Derrick wasn’t dirty

Derrick wasn’t dirty
Ein paar Tage nach dem vielbetwitterten Stadtfest von Schorndorf stellt sich nun „die Frage nach den wirklichen Abläufen“ - und wie so oft in solchen Fällen darüber hinaus die Frage, was korrigierende Darstellungen und nachträglich bekannt gewordene Fakten noch ausrichten können. Außerdem: Twitter ist „eine Art Volksempfänger für die AfD“, und Polizisten sind „keine Glaskugelleser“. Und ein neuer Hashtag: #FreePeter.

Worin die Aufgabe von Journalisten besteht, ist eine alte Frage, für deren Beantwortung es immer wieder aktuelle Anlässe gibt. Einen unschönen hat Elsa Koester, Redakteurin beim Neuen Deutschland, gefunden. Sie gehört zu den 32 Journalisten, denen am vorvergangenen Wochenende beim G20-Gipfel der Zutritt zum Pressezentrum verwerhrt wurde, weil sie auf einer "Schwarzen Liste" standen (siehe u.a. dieses Altpapier). Koester schreibt:

„Ich gebe (…) zu, dass ich bis zum Ende des Konzerts in der Elbphilharmonie inständig gehofft habe, eine mutige Violinistin würde aufstehen und ihren Bogen nieder werfen, um in diesem G20-Wahnsinn nicht weiter mitzuspielen. Aber genau darauf beschränkt sich mein Job. Ich beobachte, ich berichte, ich kommentiere, ich ordne es ein, und vielleicht hoffe ich, dass etwas passiert oder nicht passiert, ich ärgere oder freue mich darüber, aber ich tue eines nicht: eingreifen.“

Einen „Schuh auf Trump“ geworfen oder Ähnliches hätte sie jedenfalls nicht. Koester weiter: 

„Dass mir das BKA ernsthaft zutraut, meinen journalistischen Beruf aufs Spiel zu setzen, um dem Mann öffentlich meinen Respekt zu entziehen, der Frauen und Migranten weltweit ihre Rechte nimmt und die Welt durch seinen klimapolitischen Kamikaze-Kurs noch weiter zugrunde richten will – dass mir die Polizei so viel Mut zuschreibt, ehrt mich irgendwie.“

Wobei Koester natürlich nur vermuten kann, dass das BKA ihr das zutraut, denn was man ihr vorwirft, hat man ihr bisher nicht gesagt. Koester geht darüber hinaus auf die beruflichen Nachteile ein, die das Auftauchen auf der dubiosen "Schwarzen Liste" mit sich bringen könnte:

„‚Das tut mir sehr leid‘, sagen mir Kolleg*innen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich ‚auf der Liste stehe‘. Wir sind gebrandmarkt, wir 32. Uns hängt der Verdacht an, unsauber zu arbeiten. ‚Äußere dich besser nicht‘, sagen sie, ‚das könnte deinem Ruf schaden.‘“

Der einzige auf der „Schwarzen Liste“, der zumindest ein bisschen Klarheit hat, ist der NDR-Reporter Christian Wolf, dem unterstellt wurde, ein „Reichsbürger“ zu sein. Jenny Stern berichtet nun für den "Faktenfinder" der ARD, „der Einsatzleiter des Bundeskriminalamts (BKA) beim G20-Gipfel in Hamburg, Steffen Russ“ habe „sich in einem persönlichen Schreiben“ an Wolf für „die ‚entstandenen Unannehmlichkeiten‘ entschuldigt“.

Wobei natürlich weiterhin die Frage offen bleibt, wie Russ‘ Leute zu ihrer Fehleinschätzung kommen konnten. Für Wolf sei „das Thema mit der Entschuldigung des BKA aber abgehakt“, heißt es in dem Beitrag.

Des weiteren aktuell bei faktenfinder.tagesschau.de zu finden: die am Dienstag hier geforderten Einordnungen der von recht vielen Mistgabelschwingern bei Twitter und anderswo aufgegriffenen Ausschreitungen, die sich am Wochenende im Rahmen eines Stadtfestes im Schlosspark der baden-württembergischen Stadt Schorndorf abgespielt hatten.

