Versuch einer Medienstrategie

Versuch einer Medienstrategie
Die AfD versucht auf allen möglichen Wegen, kritische Berichterstattung zu unterbinden, erreicht damit aber oft das genaue Gegenteil. Zuletzt erschien ein Schwarzbuch. Donald Trump geht mit Kritikern anders um als Frauke Petrys Leute. Aber es gibt auch hier Parallelen. Russland ist schon ein ganzes Stück weiter. Dort braucht man die Kritiker inzwischen sogar wieder, weil sonst keiner mehr die Propaganda braucht.

Die Rheinische-Post-Reporterin Julia Rathcke hat am Sonntag diesen Tweet veröffentlicht, der einen Eindruck davon vermittelt, was Journalisten so erleben, wenn sie über die AfD berichten. 

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Lokalreporter machen Erfahrungen wie diese seit Jahren. Sie kennen die antidemokratischen Strömungen in diesem Land aus der Berichterstattung über Geflügelzuchtvereine und andere örtliche Gruppen, die nach dem Artikel vom Wochenende, in dem unter anderen erwähnt wurde, dass das Zuschauerinteresse bei der großen Zuchtschau doch eher verhalten war, in der Redaktion anrufen und ebenfalls drohen - allerdings dann meistens nur mit der Abbestellung der Zeitung, was aber oft schon ausreicht, um den Lokalchef dazu zu bewegen, beim nächsten Mal einen anderen Reporter zu schicken. 

Im Falle der AfD wollen diese möglicherweise in der Lokalberichterstattung abgeschauten Methoden einfach nicht funktionieren. Frauke Petry hatte in Stefan Lambys Dokumentation „Nervöse Republik“ (Altpapier) angedeutet, sie wolle mit Spiegel-Chef Klaus Brinkbäumer darüber sprechen, ob der nicht auch mal wen anders zur AfD schicken könne, wozu Brinkbäumer aber partout nicht bereit ist, wie Daniel Bouhs für die taz noch einmal dokumentiert hat. 

Und das, obwohl Melanie Amann sogar Witze über die AfD verbreitet. 

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Die Partei versucht, kritische Berichterstattung zu verhindern, wo es nur geht. Aber meistens gelingt das nicht allzu gut und führt eher zum gegenteiligen Ergebnis.

Das Recherchebüro Correctiv hat zum Beispiel soeben ein Schwarzbuch mit einer ganzen Reihe von Informationen veröffentlicht, die Frauke Petry, sagen wir, so nicht als Pressemitteilung veröffentlichen würde. Noch einmal Daniel Bouhs hat mit Correctiv-Chefredakteur Markus Grill darüber gesprochen. Auf seiner Website kann man das Interview lesen und hören

In dem Gespräch geht es auch um die Frage, ob hinter dem geradezu fantastischen Unterhaltungsangebot der AfD auch so etwas wie eine mediale Strategie stecken könnte.

Markus Grill:  

„Die strategischen Überlegungen beziehen sich auf einzelne Personen, auf einzelne Führungspersonen. Sowohl Frauke Petry als auch jemand wie Marcus Pretzell oder auch jemand wie Beatrix von Storch, die man sich sehr wohl Gedanken, wie sie mit Medien umgehen. Die versuchen auch, was abzusprechen.“

Die Betonung liegt aber auf „versuchen“. Denn oft scheint das eben auch nicht zu funktionieren. 

„Also diese Woche zum Beispiel als Frauke Petry ihre Verzichtserklärung gemacht hat, also dass sie nicht als Spitzenkandidatin zur Verfügung stand, hat sie das offensichtlich nicht einmal mit ihrem Co-Vorsitzenden, mit Jörg Meuthen abgesprochen. Der sagt, er hatte davon nichts vorher gewusst. Man muss sich das mal vorstellen!“

Und um noch einmal die Parallele zur Lokalberichterstattung zu ziehen. Da geht die Argumentationskette dann oft wie folgt: Abo-Abbestellungen sind schon mal sehr schlecht. Aber was noch viel schlimmer ist: Wenn wir es uns mit dem Vereinsvorsitzenden verscherzen oder womöglich sogar mit dem ganzen Vorstand, erfahren wir aus dem Verein gar nichts mehr. Deswegen müssen wir mit der Kritik etwas vorsichtiger sein. 

In einer grafischen Darstellung in Form einer Comic-Zeichnung wäre dieses Bild nun mit einem Querbalken durchgestrichen. Darüber würde stehen: Falsch!

Wie man den Gedanken richtig zu Ende bringt, erklärt Markus Grill auf die Frage, wie sie denn bei Correctiv damit umgehen, dass sie zu Hintergrundgesprächen mit Frauke Petry und Co. nicht eingeladen werden. 

