Mit dem Achtelfinale beginnt an diesem Samstag die K.O.-Phase der Fußball-WM in Südafrika. Ein abgefälschter Schuss, ein Eckball in der letzten Minute oder das Elfmeterschießen: Zwischen dem Erreichen der nächsten Runde und dem Ausscheiden liegen manchmal nur Sekunden. Dabei kann es passieren, dass sich die Fans in der Nachbarkneipe schon jubelnd in die Arme fallen, während auf dem eigenen Schirm der Ball noch auf dem Elfmeterpunkt liegt. Es gibt Sekunden-Differenzen bei den Übertragungswegen der Fernsehsignale.
Das Geheimnis des Jubel-Vorsprungs ist das Empfangsgerät des Kneipenwirts: Bekommt er die Bilder per Satellit oder per Kabel, ist das der schnellste Weg, um die Bilder aus Südafrika in den heimischen Biergarten zu bringen. Doch viele Wirte bedienen sich des bis zu vier Sekunden langsameren DVB-T-Empfangs, weil das als "Überallfernsehen" gepriesene digitale Antennenfernsehen am einfachsten zu bedienen ist.
Teurer "Stichverteiler"
"In den neuen Flachbildfernsehern ist der DVB-T-Empfänger meistens schon integriert", sagt der Hamburger TV-Techniker Philip Matzen. Benötigt werde lediglich noch ein Verlängerungskabel für den Strom. Beim digitalen Satelliten- und Kabelfernsehen ist das aufwendiger: Hier muss man auch das Sendesignal zum Fernseher verlängern. Sollen mehrere Geräte gleichzeitig angeschlossen werden, ist auch noch ein Zusatzgerät fällig, ein sogenannter Stichverteiler. Das ist manchem zu teuer und zu kompliziert. Die Folge sind "verspätete Tore".
Die prinzipielle Verzögerung des DVB-T-Fernsehens entsteht schon in den Sendeanlagen in Deutschland. Die bekommen per Satellit ein digitales Signal aus Südafrika, das in ein DVB-T-Signal umgerechnet werden muss. "Dafür braucht man viel Rechenleistung", sagt Techniker Matzen. Zudem werde das Signal auch noch speziell geschützt, damit es weniger störanfällig ist. Genau das dauert aber die drei, vier Sekunden, die der Fernseher der Nachbarkneipe schneller ist.
Analog ist schneller
Auch das alte analoge Kabelfernsehen ist schneller als die neue digitale Antenne. Zwar muss der Fernsehsender das digitale Ursprungssignal aus Südafrika erst wieder in ein analoges Signal umrechnen, doch das geht vergleichsweise zügig. Ob das digitale oder das analoge Kabel die schnellsten WM-Bilder liefert, kann regional unterschiedlich sein. "Das hängt an der Verschlüsselungstechnik, an der Kabelkopfstation und auch an der Qualität der Netze", sagt Holger Wenk, Pressesprecher der Deutschen TV-Plattform, in der sich unter anderem Sender und Gerätehersteller zusammengeschlossen haben.
Manchmal liegt nur eine Sekunde Verzögerung zwischen den unterschiedlichen Übertragungsarten. Auch das ist aber schon zu lange für ein Elfmeterschießen: Bei einem festen Schuss braucht der Ball gerade mal 0,39 Sekunden vom Punkt bis ins Tor.
Für die Fans der langsamen Antenne kennt der Fernsehtechniker-Meister eine günstige Lösung des Problems: "Nach drinnen gehen, die Fenster schließen und den Ton so weit aufdrehen, dass die Vuvuzelas lauter als der Nachbar sind." Dann hat der das Tor zwar schon gesehen - aber seinen Jubelschrei hört man nicht.