Sie wissen ja: Kein Licht ohne Schatten. Und kein Garten ohne Problemzone. Auch der schönste Balkon oder Garten hat garantiert irgendwo eine Ecke, die zu dunkel, zu sonnenverbrannt, zu nass, zu trocken oder mit zu saurer Erde versehen ist, als dass dort problemlos etwas wachsen würde. Aber es gibt Hoffnung: Blumenzwiebeln sind kleine Kraftwerke, die ihre gesamten Anlagen und Reserven schon intus haben. Wer sie jetzt einsetzt, kann deshalb darauf hoffen, dass im Frühjahr auch an ansonsten problematischen Standorten Farbe wächst.
Für schattige Plätze: Schattige Standorte sind oft schwierig zu bepflanzen. Doch manche Frühlingsblüher können gut damit umgehen, besonders, wenn sie unter laubabwerfenden Bäumen wachsen. Denn diese lassen am Anfang des Jahres noch genügend Licht durch, damit sich Blüten entwickeln können. Dass die Bäume später, wenn sie Blätter tragen, mehr Schatten verursachen, stört sie nicht, denn dann ist ihre Zeit bereits vorbei:
Buschwindröschen (Anemone nemorosa) – Wachsen gut unter Bäumen, machen sich besonders gut, wenn sie einen Teppich formen, deshalb besser auf einer begrenzten Fläche massenhaft pflanzen als vereinzelt setzen.
Hellblaue Wiesenhyazinthe (Brimeura amethystina) – schönes Blau, von Schmetterlingen geliebt.
Maiglöckchen – lieblicher Duft.
Alpenveilchen (Cyclamen coum) – Ja, es gibt sie auch als winterharte Freiluftform, kleiner zwar als die Zimmerpflanzen, aber genauso intensive Rot- und Pinktöne. Wächst gut unter Bäumen, die noch nicht ausgetrieben haben.
Winterling (Eranthis hyemalis) – Gelber Waldbewohner, blüht schon ab Februar.
Forellenlilie / Hundszahn (Erythronium Pagoda) – Hübsch anzuschauende Bienenweide.
Schachblume (Fritillaria meleagris) – Zarte Blume, die besonders gut aussieht, wenn sie in langem Gras wächst.
Schneeglöckchen – Einer der ersten Frühlingsboten.
Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) – Eine der Lieblingsblumen der Briten und so etwas wie die Nationalpflanze (wenn auch nicht offiziell). Die blauen Teppiche, mit denen die Wälder Großbritanniens ab Ende April ausgelegt sind, sind aber auch wirklich sehr beeindruckend.
Narzissen – Die Urform der Narzissen wächst im Wald. Und auch so manche Zuchtform verträgt ein schattiges Plätzchen sehr gut.
Dreiblatt (Trillium chloropetalum) – Ungewöhnliche Pflanze, die im Frühjahr beeindruckt.
Für problematische Plätze: Zwar sind die meisten Pflanzen ja eher am Mittelmaß orientiert, wenn es um die Bedingungen geht. Ein wenig Sonne, etwas Schatten, neutraler Boden, ausreichend Wasser, aber nicht zu viel davon – wer das bieten kann, hat sicher keine Probleme, eine geeignete Blume zu finden. Schwieriger wird es mit den Extremen wie sehr trocken, sehr nass, sehr lehmiger, sehr sandiger, sehr saurer oder sehr alkalischer Boden, pralle Sonne oder tiefer Schatten. Doch zum Glück gibt es auch spezialisierte Pflanzen für solche Standorte. Hier ein paar Tipps:
Trockene, sandige Erde: Allium rosenbachianum – eignet sich auch gut als Schnittblume.
Sonnig und trocken: Frühlingsstern (Ipheion), z.B. die Sorte ‚Rolf Fiedler’ – vermehrt sich gut und schnell und bildet einen blauen Teppich. Tulipa turkestanica – sehr zuverlässige Tulpe für den Steingarten.
Trocken und nährstoffarm: Netzblatt-Schwertlilie (Iris reticulata) – kleine, früh blühende Lilie.
Unter Hecken: Narzisse (Narcissus minor) – kleine, aber robuste Narzisse.
