Kamelien, nicht nur für Damen

Kamelien, nicht nur für Damen

Jetzt blühen sie wieder. Weiß, rosa, hell- und dunkelrot und gesprenkelt, die Blütenblätter mit barock geschwungenem Saum oder streng symmetrisch angeordnet wie Fischschuppen - Kamelien machen mit ihrem ledrig-dunkelgrünen Laub und der Vielfalt und Anzahl der Blüten auf jeden Fall etwas her. Außerdem sind sie Frühblüher, bringen also Farbe in den (Winter-)Garten, wenn die meisten anderen Pflanzen noch grau-braun und trist aussehen.

"Bei richtiger Pflege ist die Kamelie entgegen ihrem Ruf nicht heikel."Naja, diese Feststellung (gefunden auf gartenbank.de) ist natürlich nicht sehr aussagekräftig, schließlich nimmt es einem keine Pflanze übel, wenn sie an der richtigen Stelle in der richtigen Erde steht und die Pflege bekommt, die sie braucht. Was uns der Dichter vermutlich sagen möchte, ist, dass die Teestrauchgewächse aus Südasien durchaus auch in unseren Breitengraden reichlich blühen (und sogar den Winter überleben) können, wenn sie unter optimalen Bedingungen gehalten werden.

Was ich bestätigen kann, ist, dass es durchaus möglich ist, Kamelien für länger als eine Saison zu halten. Auf meinem Nord-Ost-Balkon (Morgensonne, danach schattig, aber hell) in Hamburg (nur selten lang andauernder Frost) fühlten sie sich sehr wohl. Nur im Winter machten sie etwas mehr Arbeit, denn dann mussten die Töpfe gut eingewickelt und frostresistent gemacht werden. Mehrere Jahre erfreuten mich drei Kamelien im zeitigen Frühjahr mit massenhaft Blüten. Die Winter haben Dr. Burnside (so hießmeine Lieblingssorte) und seine Verwandten dank Luftpolsterfolie und Reisig recht gut überstanden.

Hier in Grobritannien sind die optimalen Bedingungen für Kamelien etwas leichter zu bieten als im kontinentalen Europa. Denn das größte Problem ist und bleibt der Frost, auch wenn manche Sorten im Laden als winterhart angepriesen werden. Eis und Schnee gibt es auf der Insel seltener, und wenn, dann nur über kürzere Zeiträume. Entsprechend sieht man in vielen Vorgärten und Parkanlagen meterhohe Kamelienbüsche, die offenbar seit vielen Jahren dort wachsen.

Nicht ganz so lange allerdings wie die Pillnitzer Kamelie in Dresden. Seit 1801 seht sie dort und ist eine der ältesten Kamelien in Europa. Sie ist inzwischen zu einem stattlichen Baum herangewachsen, fast 9 Meter hoch und mit einem Durchmesser von 11 Metern. Bei dieser Größe kann sie natürlich in Winter nicht nach drinnen gestellt werden, deshalb hat sie ein fahrbares Glashaus bekommen, das ihr im Winter übergestülpt und auf für Kamelien angenehme 4-6 Grad geheizt wird.

Vermutet wird, dass die Pillnitzer Kamelie einst über Kew Gardens, den berühmten Londoner botanischen Garten, an die Elbe kam. Auch die nachgewiesenermaßen ersten Kamelien in Europa landeten 1739 in England an. Aus China und Japan kamen von da an immer mehr der Teegewächse und erfreuten die Oberschicht mit ihrem eleganten Aussehen.

Die Dresdner Kamelie wurde übrigens jahrelang mit Jute- und Strohmatten gegen den Winterfrost geschützt, erst später bekam sie ein beheizbares, hölzernes Winterquartier. Dieses brannte 1905 ab, und da zu diesem Zeitpunkt Temperaturen von -20 Grad herrschten, gefror das Löschwasser umgehend und hüllte die Pflanze in einen Eispanzer. Dieser schützte die Kamelie so gut, dass sie bereits im nächsten Frühjahr wieder austrieb. Meinen Hamburger Kamelien war dieses Glück leider nicht beschieden - sie fielen einem (sommerlichen) Hausbrand zum Opfer.

Aber vielleicht sollte ich einen neuen Versuch starten - der Vorgarten sieht noch reichlich nackt aus.

Optimale Pflege und Bedingungen für Kamelien:

  • Wenn Sie in diesen Tagen eine neue Kamelie kaufen, sollten Sie nicht allzu enttäuscht sein, wenn diese ihre Knospen verliert - sie hat in den vergangenen Wochen mehrere Ortswechsel durchgemacht (vom Gewächshaus in den Laster, dann in den Blumenladen und zu ihnen nach Hause) und jedesmal veränderte (Klima-)Bedingungen hinnehmen müssen. Viele Kamelien reagieren darauf mit dem Abwurf der Knospen, aber im nächsten Jahr, wenn sie ihren optimalen Standort gefunden hat, wird sie sicher reichlich blühen.
  • Kamelien sind keine Zimmerpflanzen, sie sollten (außer im Winter) auf jeden Fall draußen bleiben. Niedrige Wintertemperaturen sind sogar wichtig für die Blütenbildung. Frost ist allerdings nicht hilfreich. Deswegen am besten als Kübelpflanze halten, dann kann die Pflanze im Winter an einen frostfreien (aber hellen und kühlen) Platz gebracht werden. Wintergärten, Gewächshäuser oder helle Treppenhäuser sind am besten geeignet.
  • Wenn Sie keine Möglichkeit haben, die Pflanze im Winter an einen hellen, kühlen Ort zu stellen, sie also draußen bleiben muss, so gut es geht gegen Frost schützen: den Topf mit Luftpolsterfolie umwickeln, auf eine frostabweisende Unterlage stellen (z.B. Styroporplatte), das Substrat mit Reisig und/oder Mulch abdecken und an sehr kalten Tagen die Pflanze mit Gärtner-Fleece abdecken, um sie gegen eisigen Wind zu schützen. Dann heißt es hoffen, dass der Frost nicht allzu lange anhält.
  • Das übrige Jahr am besten an einen geschützten, hellen, aber schattigen Platz stellen. Pralle Sonne vertragen Kamelien nicht, außerdem erhöht ein exponierter Platz die Gefahr des Austrocknens.
  • Kamelien mögen torfhaltige, saure (pH-Wert 5), kalkfreie Erde.
  • Das Substrat sollte nie ganz austrocknen (aber auch keine Staunässe). Vor allem in den Sommermonaten muss regelmäßig gegossen werden, denn dann werden die Blüten für das nächste Jahr gebildet. Wenn Ihr Leitungswasser sehr kalkhaltig ist, ist es besser, Regenwasser oder gefiltertes Leitungswasser zu verwenden.
  • Schutz gegen Austrocknen bietet eine dicke Lage Mulch auf dem Substrat.
  • Gedüngt werden sollte direkt nach der Blüte, damit sich die neuen Knospen gut entwickeln. Geeignet sind Dünger, die auch für andere Heidekrautgewächse taugen, denn die Kamelien gehören zu den Ericaceae. Ab Juli/August mit dem Düngen aufhören, da sich die Pflanze dann auf ihre Ruhephase vorbereiten muss.
  • Wenn die Kamelie beschnitten werden muss, sollte dies im Frühjahr, direkt nach der Blüte geschehen. Vorsichtig vorgehen, nur alte, etablierte Pflanzen können etwas rigoroser getrimmt werden.

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