Wenn ich außer den Farbenspielen am Herbst etwas mag, sind es die vielen Früchte, die auf jedem Spaziergang zu Stopps einladen, um davon zu naschen. Inzwischen ist es zwar schon reichlich spät, um noch in den Genuss von Brombeeren, Bucheggern oder Holunder zu kommen. Hagebutten, Schlehen und Sanddorn leuchten dagegen noch in der Herbstsonne und können gesammelt und zu Tee, Saft oder Marmelade verarbeitet werden. Am liebsten mag ich allerdings Nüsse.
Auch die meisten von ihnen dürften inzwischen aufgesammelt oder von hungrigen Eichhörnchen geerntet worden sein. Doch die, die übersehen wurden, halten sich wegen ihrer harten Schale für lange Zeit frisch. Als ich neulich eine einzelne Walnuss fand, war deren Schale so hart, dass es mir nicht gelang, sie zu öffnen. Eine Weile ließ ich sie in meiner Jackentasche, genauso wie ich jedes Jahr die erste Kastanie, die ich finde, mit mir herumtrage, bis sie schrumpelig und unansehnlich wird. Aber jetzt habe ich einen anderen Plan: Meine Walnuss soll ein Walnussbaum werden.
Die Frage ist nur wo. Denn so ein Juglans regia kann bis zu 30 Meter hoch, 15 Meter breit und 150 Jahre alt werden. Eindeutig zu groß für unseren Garten. Zumal er möglichst frei stehen sollte, um viel Licht und Sonne abzubekommen, dabei darf aber der Boden nicht zu trocken sein. Außerdem mag er es gern geschützt, denn auch wenn die Pflanze selbst Frost verträgt, kann eisiges Wetter im Frühling die Blüte und damit die Fruchtproduktion sehr beeinträchtigen.
Etwas einfacher verhält es sich mit der Bestäubung - die erledigt der Wind. Da ein Walnussbaum sowohl männliche als auch weibliche Blüten trägt, genügt auch ein Baum, um Früchte zu ernten - anders als bei Äpfeln und Birnen zum Beispiel, die einen zweiten Baum in der Nähe brauchen, um die Bestäubung zu gewährleisten.
Dafür wächst kaum etwas unter ihnen, auch wenn sie im Frühling erst sehr spät austreiben (noch nach den Eichen) und im Herbst schon früh die Blätter abwerfen. Aber Walnussbäume sondern Stoffe ab, die um Wasser und Nahrung konkurrierende Pflanzen davon abhält, sich in der Nähe anzusiedeln. Außerdem produziert er Gerbstoffe, die Fliegen verscheuchen sollen, weshalb Walnussbäume früher oft neben Misthäufen gepflanzt wurden.
Dabei ist der Baum des Jahres 2008 selbst ein Einwanderer - der Name Walnuss rührt nicht etwa von den großen Dimensionen oder irgendeiner anderen Ähnlichkeit mit Meeressäugern her, sondern stammt von dem Ausdruck "welsche Nuss", wobei Welsche die Bezeichnung für Römer ist. Vermutlich wurde die Frucht also von Italien oder Frankreich nach Deutschland gebracht. Das englische Wort "walnut" stammt dagegen walhnutuab, was soviel wie "fremde Nuss" bedeutet - zur Unterscheidung von der Haselnuss, der einzigen Nuss, die in England heimisch ist.
Die erste Ernte ist allerdings erst nach ungefähr 10 Jahren fällig. Und auch dann nur, wenn das Eichhörnchen mir nicht zuvorkommt. Das gibt mir noch etwas Zeit, ein Rezept für die englische Spezialität pickled walnuts zu finden.
Wie Sie eine Walnuss in einen Walnussbaum verwandeln können:
- Falls die grüne, fleischige Außenschale noch daran ist, diese vollständig entfernen.
- Die Nuss/Nüsse in einen Behälter mit Wasser werfen - nur die, die sinken, können verwendet werden. Diejenigen, die an der Oberfläche schwimmen, sind hohl und haben keinen Keim.
- Der eigentliche Samen ruht, bis sich die harte Schale zersetzt und so Wasser eindringen kann. Dieser Prozess kann beschleunigt werden, indem man mit einer Nagelfeile oder rauem Schmirgelpapier die Schale an einer Stelle hauchdünn schleift.
- Dann die Nuss 5 bis 10 Zentimeter tief in einen Topf mit lehmhaltiger Erde setzen und draußen lagern - der Samen braucht die Winterkälte, um das Wachstum anzuregen.
- Zum Schutz gegen hungrige Eichhörnchen und Mäuse den Topf mit feinmaschigem Draht umwickeln.
- Statt die Nuss in einen Topf zu pflanzen, kann sie auch für zwei bis drei Monate im Kühlschrank gelagert werden. Auf diese Weise werden winterliche Bedingungen simuliert. Dann im Frühjahr auspflanzen.
Wal in Sicht
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