Viel Glück im Garten

Viel Glück im Garten

Wenn es stimmt, dass Marienkäfer Glück bringen, kann zumindest in unserem Garten in diesem Jahr nichts mehr schief gehen. Sobald sich auch nur der schwächste Sonnenstrahl zeigt, kommen die roten Halbkügelchen mit den sieben schwarzen Punkten dutzendfach aus Büschen und Ritzen, unter Steinen und Blättern hervorgekrochen, um sich aufzuwärmen.

Auch in den Jahren zuvor hatten wir lady birds im Garten. Als ich jedoch vor einigen Tagen beherzt zur Gartenschere griff, um –beflügelt von meinem Erfolg mit den Rosen, die inzwischen eifrig austreiben –eine eiförmige Thuja wieder in Form zu bringen, wäre ich fast zur Käferkillerin geworden. In kleinen Klumpen hockten die Insekten überall in den Verästelungen der Blätter und klammerten sich an die Pflanze und aneinander.

Da stellt sich die Frage: Wie kommt es, dass in diesem Frühjahr so auffällig viele Coccinellidae unterwegs sind? Da die Käfer beliebt und offenbar gut erforscht sind, besteht an Marienkäfer-Fachliteratur kein Mangel. 2257 Treffer spuckt Amazon zum Stickwort Marienkäfer allein unter "Bücher"aus –fast ausschließlich Kinderbücher. Für Erwachsene gibt Wikipedia im Internet Auskunft über alles, was Sie schon immer über Marienkäfer wissen wollten.

Etwa, dass Marienkäfer nicht gleich Marienkäfer ist. 4000 Arten wurden weltweit gezählt, in Europa sind es etwa 100. Es gibt Trockenrasen-Marienkäfer, Variable Flach-Marienkäfer, Längsfleckige Marienkäfer und Licht-Marienkäfer. Andere dagegen müssen sich mit phantasieloseren Namen begnügen: Fünfpunkt-Marienkäfer, Elfpunkt-Marienkäfer, Vierzehntropfiger Marienkäfer oder Achtzehnfleckiger-Marienkäfer. Zwischen 2 und 24 Punkte haben sie auf dem Rücken, je nach Art, und die geben mitnichten das Alter der Tiere an.

Direkt nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf beginnen die Krabbler damit, kleine Marienkäferchen zu produzieren. Marienkäfersex ist jedoch laut Wikipedia "wenig spektakulär". Nun denn, ich weißnicht, wer diesen Eintrag geschrieben hat, aber ich finde bis zu 18 Stunden andauernde Kopulationen und die Begattung eines einzigen Weibchens von bis zu 20 Männchen zumindest bemerkenswert.

Ihre Fresslust macht die Insekten zum guten Freund des Hobbygärtners: Mehrere tausend Blatt- und Schildläuse sowie deren Larven vertilgt so ein Käferchen während seines einjährigen Lebens. Mit einem üppigen Nahrungsangebot in Kombination mit warmen Temperaturen erklären Biologen auch das alle paar Jahre aufretende Massenvorkommen von Coccinella septempunctata. Wenn sich bei schönem Wetter die Blattläuse reichlich vermehren, profitieren davon auch die lady birds. Sind alle Läuse weggemampft, schrumpft die Käferpopulation wieder.

Diese Theorie kann ich insofern bestätigen, als sich auf den Trieben meiner Rosen bereits Läuse breitmachen. Einen Marienkäfer habe ich allerdings noch nicht bei ihnen gesehen. Wenn ich die Damen und Herren also an die Arbeit bitten dürfte, statt sich in der Thuja zu sonnen. Dann können die Rosen ungestört wachsen, die Gärtnerin kann sich das Spritzen mit Seifenwasser sparen und die Käfer brauchen sich nicht gegenseitig zu verspeisen, wozu sie bei massenhaftem Auftreten neigen. Glück gehabt, können dann wohl alle Beteiligten sagen. Außer die Läuse vielleicht.

(Fotos: A.Schweizer)

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