Weiße Grüße aus Russland

Weiße Grüße aus Russland

Es ist da. Pünktlich zum Jahresbeginn hat sich das erste Schneeglöckchen durch die Erde gebohrt und steht nun etwas einsam und verloren unter unserem Apfelbaum. Weitere Blüten sind noch nicht in Sicht, aber ein paar Blattspitzen linsen bereits aus dem Boden. Es sind Entdeckungen wie diese, die mich auch in diesen trüben Januartagen nicht den Glauben verlieren lassen, dass es irgendwann wieder bunter wird im Garten.

Unser Schneeglöckchen-Single sieht zerbrechlich aus, als ob es besonderen Schutzes bedürfe. Doch dies dürfte nicht nötig sein, die Amaryllisgewächse sind hart im Nehmen, wenn sie erst einmal etabliert sind. Und auch wenn es für uns im Moment das einzige Exemplar ist – unser Galanthus ist ein Gewöhnliches Schneeglöckchen, die am weitesten verbreitete Sorte und zumindest aus botanischer Sicht mitnichten eine Rarität.

Anders als die Spezies ‚Galanthus panjutinii’. Die Nummer 20 in der Schneeglöckchensortenliste* wurde erst vor Kurzem von Wissenschaftlern der Royal Botanic Gardens in Kew (England) und dem Nationalen Botanischen Garten Kiew (Ukraine) entdeckt. Oder besser: wiederentdeckt. Denn bereits im Jahr 1913 beschrieb der Bergsteiger und Naturalist Sergejewitsch Panjutin das seltene Gewächs und nannte es Galanthus valentinae. Danach galt es als verschollen und man glaubte, es sei ausgestorben. Bis es im letzten Jahr an den Hängen des Schwarzen Meeres in Russland gefunden und zu Ehren des Herrn Panjutin umgetauft wurde.

Wo genau die einzelenen Exemplare stehen, verschweigen die Forscher jedoch, aus Angst, dass Galantophile aus aller Welt in den Kaukasus pilgern könnten, um ein Panjutin-Zwiebelchen für den heimischen Garten auszubuddeln. Vielleicht bei einem Besuch der Olympischen Winterspiele im Februar 2014 in Sotschi – in Internetforen geistert das Gerücht, dass die eine oder andere olympische Stätte auf dem Lebensraum von Galanthus panjutinii errichtet wird (wobei es dann natürlich kein Lebensraum für das Schneeglöckchen mehr wäre).

So viel Seltenheitswert hat unser Gemeines Schneeglöckchen natürlich nicht. Trotzdem ist es für uns einzigartig. Nicht nur, weil es so einsam und allein da steht, sondern weil es uns Hoffnung macht, dass irgendwann auch wieder die Gartensaison beginnt.

Schneeglöckchenpflege:

  • - Wenn Sie Schneeglöckchen in ihren Garten pflanzen möchten, sind Sie besser beraten, dies zu tun, wenn die Pflanze blüht. Anders als andere Zwiebeln sind Schneeglöckchenzwiebeln nicht sehr tolerant, was die Lagerung angeht. Wenn sie nicht in der Erde sind, trocknen sie schnell aus. Das heißt, viele der Zwiebeln, die in Gartencentern oder auf dem Markt erhältlich sind, werden nichts. Deshalb Schneeglöckchenzwiebeln lieber beim Spezialisten kaufen, der sie fachgerecht feucht verpackt verschickt.
  • - Auch wenn sie geteilt werden, reagieren Galanthus empfindlich, sie werden dadurch geschwächt. Deshalb lieber nicht versetzen, wenn sie einmal etabliert sind. Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, sollten die Zwiebeln in der Ruhephase, also im Sommer, ausgegraben und möglichst schnell wieder eingesetzt werden, damit sie nicht austrocknen.
  • - Schneeglöckchen können auf längere Sicht nicht im Topf überleben, deshalb nach dem Kauf möglichst bald in den Garten setzen.
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* Der Mann würde dieses Wort lieben – seiner Meinung nach ist nur ein Wort mit mehr als 18 Buchstaben ein „richtiges“ deutsches Wort, und sobald er ein vielversprechendes Exemplar entdeckt, zählt er nahezu zwanghaft die Lettern. Sollten es nach seinen Maßstäben ausreichend viele sein, verkündet er unter Triumpfgeheul, dass wieder einmal der Beweis erbracht sei, dass die deutsche Sprache vor Endloswurmfortsatzwörtern nur so wimmle ;-)

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