Das sprichwörtliche fleißige Bienchen ist in Gefahr. Seit mehreren Jahren weisen Forscher, Naturschützer und Imker darauf hin, dass der Bestand der Hautflügler in der ganzen Welt stetig zurückgeht. Vier Hauptursachen wurden bisher ausgemacht: Krankheiten und Parasiten, insbesondere Milben, die den nützlichen Insekten schwarmweise den Garaus machen; der Einsatz von Pestiziden, vor allem in der Landwirtschaft, wo großflächig gespritzt wird, was nicht nur sogenannte Schädlinge, sondern eben auch die Nützlinge vernichtet; Nahrungsmangel sowie die veränderten und zum Teil extremen Wetterbedingungen, die mit dem Klimawandel einhergehen.
Nun wäre eine verringerte Honigproduktion ja vielleicht noch zu verschmerzen - Marmelade schmeckt auch gut. Doch auch mit der könnte es vorbei sein, wenn die Entwicklung so weiter geht. Denn wir denken zwar beim Wort "Biene" meist automatisch an Honigbienen , doch diese machen nur einen winzigen Teil aller Bienenarten aus. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen Kropf-, Bauch und Körbchensammlern, je nachdem, auf welche Arte eine Biene die gesammelten Pollen mit sich herumträgt. Mehr als 2500 Arten gibt es in Europa, allein in Deutschland um die 500. Und davon sind wiederum die meisten Wildbienen, die weder Honig sammeln noch gemeinsam mit anderen Bienen in einem Verband leben, sondern ein Einzelgängerdasein führen. Mauerbienen, Sandbienen, Wollbienen, Seidenbienen, Pelzbienen, Hosenbienen, Schenkelbienen, Zottelbienen und - dieses "Wortspiel" gefällt mir persönlich besonders gut - Bombini, womit die große Familie der Hummeln gemeint ist.
Sie alle sind allerdings nur selten gemeint, wenn von Schutzmaßnahmen und Verordnungen die Rede ist. Dabei sind sie genauso wichtig wie die kommerziell genutzten Bienenvölker. Der weitaus größte Anteil an Pflanzen, ob Nutz- oder Zierpflanzen, wird von ihnen bestäubt, nicht von den Honigbienen. Und auch Wespen und Schwebfliegen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Ohne Wildbienen keine Äpfel und Birnen (was sich gerade in unserem Garten beobachten lässt: Als die Apfelbäume im Frühjahr blühten, war das Wetter wochenlang so kalt und nass, dass sich kaum ein geflügelter Besucher blicken ließ. Mit dem Resultat, dass wir jetzt im September gerade mal geschätzte zwei Handvoll Äpfel am Baum hängen haben. Damit haben wir allerdings immer noch mehr Glück als die Nachbarn - deren Birnbaum trägt keine einzige Frucht), keine Vermehrung von Blumen- und Gräsersamen, keine Artenvielfalt und kein sommerliches Summen und Brummen im Garten.
Geht es den Bienen gut, freut sich der Mensch. Und erst recht der Hobbygärtner. Mehr als genügend Gründe also, sich um die bepelzten Flieger zu kümmern.
Was Sie für (Wild-)Bienen und Hummeln tun können:
Nahrung anbieten:
Stellen Sie sicher, dass zu jeder Jahreszeit Nektar und Pollen zur Verfügung stehen. Denn veränderte Wetterbedingungen bringen auch Insekten aus dem Rhythmus: Kälteeinbrüche lassen sie hungern, ungewöhnlich warme Temperaturen vorzeitig aus dem Winterschlaf erwachen. Die meisten Blumen blühen im Frühjahr und Sommer, für diese Zeit sollte es nicht schwierig sein, Pflanzen für Bienen & Co zu finden (Wildblumenwiesen sind ideal). Manche Gartencenter und Gärtnereien kennzeichnen die besonders nektarreichen Arten als "bienenfreundlich". Im Herbst bieten sich zum Beispiel Astern, Dahlien und spät blühende Anemonen an. Auch Efeu blüht sehr spät im Jahr und trägt anschließend Früchte, was ihn aus naturschützerischer Sicht unersetzlich macht. Winterschneebälle (Viburnum), Weiden, Schneeglöckchen, Krokusse und Hamamelis dienen im Winter verirrten Insekten als Nahrungsquelle.
Grundsätzlich gilt: Geeignet sind Blumen, bei denen die Insekten ihre Nahrung leicht erreichen können, also die ungefüllten Sorten. Allerdings: Die verschiedenen Bienensorten haben sich (bzw. ihre Mundwerkzeuge) auf unterschiedliche Blütenformen spezialisiert. Deshalb ist es am besten, von allem etwas bereitzustellen: Trichterförmige, offene, hängende, aufrechte, kleine, große, schmale und breite Kelche sollten idealerweise dabei sein. Es muss nicht unbedingt eine einheimische Pflanze sein, auch der Nektar eingeführter Arten schmeckt den Bienen, doch sollte man darauf achten, dass es kein Gewächs ist, das sich später in der Natur unkontrolliert verbreitet und dort anderen Pflanzen den Lebensraum nimmt (wie zum Beispiel hier in England das Drüsige Springkraut).
Lebensraum bieten:
Nur die wenigsten Bienenleben in einem Stock, die meisten ziehen ein Leben als Einzelgänger vor. Manche in der Erde, andere in Mauerritzen oder im Laub von Sträuchern. Deshalb: 1. ein Stückchen Erde, am besten an einem Sonnenplatz, unbepflanzt lassen, sodass sich Wildbienen dort eingraben können. Auch Ritzen und Spalten werden gern genommen, deshalb eventuell einen kleinen Stein- oder Holzhaufen errichten, in dem die Insekten unterkommen können. Im Herbst nicht alle vertrockneten Blätter und Äste wegräumen, sondern diese als Überwinterungsmöglichkeit für Insekten draußen lassen. Außerdem kann an einem geschützten, sonnigen Platz ein Bienenhotel als Nisthilfe und Überwinterungsmöglichkeit aufgehängt werden - Wildbienen kriechen in die hohlen Stängel und überwintern dort.
Kein Gift:
Wie gesagt, Pestizide machen allen Insekten den Garaus, nicht nur denen, bei denen das gewollt ist. Und es wird vermutet, dass die Bienen, die nicht daran sterben, zumindest geschwächt werden und zum Beispiel dem gefürchteten Milbenbefall weniger entgegenzusetzen haben. Deshalb Hände weg von der Sprühflasche. Lieber nützliche Insekten stärken, damit sie sich um die "Bösewichter" kümmern.