Meine Woche vom 28. Juni bis 2. Juli
Montag
An den Montagen, an denen chrismon erscheint, ist Bahnfahren für mich spannend. Das Heft fällt beim Sitznachbarn aus der FAZ oder der Süddeutschen, und ich habe diese Schrecksekunde: Schmeißt er es weg oder guckt er wenigstens kurz rein? Heute ist ein guter Montag. Auf dem chrismon-Titel ist ein cooles Foto von einem Fernfahrer in seiner My-home-is-my-castle-Kabine, das scheint die Pendler zu interessieren. Sind ja quasi Kollegen, die Trucker. My Großraumwagen is my castle. Wir Pendler haben auch viele unfreiwillige Ruhezeiten, ganz wie die Trucker.
Dienstag
Manchmal habe ich schon überlegt, ob ich meine eigenen chrismon-Hefte einfach auf dem Sitz liegen lassen soll, wenn ich aussteige. Steigert die Reichweite, auch in Gegenden, in die das Heft sonst nie käme. Aber ist mir denn doch zu peinlich, ich verteil ja keine Wachtturm-Hefte. Und mit dem absichtlichen Liegenlassen habe ich eh schon schlechte Erfahrungen gemacht. Immer dann, wenn ich ein durch gelesenes Buch liegen ließ im guten Glauben, der Nachfolger freue sich vielleicht – immer dann springt mir garantiert ein netter Sitznachbar hinterher "Sie haben da was vergessen". Bloß wenn ich echt was vergessen habe, Laptopkabel, Mütze oder Kalender – dann springt keiner.
Mittwoch
Ich glaube, wer wirklich Werbung machen will für ein spannendes Buch, eine gute Zeitschrift, der muss inzwischen mehr machen als es im Zug auffällig lesen. So wie in diesem Youtube-Spot. Von dem Buch habe ich letzte Woche an dieser Stelle erzählt, der Spot dazu bringts auf den Punkt.
Donnerstag
Das ist übrigens auch ein guter Test: In welchem Zug kann man Youtube-Videos ungestört schauen? Ganz schlecht: Die Strecke zwischen Köln und Frankfurt. Immer wenn die lustigen Stellen kommen, fährt der Zug in einen Tunnel. Youtube geht nur zwischen Limburg und Frankfurt-Flughafen. Und geht gar nicht in alten Intercitys.
Freitag
Nochn Test. Wie lange hält es ein durchschnittlicher Mitteleuropäer in einem Zug aus, in dem die Klimaanlage kaputt ist? Bei 36 Grad (laut HR3) bis 46 Grad (gefühlt). Wir haben lange überlegt, ob wir uns an so einem Tag die Fahrt in die Heimat am Bodensee antun sollen. Aber, ach, der kalte See, er lockt. Doch vor den kalten Bodensee hat der Bahngott einen verspäteten ICE gesetzt. Umstieg in den Intercity, boa, ist der warm. "Kann es sein, dass die Klimaanlage kaputt ist?", fragen wir ganz vorsichtig, und der Schaffnerin bricht es gleichzeitig aus dem Herzen und aus den Poren: "Schaun Se mich mal an!" Au weia, stimmt, sie ist total durchgeschwitzt, Klima kaputt, ich auch, drum schnell vorm Verdunsten: Schönes Wochenende!
Über die Autorin:
Ursula Ott, 45, ist stellvertretende Chefredakteurin von chrismon, Chefredakteurin von evangelisch.de, Mutter von zwei Kindern und pendelt täglich zwischen Köln und Frankfurt. www.ursulaott.de.
Neu im Buchhandel: Ursula Ott: "JA TOLL - Geschichten, die immer nur mir passieren", erhältlich im chrismon-shop!
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