„Der in Medienberichten erweckte Eindruck, ‚dass 1000 Jugendliche Randale gemacht haben und quasi Ausnahmezustand in unserer Stadt war, den kann man ganz klar verneinen‘, betonte Klopfer“,

schreibt Patrick Gensing mit Bezug auf ein im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF gesendetes Interview mit Schorndorfs Oberbürgermeister, der mit Vornamen Matthias heißt. Daher stellt sich „drei Tage nach den Vorfällen beim Schorndorfer Stadtfest am Wochenende“ nun „die Frage nach den wirklichen Abläufen“ (Stuttgarter Nachrichten). Im Interview mit der Berliner Zeitung sagt Klopfer:

„Es sind keine randalierenden Horden durch Schorndorf gezogen. Im Schlosspark haben wie jedes Jahr am Rande des Stadtfests unsere Jugendlichen gefeiert (…) Das ist leider eskaliert.“ 

Bekriegt hätten sich zwei kleine Gruppen („Da waren vielleicht 20 gegen 20 unterwegs“) bzw. „zwei polizeibekannte, kleinere Gruppen von je 20 bis 30 Personen“, die sich „außerhalb des Festgeländes getroffen und Streit gesucht hätten“ (der Veranstalter des Stadtfestes gegenüber dem SWR). „Der klare Auslöser“ (der Oberbürgermeister laut Stuttgarter Nachrichten) für die verbreiteten Falschdarstellungen sei eine Pressemitteilung der Polizei gewesen, die den bemerkenswerten Satz „Bei einem großen Teil handelte es sich wohl um Personen mit Migrationshintergrund“ enthielt. Klopfer gegenüber der Berliner Zeitung:

„Als ich die (…) gelesen habe, wusste ich: Das wird bundesweit aufschlagen. Aber was dort von der Polizei beschrieben wurde, ist bislang nicht bestätigt worden. Die Faktenlage ist weiter dünn.“

Wie aber kommt die Polizei dazu, etwas zu „beschreiben“, das andere gar nicht gesehen haben? Erwähnenswert ist, dass die Pressemitteilung am Sonntagnachmittag veröffentlicht wurde, zu einem Zeitpunkt, als die Ausschreitungen mehr als zwölf Stunden vorüber waren. Die Polizei hätte also Zeit gehabt, die vom Bürgermeister konstatierte „dünne Faktenlage“ ein bisschen anzudicken.

Matern Boeselager (Vice) befasst sich ebenfalls mit der Rolle der Polizei:

„Bei einer Pressekonferenz am Montagmittag wollte sich (…) der Aalener Polizeipräsident Roland Eisele nicht mehr darauf festlegen, dass es sich zum ‚großen Teil‘ um Menschen mit Migrationshintergrund gehandelt habe. ‚Also, jetzt zu sagen, das sind 50 Prozent mit Migrationshintergrund – mit solchen Zahlen muss man vorsichtig sein, weil man sie einfach überhaupt nicht verifizieren kann‘, sagte Eisele auf Nachfrage.“

Der Tagesspiegel zitiert den Polizeipräsidenten folgendermaßen:

“Man kann nicht genau sagen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund dabei waren. Wir sind keine Glaskugelleser.“

Schön, dass wir das auch mal geklärt haben.

Die Pressearbeit des für die Vorfälle in Schorndorf zuständigen Polizeipräsidiums Aalen wirft zumindest entfernt ähnliche Fragen auf wie die der Kollegen in Hamburg während des G20-Gipfels. Wie die Polizei etwa bei Twitter „mit fragwürdigen Meldungen das Bild der G20-Demos manipulierte“, hat der eben zitierte Matern Boeselager für Vice am Wochenende beschrieben.

Es ist ja kein neues Problem: Was können korrigierende Darstellungen und nachträglich bekannt gewordene Fakten noch ausrichten, wenn die von Vermutungen und Fiktionen beschwingten Mistgabelschwinger bereits voll druff sind? Dennoch ist es gewiss erfreulich, dass mit stimmtdas.org ein weiteres Faktencheck-Portal an den Start gegangen ist (epd/FR). Außerdem in diesen Kontext passend: Correctiv berichtet in eigener Sache, dass die Faktenchecker des Hauses „als erstes deutschsprachiges Team“ vom IFCN-Netzwerk aufgenommen wurde. Letzterem „gehören 26 namhafte Institution wie die Washington Post, die Nachrichtenagentur AP oder ABC News“ an. Und Paul Josef Raue stellt bei kress.de Stefan Voß vor, der für dpa „ein Team aus Spezialisten“ aufbaut, „das sich auf Fälschung und Wahrheit in den sozialen Netzwerken konzentriert“.

