Bergmann begrüßt neue Leitlinien gegen Missbrauch

Bergmann begrüßt neue Leitlinien gegen Missbrauch
Als "Schritt nach vorne" hat die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, die verschärften Leitlinien der katholischen Bischöfe begrüßt. Zustimmung kam auch von Parteien und Verbänden.

Im Südwestrundfunk begrüßte Bergmann am Mittwoch, dass die Bischöfe eine generelle Anzeigepflicht vorsehen. Die CDU-Politikerin Ingrid Fischbach forderte eine konsequente Anwendung der Leitlinien gegen Kindesmissbrauch. Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland wertete die Neufassung positiv.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte am Dienstag ihre neuen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch vorgestellt. Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch in katholischen Einrichtungen soll künftig grundsätzlich die Staatsanwaltschaft informiert werden, es sei denn, dass Opfer wünscht das nicht.

"Größtmögliche Unabhängigkeit"

Diese Regelung sei eine praktikable Lösung, sagte Bergmann. Sowohl kirchliche als auch staatliche Beratungsstellen berichteten immer wieder, dass mutmaßliche Opfer häufig keinen Strafantrag wünschten, weil sie sonst in Konflikte gerieten. Als "kritischen Punkt" sieht Bergmann, dass als Missbrauchbeauftragte Mitarbeiter der Kirche eingesetzt werden sollen. "Ich vertrete immer die größtmögliche Unabhängigkeit, das heißt, eine Person von außen", sagte sie.

Um Missbrauchsopfer materiell zu entschädigen, könne die katholische Kirche sofort eigene Regelungen treffen und müsse sich nicht an den Beschlüssen des Runden Tisches orientieren, sagte die Regierungsbeauftragte. "Es muss niemand auf uns warten", sagte Bergmann: "Bei uns dauert es noch ein bisschen."

Entschädigungsfrage vertagt

Die Frage der Entschädigung der Missbrauchsopfer wurde in den Leitlinien ausgeklammert. Darüber solle mit der Bundesregierung, Experten und Opferverbänden am Runden Tisch geredet werden, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann. Er befürwortete ein abgestimmtes Vorgehen, da eine ungleiche Behandlung sonst neue Ungerechtigkeiten für die Opfer bedeute.

Die stellvertreten Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Fischbach, sagte, alle Beteiligten müssten über die neuen Regularien umfassend aufgeklärt werden. Insbesondere die verbindliche Regelung der Zusammenarbeit der Bistümer mit der Staatsanwaltschaft durch grundsätzliche Information bei Verdachtsfällen stelle eine deutliche Verbesserung dar. Ausnahmen hiervon, etwa bei ausdrücklichem Wunsch des Opfers, könnten im Einzelfall angemessen sein.

Wieder glaubwürdig werden

Dies Überarbeitung der Leitlinien stehe für die Bemühungen der Bischöfe, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, sagte Maria Theresia Opladen, Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland. "Aus unserer Sicht ist es vor allem wichtig, dass Betroffene umfassend unterstützt und Täter konsequent zur Verantwortung gezogen werden. Die Leitlinien lassen daran keinen Zweifel mehr", so Opladen.

epd