Hochwasser: Erste Entspannung in Brandenburg

Hochwasser: Erste Entspannung in Brandenburg
Erste Entspannung, aber noch keine Entwarnung in Brandenburg: Ein Neiße-Pegel ging bereits zurück, doch ein Ort bleibt wegen drohenden Deichbruchs evakuiert. In Sachsen entspannt sich die Hochwasserlage weiter. Die Menschen haben allerdings Angst vor Plünderungen.

Nach der Flut geht in Sachsen das große Aufräumen weiter und auch beim Hochwasser in Brandenburg deutete sich in der Nacht zum Dienstag leichte Entspannung an. So sei der Pegelstand der Neiße bei Klein Bademeusel (Spree-Neiße) binnen vier Stunden um 24 Zentimeter gesunken und habe um 3 Uhr bei 4,93 Metern gelegen, sagte eine Sprecher der Katastrophenschutzbehörde des Landkreises Spree-Neiße. Den höchsten Stand hatte der Fluss dort zuvor mit 5,28 Metern erreicht. An der Neiße gilt weiterhin die höchste Alarmstufe 4, an der Spree die Stufe 3. Auch die Spree bei Spremberg führt inzwischen etwas weniger Wasser.

Für Entwarnung ist es in Brandenburg allerdings noch zu früh. Der zur Stadt Forst gehörende Ort Klein Bademeusel wurde wegen eines drohenden Deichbruches evakuiert, wie die Behörde mitteilte. Im Falle zweier kleinerer Gemeinden seien hingegen nur Vorbereitungen getroffen worden. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) fasste seine Eindrücke mit den Worten zusammen: "Wir halten die Situation für angespannt, aber beherrschbar."

100 Millionen Soforthilfe

Auch in Sachsen ist von Normalität noch keine Rede. Das Kabinett will am Mittag ein Darlehensprogramm im Umfang von 100 Millionen Euro auf den Weg bringen. Das hatte Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) am Montagabend nach einem Treffen mit seinen Ministerkollegen angekündigt. Er gehe davon aus, dass es zudem ein Sonderprogramm des Bundes geben muss, sagte er der "Sächsischen Zeitung" (Dienstag).

In etlichen Orten des Landkreises Görlitz entlang der Neiße wurde der Katastrophenalarm am Montagabend aufgehoben. "Es ist alles rückläufig. Die Lage entspannt sich", sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzstabs des Landkreises Görlitz am frühen Dienstagmorgen. Allerdings habe die Polizei in Ostsachsen ihre Präsenz wegen befürchteter "Plünderungen" vorbeugend erhöht. "Anwohner haben Angst vor Einbrüchen und Diebstählen", sagte die Sprecherin, da viele Häuser "zum Trocknen offenstehen".

Kritik an Polen

Während das verheerende Hochwasser am Montag in Sachsen langsam zurückging, war die Hochwasserwelle der Neiße nach Norden gezogen. Am Mittag kam der Scheitel in Bad Muskau an. Ein Teil des Unesco- Weltkulturerbes Fürst-Pückler-Park steht seither unter Wasser. Zwei vor dem Kurort liegende Dörfer wurden überflutet, Deiche brachen unter dem Druck des Hochwassers.

Kritik regte sich unter anderem an der Arbeit der polnischen Umweltbehörden. Tillich, der die Flutschäden in Sachsen auf einen dreistelligen Millionenbetrag schätzt, kündigte eine umfassende Untersuchung der Informationsketten nach dem Dammbruch am Witka-Stausee in Polen an. Die Wassermassen hatten die Neiße am Samstag innerhalb kürzester Zeit massiv und quasi ohne Vorwarnung anschwellen lassen. Die Behörden in Sachsen seien zunächst nur über eine erhöhte Abflussmenge aus der Talsperre, nicht aber über einen Dammbruch informiert worden, sagte der Regierungschef. Das habe Zeit gekostet.

Deichbrüche können nicht ausgeschlossen werden

Anders als Sachsen verfügt Brandenburg über Möglichkeiten, das Hochwasser teilweise zurückzuhalten und zu kanalisieren. Eine Schlüsselrolle fällt dabei der bisher fast leeren Talsperre bei Spremberg zu, die zunächst große Mengen Spreewasser aufnehmen kann. Am Dienstagmorgen will Umweltministerin Anita Tack (Linke) gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesumweltamtes, Matthias Freude, das sogenannte Auslaufbauwerk öffnen, über das dosiert Wasser in Richtung Cottbus, Spreewald und Berlin abgegeben werden soll.

In der Neiße-Stadt Guben zeigte der Pegel bei steigender Tendenz um 3 Uhr 6,06 Meter an, womit die Alarmstufe 3 gelten würde. Die Stadt Cottbus rechnete damit, dass der Hochwasserscheitel der Spree am Dienstagnachmittag durchzieht. Deichbrüche könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Die Lage an der Elbe ist laut Regierungschef Platzeck derzeit entspannt und wird voraussichtlich ungefährlich bleiben.

dpa