Israel beginnt Abschiebung von Gaza-Aktivisten

Israel beginnt Abschiebung von Gaza-Aktivisten
Zwei Tage nach dem Militäreinsatz gegen die internationale Hilfsflotte für den Gazastreifen hat Israel mit der Abschiebung der mehr als 600 festgenommenen Ausländer begonnen.

Das teilte das Außenministerium am Mittwoch in Jerusalem mit. Eine erste Gruppe wurde am Mittwochmorgen in Bussen zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv gebracht. Weitere 124 Aktivisten wurden zur Allenby-Brücke, dem Grenzübergang zu Jordanien begleitet. Bei diesen Abgeschobenen handelt es sich um Muslime aus Ländern, mit denen Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhält.

Die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete am Dienstagabend, 380 der bislang befragten Häftlinge seien Türken. Die restlichen Häftlinge stammten aus den USA, Irland, Schweden, Deutschland und anderen Ländern.

Massive internationale Kritik

Rund 50 Aktivisten hatten bereits am Montag freiwillig Israel verlassen. Die anderen wurden vorübergehend im Ela-Gefängnis von Beerscheva in der Negev-Wüste festgehalten. Die israelische Regierung hatte unter massivem internationalen Druck am Montagabend angekündigt, dass die mehr als 600 inhaftierten Aktivisten des internationalen Gaza-Hilfskonvois freigelassen würden.

Unter anderem hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Freilassung der Gefangenen gefordert. Zu den dringenden humanitären Maßnahmen gehörten außerdem die Versorgung der Verwundeten, sowie die Überführung der Toten, sagte eine Sprecherin der Vereinten Nationen am Dienstag vor Journalisten in New York.

Obama fordert Aufklärung von Kommandoaktion

US-Präsident Barack Obama hat nach dem israelischen Angriff auf die Gaza-Solidaritätsflotte Aufklärung gefordert. In einem Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan habe Obama in der Nacht zum Mittwoch sein Beileid für die Opfer ausgesprochen und sich für eine glaubwürdige, unparteiische, transparente Untersuchung ausgesprochen, teilte das Weiße Haus mit. Gleichzeitig habe der US-Präsident bekräftigt, es müssten bessere Wege für die Lieferung von Hilfsgütern gefunden, ohne dass die Sicherheit Israels gefährdet werde.

Die Türkei ist als Mitglied der Nordatlantischen Allianz (NATO) für die USA ein wichtiger Partner, die USA sind allerdings auch der engste Verbündete Israels.

Erdogan verlangte in dem Gespräch eine Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch berichtete. Den israelischen Militäreinsatz gegen die mit Hilfsgütern beladenen Schiffe bezeichnete er als schweren Bruch internationalen Rechts. Er warnte Israel, die bisher den Palästinensern gegenüber praktizierte Politik fortzusetzen. "Israel läuft Gefahr, den einzigen Freund in der Region zu verlieren", sagte Erdogan mit Blick auf die immer schlechter werdenden Beziehungen der Türkei zu Israel.

Humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen angekommen

Die israelische Armee hatte mitgeteilt, die von den Schiffen geladenen Hilfsgüter seien nach einer Sicherheitskontrolle in den Gazastreifen transportiert worden. Insgesamt 25 Lastwagen hätten die Fracht durch den Warenübergang Kerem Schalom in das blockierte Gebiet gebracht. Israel werde weiterhin den Transport humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen erlauben, jedoch nur über die offiziellen Landwege, teilte die Armee mit.

Israels Marine hatte am Montag die sechs Schiffe der Gaza-"Solidaritätsflotte" im Mittelmeer angegriffen, um sie an der Fahrt in den seit drei Jahren blockierten Gazastreifen zu hindern. Bei dem Einsatz waren mindestens neun Menschen getötet worden. Nach Medienberichten und ersten Augenzeugenschilderungen soll die Zahl jedoch weit höher sein. 45 ausländische Aktivisten wurden am Dienstag noch in israelischen Krankenhäusern behandelt. Die meisten von ihnen seien Türken, Passagiere des angegriffenen türkischen Schiffes "Mavi Marmara", hieß es.Die Aktion war weltweit heftig kritisiert worden.

dpa