Size matters. Jedenfalls im Garten. Und erst recht im Vorgarten, wo der Platz doch sehr begrenzt ist. Es empfiehlt sich nicht, hier eine Eiche, Buche oder Weide zu pflanzen – zu groß, zu breit, zu nah am Haus, zu viele Wurzeln.
Doch etwas Sichtschutz hätten wir schon gern zur Straße hin, am liebsten in Form eines KLEINEN Baums. Dessen Wuchs soll schmal und das Laub lichtdurchlässig sein, denn die Vorderseite des Hauses zeigt nach Nordosten, da ist nicht viel mit Sonne. Was auch bedeutet, dass das Gewächs recht hart im Nehmen sein muss, denn zumindest im Winter ist der Standort sehr kalt und dunkel. Außerdem wünschen wir uns von unserem Bäumchen, dass es möglichst das ganze Jahr über etwas fürs Auge zu bieten hat, schließlich steht es direkt vor dem Wohnzimmerfenster. Und es soll wildlife friendly sein, also auch den Bienen und/oder Vögeln zugute kommen. Und nicht allzu viel Arbeit machen, etwa indem man es dauernd in Form schneiden muss.
Gar nicht so einfach, das pflanzliche Äquivalent zur eierlegenden Wollmilchsau zu finden. Wochen-, ach was, monatelang habe ich Bücher durchgeblättert, bin durchs Internet gesurft und durch Baumschulen gelaufen. Wobei Informationen über Blühfarben, Blühzeiten, Laubdichte, Herbstfärbung, Winterhärte, Standortansprüche, eventuelle Früchte und Wachstumsgeschwindigkeit relativ einfach in Erfahrung zu bringen sind. Probleme macht vor allem das Merkmal Größe. Je nach Informationsquelle wächst der gleiche Baum mal vier, mal zwölf Meter hoch, mal drei, mal acht Meter in die Breite.
Natürlich ist mir klar, dass das Wachstum einer Pflanze u.a. vom Standort bestimmt wird und nicht hundertprozentig vorhergesagt werden kann. Aber die riesigen Unterschiede in den Angaben erstaunen mich schon etwas. Denn gerade wenn nur wenig Platz ist, möchte man sich darauf verlassen, dass der Baum nicht nach ein paar Jahren gefällt werden muss, weil er zwar kerngesund, aber viel zu groß ist. Nicht sehr hilfreich ist auch, dass in Baumlexika und Suchmasken „kleine Bäume“ oder „Bäume für kleine Gärten“ meist „bis zu 10 Meter“ groß sind. Nicht gerade, was ich unter einem kleinen Baum verstehe.
Fünf Baumarten blieben am Schluss in der engeren Auswahl: Fächer-Ahorn (Acer palmatum, klein- und langsam wachsend, schöne Herbstfärbung, manche Sorten mit hübscher Borke), Zierapfel (Malus, Blüten im Frühjahr, dekorative Äpfelchen, die bei manchen Sorten bis in den Winter hinein hängenbleiben, gut für Bienen und Hummeln und Vögel. Aber: Muss u. U. regelmäßig geschnitten werden, da sonst zu weit ausladend), Felsenbirne (Amelanchier, Blüten, Laub und Herbstfärbung schön, aber manchmal etwas spiddelige Gestalt), Winterkirsche (Prunus subhirtella, Winterkirsche genannt, weil sie bei mildem Wetter im Winter blüht, attraktive Blüten, lichtdurchlässig, kann aber u. U. recht groß werden) und Eberesche (Sorbus). Für ein Exemplar dieser Familie haben wir uns nun entschieden. Aus folgenden Gründen:
Sorbus vilmorinii erfüllt viele unserer Kriterien. Der Baum ist anspruchslos und von schmaler Gestalt. Im Frühjahr bieten seine Blüten den Insekten Nahrung, im Sommer trägt er elegantes, feingliedriges Laub, das sich im Herbst orange bis purpur verfärbt. Die Beeren sind zunächst rot, dann rosa und schließlich weiß – wenn sie lang genug hängen, ohne von den Vögeln stibitzt zu werden. Ideal wäre gewesen, wenn unser Bäumchen zusätzlich noch eine Rinde hätte, die auch im Winter etwas hermacht. Aber man kann eben nicht alles haben. Worauf es wirklich ankommt, ist die Größe. Und die hält sich bei Sorbus vilmorinii hoffentlich in Grenzen.
Jetzt ist die ideale Zeit, um Bäume zu pflanzen. Hier einige Webseiten mit Tipps für (mehr oder weniger) kleine Bäume:
Aufgelistet nach verschiedenen Wuchsformen hier >>
Liste der Royal Horticultural Society (englisch), kategorisiert nach Standorten, Größen, Baummerkmalen hier >>
Kommerzielle Webseite (englisch) mit vielen Anregungen und Fotos hier >>