Wann, wenn nicht jetzt

Wann, wenn nicht jetzt

There is no time like the present, heißt es in England. Also frei übersetzt: Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Und schon gar nicht auf das nächste Jahr. Soll heißen: Wenn Sie dachten, dass jetzt im Oktober die geruhsame Zeit für uns Hobbygärtner beginnt, haben Sie sich getäuscht. Meine To-Do-Liste für die nächsten Wochen ist jedenfalls fast so lang wie die im Frühjahr, auch wenn die Tage kürzer und die Temperaturen niedriger werden. Das Gras will ein letztes Mal gemäht, die Winterquartiere für Igel, Insekten, Frösche und Vögel installiert, die empfindlichen Pflanzen winterfest gemacht, die Regenwassertonnen gesäubert und ein weiteres Blumenbeet geschaffen werden. Auch die Blumenzwiebeln liegen noch immer in der Garage und warten darauf, dass sie endlich in die Erde gesetzt werden.

Doch nicht nur für Zwiebelpflanzen ist jetzt die ideale Pflanzzeit. Auch wenn Gartencenter und Märkte jetzt im Oktober weniger farbenfroh sind als im Mai: Winterharte Stauden, Büsche, Bäume und Obststräucher wachsen besser an und im nächsten Frühling üppiger, wenn sie jetzt in den Boden kommen. Noch ist die Erde warm, der Regen ebenso, und die Pflanzen haben den Winter über Zeit, ein gesundes Wurzelsystem auszubilden, bevor sie dann im Frühjahr auch über der Erde zu neuem Leben erwachen.

Warum trotzdem das Frühjahr allenthalben als beste Pflanzzeit gilt, kann ich nur vermuten. Vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass sich in voller Pracht stehende Container-Pflanzen besser verkaufen lassen als trist aussehende wurzelnackte Exemplare. Auch mir macht es mehr Spaß, eine üppig blühende Präriemalve oder Clematis nach Hause zu tragen, als ein paar vertrocknete Stängel oder einen Wurzelballen. Aaaaaber: Geduld kommt ja bekanntlich vor der Gartenfreude.

Wie gut, dass ich noch ein paar Fetthennen, Sonnenhüte und Rudbeckien in Töpfen auf der Terrasse stehen habe, die kommen dann in das Beet, das erst noch umgegraben werden muss. Und dann kann ich hoffentlich für eine Weile die Hände in den Schoß legen - und mich auf einen üppigen Austrieb von Blättern und Blüten im Frühling freuen.

Vorteile der Herbstpflanzung:

  • Pflanzen können sich über den Winter etablieren und dann im Frühjahr gleich mit dem Wachstum beginnen, statt erst Energie in die Wurzeln zu stecken. Das verschafft auch vor allem kleinen Pflanzen einen Vorsprung gegenüber Unkräutern, von denen sie sonst überwuchert werden könnten.
  • Winterharte Pflanzen bilden im Herbst und Winter viele Wurzeln. Dies kommt ihnen im Frühjahr zu Gute.
  • Die herbstliche bzw. winterliche Bodennässe schließt alle Luftlöcher und Hohlräume im Substrat, die Pflanzen sind (auch im Frühjahr) weniger anfällig fürs Austrocknen.
  • Der Austrieb erfolgt in Überinstimmung mit der Witterung. Viele im Frühling gekaufte Pflanzen kommen aus dem Gewächshaus und blühen vorzeitig - sie erleiden beim Einpflanzen im Freien oft einen Pflanzschock, der das weitere Wachstum verzögert.
  • Pflanzen kosten oft weniger als im Frühjahr, wenn sie in voller Blüte stehen.
  • Lieber im Frühling als im Herbst ins Freie gesetzt werden sollten folgende Pflanzen: Bambus, mediterrane Pflanzen, Seerosen, Pampasgras, Fackellilien. Sollte dies aber nicht zu vermeiden sein, für ausreichenden Kälteschutz (Mulch oder Laub) und Wasserabzug (Sand oder feinen Kiesel in die Erde mischen) sorgen.

 

Was sonst noch im Oktober zu tun ist:

  • Verwelkte Pflanzen können den Winter über stehen gelassen werden, macht weniger Arbeit und gibt Marienkäfern und anderen Insekten ein Heim für den Winter. Erst im Frühjahr herunterschneiden. Nur kranke Rosenblätter abmachen und in den Müll werfen (nicht in den Kompost).
  • Zwiebelpflanzen in die Erde setzen, sommerbühende Zwiebeln (z.B. Gladiolen) herausnehmen, trocknen, säubern und kühl, dunkel und trocken lagern.
  • Kletter- und Rankrosen an ihren Kletterhilfen festbinden, damit die Herbst- und Winterstürme sie nicht allzu sehr zerzausen.
  • Die letzten Früchte von den Bäumen und Büschen pflücken. Was jetzt noch nicht reif ist, wird es draußen nimmermehr, aber manches reift bei Zimmertemperatur noch nach (z.B. Tomaten auf der Fensterbank in der Sonne)
  • Nicht winterharte Pflanzen vor dem ersten Frost nach drinnen bringen, empfindliche mit Frostschutz versehen (Töpfe mit Folie oder Sackleinen umwickeln, Beetpflanzen mit Mulch oder Laub abdecken).
  • Kräuter pflücken und trocknen bzw. einfrieren.
  • Alte (5 Jahre oder mehr) Rhabarberpflanzen ausgraben und teilen, zum Wiedereisetzen nur die jungen Wurzeltriebe wieder einsetzen, das alte Mittelstück wegwerfen.
  • Alt gewordene Stauden ebenfalls teilen und auf diese Weise verjüngen.
  • Abgeworfenes Laub von Rasen und Blühpflanzen entfernen, damit diese auch weiterhin Licht bekommen.
  • Spät blühende Pflanzen für die Spätzünder in der Insektenwelt zur Verfügung stellen.
  • Winterharte einjährige Pflanzen wie Mohn, Stockrosen, Lupinen, Sommerazaleen (Godetia), Rittersporn können jetzt schon direkt ins Beet gesät werden, damit sie im Frühjahr kräftig wachsen.
  • Komposterde in die Blumenbeete einarbeiten, das verbessert die Bodenqualität und sorgt so für gesündere Wurzeln, die sich jetzt bilden.
  • Leere Töpfe säubern und wegräumen.
  • Noch ein letztes Mal den Rasen mähen.
  • In einer Ecke des Gartens oder Balkons einen Laubhaufen liegen lassen, in dem Käfer und Spinnen ein Winterquartier finden können.
  • Falls Sie einen Teich haben: Regelmäßig herabgefallene Blätter daraus entfernen.
  • Wen Sie Gartenabfälle verbrennen wollen, stellen Sie sicher, dass sich kein Igel unter dem Haufen eingerichtet hat.
     

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