Schwere, lehmige Böden: Armenische Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum) – vermehrt sich von selbst und bildet so schnell einen blauen Teppich.
Trocken: Peruanischer Blaustern (Scilla peruviana) – leuchtendes Blau, das über mehrere Wochen blüht. Tulipa acuminata – ungewöhnliche Tulpe, deren Blütenblätter an Flammen erinnern.
Nass: Schachblume – fühlt sich in einer Feuchtwiese am Wohlsten. Feucht mag es auch die Prärielilie, auch wenn ihr Name das Gegenteil andeutet. Märzenbecher wachsen gern am Rand von Teichen.
Saure, leichte Böden: Waldbewohner wie das Buschwindröschen oder Forellenlilien mögen solche Standorte.
Kalkhaltige Erde: Z. B. Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris)
Wenn Sie jetzt noch immer kopfkratzend vor den Regalen stehen und sich fragen, welche der vielen angebotenen Frühlingsblüher Sie auswählen sollen, hilft es Ihnen vielleicht, sich ein Thema zu geben. Zum Beispiel farblicher Natur (etwa nur Rot- oder Pastelltöne oder Farben, die sich gut ergänzen wie rosa und lila). Hier noch weitere Anregungen:
Mit Duft: Zwiebelblumen sind nicht nur eine Freude für die wintermüden Augen, sondern oft auch ein Fest für die Nase, besonders wenn sie nah am Haus, etwa auf dem Balkon oder der Terrasse stehen. Hier ein paar Vorschläge für duftende Arten und Sorten:
Maiglöckchen, Hyazinthen, Türkenbund (Lilium martagon), Großfrüchtige Traubenhyazinthe, einige Narzissen und Tulpen.
Für den naturnahen Garten: Zwar sollten Bienen und Hummeln im zeitigen Frühjahr noch schlafen. Doch warme Temperaturen wecken sie hier und da schon auf, und dann kommt es darauf an, dass sie Nahrung finden, ausgehungert wie sie vom Winterschlaf sind. Für einen ordentlichen Schluck Nektar sind deshalb die Frühblüher wichtig für die Insekten:
Allium – Große Pflanze mit großer Wirkung: Fast alle Insekten lieben die lilafarbenen Kugeln.
Prärielilien (Camassia) – vermehrt sich von allein und brauchen keinen weitere Pflege, wenn man damit einverstanden ist, dass sie verwildern.
Krokus –Nektarlieferant für früh erwachende Insekten. Macht sich gut in Tuffs auf dem Rasen.
Forellenlilie / Hundszahn (Erythronium) – Nektar und Pollen werden von Bienen und Schmetterlingen gleichermaßen gemocht.
Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) – Gehört zu den Liliengewächsen, wächst bis zu 90 cm hoch und ist für Bienen attraktiv.
Schneeglöckchen – Ja, auch sie stellen Pollen bereit, und zwar für die Ganz-Früh-Aufsteher unter den Insekten. Wächst auch in kaltem und nassem Wetter.
Märzenbecher (Leucojum vernum) – Brauchen einen feuchten Standort, eignen sich deshalb besonders für die Randbepflanzung von Teichen. Entsprechend profitieren auch Libellen von ihnen.
Traubenhyazinthe – Wächst fast überall ohne Probleme und ist ein guter Pollenlieferant.
Narcissus cyclamineus – Diese kleine Narzisse steht bei Bienen hoch im Kurs. Eignet sich auch zum Verwildern, z.B. zwischen Stauden.
Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum) – Sternförmige Blüten, die an einem sonnigen Standort einen weißen Teppich bilden.
Wilde Tulpe (Tulia sylvestris) – Gelbe, duftende Blüten locken die Insekten an. Eignet sich auch zum Verwildern in kurzem Gras.
Um über einen möglichst langen Zeitraum immer etwas in Blüte zu haben, können Sie natürlich von jedem etwas pflanzen: Das Blüh-Jahr beginnt mit Schneeglöckchen und Winterlingen, gefolgt von den Krokussen, den Narzissen und den Tulpen. Einem farbigen Frühjahr sollte also nichts mehr im Wege stehen, vorausgesetzt Sie sorgen dafür, dass die Zwiebeln bald in die Erde kommen.