Um auf die Vorfälle in Schorndorf zurückzukommen: Georg Restle, Leiter der „Monitor“-Redaktion, fasst sie bei Facebook so zusammen: 

„Im schwäbischen Schorndorf hat eine Handvoll alkoholisierter Jugendlicher am Rande eines Stadtfestes gegen Polizeibeamte randaliert (…) Daneben gab es an anderem Ort vereinzelte sexuelle Übergriffe, die laut Polizei mutmaßlich von drei Afghanen und einem irakischen Mann begangen wurden. Schlimm genug, aber ganz sicher keine ‚völlig unbekannte Gewalt sehr junger Asylbewerber.‘“

Er bezieht sich dabei auf eine Äußerung eines Lokalpolitikers, der bundesweit stets recht viel Aufmerksamkeit bekommt.

Da das Stichwort Hamburg bereits gefallen ist: Die ungefähr überall zitierte Äußerung des Schorndorfer Bürgermeisters, dass sich dort „kein zweites Hamburg“ abgespielt habe, ist insofern drollig, als bis jetzt noch keineswegs Klarheit darüber herrscht, was sich eigentlich in Hamburg abgespielt hat bzw. „die politische und juristische Aufarbeitung des Desasters“ ja gerade erst „beginnt“. Letzteres schreibt das Netzwerk Recherche in seinem aktuellen Newsletter. Einen Appell enthält dieser auch:

„Es liegt auch an uns Journalisten, dass dieses Thema auf der Agenda bleibt und nicht im Sommerloch verschwindet oder von den verantwortlichen Politikern in Hamburg und Berlin durch Nichtstun oder gegenseitigen Vertrauensbekundungen ‚beerdigt‘ wird.“

Noch ist das Thema jedenfalls nicht im „Sommerloch“ verschwunden, allein die Frankfurter Rundschau wartet aktuell mit (mindestens) drei G20-bezogenen Artikeln auf. Über Publizisten und andere Wortmeldungsprofis, die sich gerade darin gefallen, den „Rechtsstaat“ zu beschwören, schreibt Danijel Majic:

„Es drängt sich der Verdacht auf, dass viele das Wort 'Rechtsstaat' als Rechtfertigung für die Forderung nach gnadenloser Härte nur deshalb im Munde führen, weil das pathetische Bekenntnis zum 'Vaterland' historisch vorbelastet ist. Ähnlich wie der schlecht abgehangene Patriotismus vergangener Epochen dienen die Rechtsstaatsbeschwörungen der letzten Tage in erster Linie der Desavouierung des politischen Gegners, der dadurch zum inneren Feind gestempelt wird."

Ein weiterer FR-Text befasst sich mit der „verzerrten Diskussion“ der „Gewalt während des G20-Gipfels“, und sogar die „Maischberger“-Sendung vom vergangenen Mittwoch (siehe Altpapier) ist den Frankfurtern noch eine Betrachtung wert. Michael Herl liefert eine Art sportliches Resümee der Bosbach/Difurth-Auseinandersetzung:

„Ditfurth musste gar nicht erst ihre Trümpfe ziehen, sondern nur einige Vorfälle in Hamburg sachlich schildern, da hatte der sich schon selbst geschlagen. Es war kein Sieg nach Punkten, sondern ein kampfloser Knock Out. Der Mann war so entlarvend arm an Argumenten, dass ihn jede Mittelstufensprecherin eines x-beliebigen Gymnasiums mit wenigen Sätzen außer Gefecht gesetzt hätte.“

Die taz stellt derweil „wichtige Fragen, die zum G20-Gipfel noch offen sind“ - und „beschreibt, was noch im Dunkeln liegt“. Texte zum "Hinterhalts"-Narrativ sind auch zu haben (SZ, ndr.de).

Was im Nachgang zum G20 bisher m.W. noch kein Thema war: Welchen Einfluss deutsche Krimis auf die nicht gering verbreitete „Mär vom stets korrekten Polizisten“ bzw. vom Bild der Polizei als „ein einziges, wehrloses Opfer“ haben. Dazu hat Edo Reents in einem am Montag online gestellten FAZ-Artikel Folgendes geschrieben:

