozialexperten in Deutschland. Er war von 1984 bis 1991 Gemeindepfarrer in Riedenberg, ehe er Vorstandschef der Diakonie Stetten wurde. Von 2002 bis 2007 war er auch Vorsitzender des Bundesverbandes evangelischer Behindertenhilfe.
Im Diakonischen Werk sind mehr als 450.000 hauptamtliche Mitarbeiter in 27.500 sozialen Einrichtungen beschäftigt. Die Diakonie mit dem Kronenkreuz als Erkennungszeichen ist damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Insgesamt befinden sich mehr als eine Million Betreuungsplätze für Jugendliche, behinderte und alte Menschen sowie in Krankenhäusern in diakonischer Trägerschaft. DW-Mitglieder sind neben der EKD alle evangelischen Landeskirchen und neun Freikirchen. Der Diakonie gehören zudem rund 80 Fachverbände der verschiedensten Arbeitsfelder an.
Bischof July Chef des Aufsichtsgremiums
Der DW-Präsident wird von der Diakonischen Konferenz gewählt, der 93 Mitglieder angehören. Sie beschließt auch allgemeine Grundsätze für die Arbeit der Diakonie. Die laufenden Geschäfte zwischen den Sitzungen der Diakonischen Konferenz führt der Diakonische Rat mit seinen 18 Mitgliedern. Diesem Rat steht seit einigen Monaten Landesbischof July vor.