„Na ja, wir haben eher so Zugang zur zweiten Reihe. Also das ist ja in der Partei auch nicht so schwer, muss ich mal sagen, weil die natürlich ein einziger Intrigantenstadel ist. Also die bekämpfen sich ja ziemlich schamlos untereinander. (…) möglicherweise ist es ja interessanter, mit ihren (Frauke Petrys, Anm. Altpapier) Mitarbeitern zu sprechen und mit anderen zu sprechen, die dann oft anonym sind, also die natürlich unter dem Schutz der Anonymität doch aber auch viele Dinge erzählen.“

Und genau dafür gibt es in Deutschland ja sogar eine Redewendung: Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere.  

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Könnte sein, dass die gleiche Redewendung in den USA in etwas anderer Form existiert. Eine verschlossene Tür öffnet sich irgendwann wieder. Mann muss nur lange genug warten. Oder irgendwie so ähnlich. Diese Redensart würde jedenfalls das beschreiben, was Isabell Hülsen für den Spiegel über die Hassliebe zwischen Donald Trump und der New York Times berichtet (für 1,99 Euro bei Blendle).

Da geht es zum Beispiel um Jim Rutenberg.

„Rutenberg ist Medienredakteur der ‚New York Times’. Er begann seine Karriere bei den Klatschblättern und kam mit Trump gut aus, bis er 2002 für die ‚Times‘ eine Geschichte über die fallenden TV-Quoten für Trumps Misswahlen schrieb. Trumps Agent rief an, Trump saß im Raum und brüllte: Er sei ein ‚Dreckskerl‘. ‚Ich hatte nur die korrekten Zahlen wiedergegeben, mehr nicht‘, sagt Rutenberg. (…) Als Rutenberg im vergangenen Jahr die legendäre Medienkolumne der ‚Times‘ übernahm, war er erstaunt, dass Trump wieder mit ihm redete. Rutenberg hatte plötzlich ein anderes Problem: Selbst kleine Details, die er bei Trumps Sprecher erfragte, wollte der Präsidentschaftskandidat plötzlich lieber selbst beantworten. ‚Ich sagte nein, nein, das ist wirklich nicht nötig‘, erzählt Rutenberg. ‚Ich wusste, wenn er erst mal loslegt, übernimmt er meine Kolumne.‘“

Das Muster wiederholt sich seit Jahren. Eine mögliche Erklärung ist in dem Fall auch die Kernaussage des Texts:

„Die Anerkennung (…), die Trump von seiner Heimatzeitung erwartete, blieb sie ihm stets schuldig. Trump und die ‚Times‘, das ist deshalb auch die lange Geschichte einer enttäuschten Liebe.“ 

In diesem Punkt lässt sich die Situation in den USA wahrscheinlich nicht auf Frauke Petry und den Spiegel übertragen. Jedenfalls ist da nichts Näheres bekannt. Aber im Verhältnis zwischen Medien und rechtspopulistischen Politikern gibt es ja doch einige Parallelen. Das, was bei Donald Trump "Fake News" sind, nennt Frauke Petry „Lügenpresse" oder „Lückenpresse“. Und es gibt viele Möglichkeiten, als Journalist darauf falsch zu reagieren. Die New York Times wählt einen klugen Ansatz.

„Wann die Unwahrheiten des Präsidenten zur ‚Lüge‘ gereichen, darf (…) nur Chefredakteur Baquet entscheiden. Mit dem Wort tut sich die Zeitung aus gutem Grund schwer: Lüge setzt eine Absicht voraus, in Trumps Kopf aber können sie schlecht recherchieren. ‚Das Wort Lüge sollte keine normale Erscheinung auf unseren Seiten sein‘, sagt Baquet. Aber Ausgewogenheit? ‚Kann nicht unser Ziel sein‘, sagt er. (…) Offenheit und Fairness seien das Ziel.“

Schließlich noch ein weiteres Zitat aus diesem Text, mit dem wir etwas vom Thema abschweifen, das aber einen sehr interessanten Einblick in die Produktionsweise der New York Times gibt. Dazu geben wir kurz rüber in die nachmittägliche Konferenz. 

„Über die gedruckte Zeitung wird in der Konferenz heute kein Wort mehr verloren, es geht einzig um die Homepage: Welche Geschichten gehen heute Abend, welche morgen früh auf die Website, was steht ganz oben, was unten? Manches davon wird erst ein oder zwei Tage später in die gedruckte Ausgabe wandern. Um die kümmert sich ein kleines eigenes Team. Noch lesen gut eine Million Abonnenten die "Times" auf Papier, die legendäre Sonntagsausgabe inbegriffen. 1,6 Millionen haben ein digitales Abo. Doch die Abläufe und Zwänge von Print sollen nicht länger den Takt angeben, der Zukunft im Weg stehen.“

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Handeln wir in aller Kürze noch schnell die übrigen Brennpunkte ab. Zunächst Frankreich. Auch dort konnte man sich gestern als Mensch mit dem Wunsch, weiterhin unter demokratischen Bedingungen zu leben, nicht so richtig ausgelassen freuen, was am gruselig guten Ergebnis von Marine Le Pen lag. Ob es allerdings so gruselig war, dass ein öffentlich rechtlicher Sender einen Bericht über sie mit Musik aus der Horrorfilm-Reihe Halloween unterlegen sollte, das stellt Stefan Niggemeier völlig zu Recht in Frage. 