„Deutschland hat eben keinen „Dirty Harry“ hervorgebracht. Es kennt die amerikanische Tradition harter, meistens sehr guter Polizeifilme nicht, in denen Beamte zu weit gehen wie Clint Eastwood in Don Siegels Film oder (…)  später (…) in ‚L.A. Confidential‘, in dem die halbe Polizei von Los Angeles korrupt oder unverhältnismäßig brutal ist. Deutschland dagegen hat sich von Herbert Reinecker den ‚Kommissar‘ und ‚Derrick‘ andrehen lassen, Serien mit einer unfassbar holzschnittartigen Figurenzeichnung, in denen Polizisten nur von ihrer korrekten Seite gezeigt werden; Vorurteile und Affekte, die doch jeden Menschen leiten, sind hier nicht vorgesehen. Solcherlei Fernsehunterhaltung war jahrzehntelang Ausdruck einer gewissen obrigkeitsstaatlichen Mentalität, die natürlich älteren Datums ist und dann aufs neue jeden Freitagabend gestärkt wurde, auf dass Abermillionen Deutsche fest daran glaubten, dass bei der Polizei alles mit rechten Dingen zugehe. Dagegen kamen die lebensnäheren, aber auch nicht sonderlich abgründigen ‚Tatort‘-Kommissare natürlich nicht an.“

Wenn man die These vertritt, dass eine „gewisse obrigkeitsstaatliche Mentalität“ bei Journalisten auch darin zum Ausdruck kommt, dass sie nicht in Zweifel ziehen, was die Polizei in Pressemitteilungen (siehe Schorndorf) oder bei Twitter (siehe Hamburg) verbreitet, stellt sich die nicht uninteressante Frage, ob zumindest bei den nicht mehr ganz so jungen unter ihnen das auch damit zu tun, dass sie unter anderem durch Reinecker-Serien TV-sozialisiert wurden.

[+++] Das von der Otto-Brenner-Stiftung vorgelegte Diskussionspapier "AfD und Medien – Analyse und Handreichungen“ (siehe Altpapier von Montag) war am Dienstag Thema im DLF-Medienmagazin „@mediasres“. Christoph Sterz hat mit Studienautor Bernd Gäbler gesprochen:

„Twitter sei eine Art Volksempfänger für die AfD. Klassische Medien dürften beispielsweise Twitter nicht einfach hinterher erzählen, findet Bernd Gäbler“,

heißt es in der schriftlichen Zusammenfassung. Stimmt. Das gilt aber nicht nur dann, wenn die AfD bei Twitter agiert und/oder, wenn es um die AfD geht. 

Apropos AfD: Darauf, dass die Bild-Zeitung nun auch noch ein „Wahlprogramm“ zu bieten hat, geht der Bildblog ein und fragt sich dabei „vor allem“: 

Haben an dem Bild-Wahlprogramm Vertreter der AfD mitgeschrieben? Nur ein paar Beispiele: Asylsuchende und Zuwanderer sollen sich ‚nach unseren Regeln richten‘. Burka-Verbot für hier lebende Menschen. Ausreisepflicht für Touristinnen in Burka. Flüchtlingsströme aus Afrika stoppen. ‚GEZ-Gebühren‘ kürzen. Ein dreimonatiger ‚Dienst am Gemeinwesen‘, um ‚dem eigenen Land zu dienen‘.“

Überraschend sind solche Übereinstimmungen eher nicht. Die Bild-Zeitung war schließlich schon ein AfD-Blatt, bevor es die AfD überhaupt gab. Beziehungsweise: Ohne die jahrzehntelange ideologische Vorarbeit der Bild-Zeitung wären die Wahlerfolge der AfD gar nicht möglich gewesen.


Altpapierkorb

[+++] Dass der in der Türkei inhaftierte deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner „unter anderem als freiberuflicher Foto- und Videojournalist“ tätig ist, findet in den meisten Artikeln zu dem Fall (siehe etwa Spiegel Online, NZZ, Handelsblatt) keine Erwähnung. Cornelia Haß, Geschäftsführerin der Journalistengewerkschaft dju in ver.di, bei der Steudtner Mitglied ist, sagt laut mmm.verdi.de: „Das ist eine neue Eskalationsstufe. Präsident Recep Tayyip Erdogan will offensichtlich sämtliche zivilgesellschaftlichen Strukturen in der Türkei zerschlagen. Die Vorwürfe gegen Peter Steudtner sind vollkommen aus der Luft gegriffen. Es geht hier um einen Frontalangriff auf die Menschenrechtsbewegung insgesamt. Sämtliche Unterstützung für deren Arbeit soll unterbunden werden. Peter Steudtner und die anderen Inhaftierten, darunter auch die Journalisten Deniz Yücel und Mesale Tolu, müssen sofort freigelassen und die Ermittlungen eingestellt werden.“ Nun gilt es also, auch den Hashtag #FreePeter in Umlauf zu bringen.

