Hoch hinaus

Hoch hinaus

Während die Nachbarn ihre grünen Vorgärten in Carports und Pkw-Stellplätze verwandeln, möchten der Mann und ich den umgekehrten Weg gehen und noch mehr Flächen rund um unser Haus begrünen. Nun ist ja der Platz auf einer Insel im Allgemeinen und rund um unser Haus im besonderen begrenzt. Aber es gibt noch Spielraum. Um diesen zu sehen, muss man sich allerdings sehr strecken: Dachbegrünung heißt das Stichwort.

Die Idee gefällt uns schon lange. Ein Dach, auf dem es grünt und blüht und kreucht und fleucht, ein kleines Biotop, das zugleich gegen Kälte und Hitze isoliert, Regenwasser bindet und dabei auch noch schön aussieht - wer kann dagegen etwas haben?

Die Antwort lautet: der Statiker. Das Hausdach kommt wegen seines steilen Winkels nicht in Frage. Bleiben noch die Gartenlaube und die Garage. Der Zustand dieser beiden Gebäude in unserem Garten ist aber mit dem englischen Wort flimsy sehr zutreffend beschrieben. Die Laube besteht aus schindelartig übereinandergenagelten 0,5 Zentimeter dünnen Brettern, selbst ein an die Wand gehängtes Regal würde sie zum Einsturz bringen. Die Garage dagegen ist zwar gemauert, aber der Mörtel zwischen den Backsteinen bröselt auch ohne irgendeine Beanspruchung.

Deshalb haben wir bisher davon abgesehen, unseren Traum einer Dachbegrünung zu verwirklichen. Doch nun könnte es vielleicht doch dazu kommen. Denn die Garage entpuppt sich nach und nach als noch wackeliger als angenommen. Zumindest mittelfristig werden wir sie wohl durch eine neue ersetzen müssen. Und dann wird auf dem Dach neuer Raum für Pflanzen, Insekten und Vögel geschaffen. Nur das Auto, das muss auch weiterhin draußen auf der Straße bleiben, denn die Garage brauchen wir als Abstellraum.

Gründe für die Dachbegrünung:
- Dass Dachbegrünungen mehr unversiegelte, naturnahe Flächen bedeutet, liegt auf der Hand. Der Nabu schätzt, dass auf diese Weise bis zu zwei Drittel der versiegelten Flächen wettgemacht werden könnten.
- Dies wiederum kommt dem Klima ebenso zugute wie den Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Vögeln.
- Begrünte Dächer binden bis zu 80% des Regenwassers und entlastet so die Kanalisation und Kläranlagen.
- Die Isolierwirkung ist enorm - unter einem begrünten Dach ist es im Winter wärmer, im Sommer kühler. Das spart Heiz- und Kühlungskosten.
- Bewuchs auf dem Dach schädigt dieses nicht, sondern bewirkt das Gegenteil: er bietet Schutz vor Witterungseinflüssen und Verschleiß, das Dach sollte also länger halten als ohne Grünzeug drauf.
- Es wird unterschieden zwischen intensiver und extensiver Begrünung. Intensiv bedeutet, dass die Substrat- und Vegetationsschicht 25 bis 35 cm hoch ist, das Dach also ein sehr hohes Gewicht aushalten muss. Bei der extensiven Begrünung ist der Belag dagegen nur 3 bis 15 cm dick und entsprechend leichter.
- Wegen der dünneren Substratschicht wachsen bei der extensiven Begrünung hauptsächlich anspruchslose Moose und Sukkulenten auf dem Dach. Doch auch sie bilden einen wertvollen Lebensraum für Insekten, Würmer und damit auch für Vögel.
- Die intensive Begrünung ist natürlich schwerer, sowohl das Gewicht als auch die Pflege betreffend. Die darauf wachsenden Gräser und Stauden müssen in sehr trockenen Sommern ab und zu gegossen, außerdem im Herbst gemäht werden. Dafür isoliert die dickere Schicht besser und macht optisch durch die bunten Blüten mehr her.
- Wenn Sie eine Dachbegrünung planen, sollten Sie immer einen Dachdecker und/oder einen Statiker hinzuziehen, um sicherzustellen, dass die Gebäude- bzw. Dachkonstruktion auch wirklich das zusätzliche Gewicht aushält.
- U.U. gibt es Geld vom Staat für die Dachbegrünung. Der Dachgärtnerverband gibt dazu nähere Auskunft
 

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