Für alle, die nicht bis zum Herbst warten wollen, um buntes Laub zu sehen, hat der liebe Gott den Fächer-Ahorn erfunden. 44 verschiedene Sorten Acer palmatum listet die Royal Horticultural Society auf. Sie kommen in leuchtendem Rot, Gelb, Orange daher, manchmal auch mehrere Farben zugleich an einer Pflanze oder sogar an einem Blatt. Andere haben gemusterte, sich schälende oder gelbe Rinden.
Auch wir haben zwei Exemplare in unserem Garten: einen rotblättrigen Shindeshojo und einen Sangokaku mit korallenrotem Stamm und Ästen. Puristen mögen jetzt einwenden, solche Kunstwerk-gleichen Gewächse hätten in einem naturnahen Garten wie dem unseren nichts zu suchen. Aber ich finde, sie fügen sich als Blickfänge und Kontrapunkte sehr harmonisch ein. Zumal sie in hübschen Töpfen wachsen, was die Sonderstellung der kleinen Bäume betont.
Und da wir auch finden, dass unsere Ahorne und ihre Töpfe wunderbar zusammenpassen, möchten wir eigentlich, dass sie für immer zusammenbleiben können. Wir möchten keine größeren Kübel und, da der Platz begrenzt ist, auch nicht unbedingt zwei riesige Gewächse, egal, wie schön sie sind. Und was soll ich sagen: Unser Wunsch kann erfüllt werden.
Zwar wachsen auch Fächer-Ahorne gern zu stattlichen Bäumen heran, wenn auch meist langsam. Doch anders als andere Pflanzen, denen man mit zunehmender Größe auch größere Pflanzgefäße zugestehen muss, wenn man sie stark und gesund halten möchte, können Fächer-Ahorne ihr Leben lang in demselben Topf bleiben. Vorausgesetzt, man beschneidet ihre Wurzeln regelmäßig.
Was brutal klingt, ist für einen Ahorn im Topf überlebenswichtig. Denn durch das Entfernen von alten, verholzten Wurzeln wird Platz geschaffen für neue Wurzeln, die Wasser und Nährstoffe aufnehmen können. Durch den Ausschnitt wird sogar die Wurzelneubildung angeregt. Zugleich kann bei dieser Gelegenheit die Erde im Topf ausgetauscht werden, sodass das Bäumchen genügend Nährstoffe bekommt.
Ich werde mich also im zeitigen Frühjahr überwinden und unseren Fächer-Ahornen die Zehennägel schneiden müssen. Doch vorher werden sich die beiden bestimmt noch einmal ins Zeug legen und im Herbst noch eins drauflegen auf ihre sowieso schon sehr bunte Laub-Schau.
Infos für den Wurzel-Beschnitt:
Alle 2-5 Jahre sollten bei Fächer-Ahornen, die im Topf wachsen, die Wurzeln ausgeschnitten und die Erde erneuert werden. Auf diese Weise kann der Ahorn sein Leben lang im selben Topf bleiben.
Ahorn wächst in seiner Jugend (in den ersten zehn Jahren) schneller, muss deshalb öfter beschnitten werden. Danach wächst der Baum (und seine Wurzeln) langsamer, die Abstände können dann vergrößert werden.
Die Beschneidung sollte idealerweise erfolgen, bevor die Wurzeln unten aus dem Topf herauswachsen.
Der Zeitpunkt des Ausschnitts ist wichtig: Er sollte gegen Ende der Ruhephase, am besten drei bis vier Wochen vor dem Erscheinen der neuen Blätter, erfolgen.
- Pflanze vorsichtig aus dem Topf nehmen.
- Erde und Wurzelballen lockern, falls der Wurzelstock zu kompakt ist, notfalls die Erde mit Wasser ausspülen.
- Die gesamte alte Erde entfernen.
- Ca. ein Drittel (nicht mehr!) der Wurzeln kann entfernt werden.
- Der Baum nimmt seine Nahrung über die dünnen, weit verzweigten Haarwurzeln auf, nicht durch die verholzten, dicken Wurzeln. Diese können deshalb problemlos entfernt werden.
- Dicke Wurzelstränge direkt am Stamm (der Wurzelkrone) mit einer scharfen Gartenschere abschneiden.
- Die abgeschnittenen Wurzelstränge entfernen.
- Die äußersten Spitzen der Haarwurzeln abschneiden (auch von unten), sodass der Wurzelballen wieder eine kompakte Form hat.
- Die Pflanze wieder in den Topf setzen (auf frische Erde) und mit Substrat auffüllen. Dabei alle Wurzeln mit Erde bedecken.
- Substrat: Die Maple Society empfiehlt folgende Mischung: 1 Teil grober Sand (für den guten Wasserabfluss), 1 Teil Blumenerde / Komposterde (für die Nährstoffe), 3 Teile Rindenmulch (für die Belüftung und die Wasserspeicherung). Fächer-Ahorne mögen feuchte Erde, aber keine nassen Füße. Die Erde sollte auch nie ganz austrocknen und möglichst leicht sauer sein.
- Dann den Topf gut wässern, um Lufttaschen zu entfernen. Wenn sich im Laufe der Zeit die Erde setzt, eventuell Topf noch einmal auffüllen.
- Wenn auch Äste beschnitten werden sollen, sollte dies zur gleichen Zeit gemacht werden wie die Wurzelbeschneidung. Größere Wunden verschließen.
In diesem Video wird eine ausführliche Anleitung für den Wurzelbeschnitt gegeben