Die Lagerhalle des Logistik-Unternehmens ist gigantisch. Mit 21 000 Quadratmetern hat sie eine Fläche von drei Fußballfeldern. Darauf gibt es Platz für 20 000 Paletten, 1,1 Millionen Packstücke mit einem Gesamtgewicht von 9,6 Millionen Kilogramm werden pro Jahr verschickt. „Die Firmen produzieren die Ware, das ist ihre Kernkompetenz. Wir packen die Produkte in Pakete und verschicken sie weltweit, das können wir besser als sie. Das Lager ist die Schnittstelle zwischen Hersteller und Abnehmer“, erläutert Kerstin Liefting, Geschäftsführerin von LOEWE Logistics & Care, die Aufgaben des Logistik-Unternehmens in Herford.
Seit einem Jahr arbeiten die Betheler Werkstätten für Menschen mit Behinderung „proWerk“ mit der Logistik-Firma LOEWE zusammen. Das Besondere: Bei LOEWE Logistics & Care gibt es gleich eine ganze Gruppe behinderter Mitarbeiter und nicht nur einzelne Arbeitsplatzangebote wie in anderen Firmen. Die zehn Beschäftigten sitzen in der Lagerhalle an drei großen Tischen und etikettieren und verpacken Waren für den Versand. Dabei werden sie von einer proWerk-Fachkraft unterstützt. „Ausgelagerte Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind das Modell der Zukunft“, betont Ottokar Baum, Geschäftsführer von Bethel proWerk.
Zu Beginn der Zusammenarbeit gab es Bedenken – auf beiden Seiten. „Der Anfang war holprig. Nicht alle der 2 100 proWerk-Beschäftigten eignen sich für einen ausgelagerten Arbeitsplatz. Es war nicht leicht, eine Gruppe zusammenstellen, die den Anforderungen entspricht“, so Ottokar Baum. Und auch bei LOEWE-Logistics machte man sich Gedanken. Denn vom Rotwein bis zum Hundehalsband sind die Konsumgüter im Lager vornehmlich hochwertig. „Unsere Kundschaft legt Wert auf höchste Sicherheit und Sorgfalt im Umgang mit ihren Produkten. Sie stammen überwiegend aus dem Premiumbereich. Wir wussten nicht, wie die Beschäftigten die Ware behandeln würden“, so Kerstin Liefting.
Mittlerweile sind alle Bedenken ausgeräumt. „Ich bin beeindruckt, wie verantwortungsvoll die Menschen mit den Artikeln umgehen und wie stark sie sich mit unserer Firma identifizieren“, freut sich Kerstin Liefting. Wenn sie Kunden durch die Firma führt, stellt sie auch immer die proWerk-Gruppe vor. „Die Kundschaft reagiert sehr positiv und interessiert an der Zusammenarbeit zwischen uns und Bethel“, versichert die Geschäftsführerin und hofft auf viele weitere Jahre mit dem proWerk-Team.
Für Michael Schubert kommt jedenfalls kein anderer Arbeitsplatz mehr in Frage. Er sei glücklich, sagt er. Und sein Kollege Jochen Wilms-Fischer ergänzt. „Die selbstständige Fahrt mit Bus und Bahn zum Arbeitsplatz, die Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich der Firma, die Arbeitszeit, die Kantine – das gibt mir jeden Tag ein gutes Gefühl. Hier sind wir normal!“