+++ In Sachen Türkei (II): Am heutigen Mittwoch startet in Kassel die Ausstellung „Schluss mit Lustig. Aktuelle Satire aus der Türkei“. Das Neue Deutschland berichtet.

+++ Weitere Einschätzungen zum Entschluss der Ruhr Nachrichten, ihre Mantelredaktion aufzugeben (siehe Altpapier): „Fabian Trelle, der zuständige verdi-Gewerkschaftssekretär in Dortmund, erwartet durch die Schließung der RN-Mantelredaktion noch mehr Eintönigkeit der Zeitungslandschaft in NRW: ‚Lensing-Wolff stellt es so dar, dass dadurch die Lokalredaktionen gestärkt würden. Durch die Produktion des Mantels in einer Gemeinschaftsredaktion wird allerdings das Gesamtprofil eines Blattes verwässert.‘ Die politische Positionierung und Kommentierung eines Blattes zu landes- und bundespolitischen Themen und die Einordnung des Weltgeschehens fände nun mal im Mantel statt. Das steht in einem Bericht Frank Biermanns für mmm.verdi.de.

+++ Eine weiteres Beispiel für die für Menschen mit gesundem Menschenverstand unergründliche Weisheit der Pressekammer des Landgerichts Hamburg greift Übermedien auf.

+++ Mit u.a. Claus Klebers "Panik vor Feministinnen“ beschäftigt sich Margarete Stokowksi in ihrer Spiegel-Online-Kolumne.

+++ Reklame in eigener Sache: In der aktuellen Medienkorrespondenz findet sich ein Text von mir über die "Stuttgarter Erklärung", mit der Dokumentarfilmer gegen ihre finanzielle Benachteiligung protestieren (siehe Altpapier).

+++ Auf die „Stuttgarter Erklärung“ nimmt auch die SZ (€) heute Bezug, und zwar in einer Besprechung des im Nachtprogramm zu sehenden Dokumentarfilms „Glaubenskrieger“: „Immerhin im Sommer leistet sich das Erste im Spätprogramm Dokumentarfilme wie diesen“, schreibt dort Moritz Baumstieger mit Bezug darauf, dass die protestierenden Filmemacher fordern, sich so etwas nicht nur während der Talkshow-Sommerpause zu leisten. Die neunzigminütige Dokumentation erzählt, „wie eine Gruppe junger Muslime für eine Reform des Islam kämpft“ (Thomas Gehringer/Tagesspiegel), und zwar aus dem Blickwinkel dieser Gruppe, „die der Düsseldorfer Germanistik-Student Hassan Geuad gemeinsam mit seinem Bruder und Freunden gegründet hat“ (FAZ, derzeit nicht frei online). „Interviews, die das reine Beobachten der Kamera unterbrechen, setzt (Autor Till Schauder) dabei nur sehr spärlich ein, und so wirkt der Film über die jungen Muslime, die für ihre Zwecke auf Inszenierung setzen, selbst nur wenig inszeniert. Gleichzeitig könnte der Zuschauer an manchen Stellen mehr Einordnung gut gebrauchen (…) Der ästhetische Anspruch des Films erschwert zuweilen den Zugang in das politisch und gesellschaftlich komplexe Thema“, meint SZ-Autor Baumstieger.

+++ Mittlerweile erschienen: der vierte Teil der neulich hier schon erwähnten Reihe „Der Wahlkampf auf Instagram“ (pop-zeitschrift.de).

+++ Was halbwegs Heiteres noch zum Abschluss: Hans-Gerd Koch, "Mitherausgeber der Kritischen Ausgabe der Werke Franz Kafkas“, spießt im FAZ-Feuilleton auf, dass die Konkurrenz von Springers Welt „Kafka für sexuell gestört hält“. Koch dazu: „Zu diskret, was sein Sexualleben betraf, lässt sich allerdings auch in dieser Hinsicht alles Mögliche auf ihn projizieren: von unterdrückter Homosexualität bis zu nicht ausgelebtem sadomasochistischen Sex in der Ehe. Da malt sich mancher ein Bild, ohne zu merken, dass es ein Selbstbildnis ist, wenn er versucht, dem Autor verzweifelt beizukommen, dessen Werk sich verschließt.“

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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