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Joachim Huber kritisiert für den Tagesspiegel, dass nicht nur die Berichterstattung über die Frankreich-Wahl, sondern auch die über den AfD-Parteitag vielleicht doch etwas dünn war - und dahinter womöglich ein strukturelles Problem steht.

„Die ARD hat ein Sonntagsproblem. Unter der Woche ist das Erste wahrlich flexibel: Bei vielen Ereignissen wird ein „Brennpunkt“ nach dem anderen gebracht, doch bei den absehbaren Ereignissen wie Frankreich-Wahl und AfD-Parteitag geht das Erste in den Energiesparmodus. Sonntag, Politik und ARD – da steigt die ARD aus. Sonntag ist Feiertag, arbeitsfrei. Aber das geht heute nicht mehr.“

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Schließlich zu einem Land, das auf der Favoristen-Liste der beliebtesten Einsatzorte von Auslands-Korrespondenten nur dann ganz oben steht, wenn man die Liste umdreht: Russland.

Boris Reitschuster ist da vielleicht eine Ausnahme. Er hat 16 Jahre lang in Moskau gelebt und würde das auch gern weiterhin machen, musste die Stadt aber vor fünf Jahren verlassen, weil es dort zu gefährlich wurde, denn unglücklicherweise ist er Russland-Korrespondent und Putin-Kritiker in einer Person. Und in Russland verlassen die entsprechenden Stellen sich bekanntlich nicht in allen Fällen auf die Einsicht des Chefredakteurs, sondern stellen im Zweifel selbst sicher, dass Reporter nicht weiter berichten können

Boris Reitschuster beschreibt nun jedenfalls in Huffington Post, wie er überraschend in eine russische Talkshow eingeladen wurde und erst später verstand, warum eigentlich. 

„Die Propaganda im Fernsehen führt sich offenbar selbst ad absurdum, wirkt nicht mehr. Die immer gleichen Gesichter. Denen immer weniger getraut wird. Offenbar hat deshalb jemand eine Ampel umgestellt, von rot auf grün. Offenbar bin ich mitten in einem Polit-Thriller.“

Bis die AfD diese Ampel umstellt, wird vermutlich noch etwas Zeit vergehen. Aber wir können uns vielleicht schon mal merken: Wenn Melanie Amanns Tweets mit AfD-Witzen irgendwann auch auf Frauke Petrys blauem Kanal zu lesen sind, wäre das ein Indiz dafür, dass der Verfall der eigenen Glaubwürdigkeit als Thema auch in dieser Partei angekommen ist.  


Altpapierkorb

+++ Ein kleiner Dämpfer für Autoren, die hoffen, dass für sie ein kleines bisschen mehr Krümel vom Tisch fallen, wenn es den Verlagen wieder besser geht, dürfte die Situation der Serien Drehbuch-Autoren in den USA sein, über die Jürgen Schmieder auf der SZ-Medienseite vom Samstag berichtet. „Im vergangenen Jahr sind mehr als 450 neue Serien genehmigt worden, so viele wie noch nie zuvor. Die Unterhaltungsindustrie hat, das behauptet die WGA in einem Brief an ihre Mitglieder, im Jahr 2016 mehr als 51 Milliarden Dollar Gewinn erzielt, auch das ist ein Rekord. (…) Die nun gefeierten Erzähler, die Autoren, fürchten jedoch, dass nur der Kuchen größer wird, aber nicht die Stücke, die sie davon bekommen. Sie fordern mehr Grundgehalt und Garantien, bessere Beteiligungen an erfolgreichen Projekten und höhere Absicherung bei Krankheit oder Misserfolg. Notfalls wollen sie streiken.Ein wenig anders sieht die Situation auf diesem Markt dann aber schon aus.Das Durchschnitts-Jahresgehalt von WGA-Autoren liegt bei knapp 200?000 Dollar – könne man da wirklich vom hungernden Künstler sprechen?“ 

+++ Michael Naumann, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der Zeit, hat eine Autobiografie geschrieben. Im Kress-Interview mit Frank-Hauke Steller bekennt er, auch als Verleger und Politiker sei er im Herzen immer Journalist geblieben („Ich habe diesen Beruf immer gebliebt.“). Vor allem in einer Antwort wird das besonders deutlich: „Kress.de: Sie selbst nennen sich "Demonstrant, Diskutant, Dissertant und auf alle Fälle Dilettant". Inwiefern sind Sie Dilettant? — Michael Naumann: Allein schon aufgrund der herrlichen Alliteration. Die wollte ich mir nicht entgehen lassen. (…)“ 

+++ Nathaniel Persily, Jura-Professor an der Universität Stanford, hat einen Artikel geschrieben, der den Titel trägt: Kann die Demokratie das Internet überleben? Dan Balz schreibt darüber in der Washington Post. Persily erklärt noch mal sehr schön: Was Trump im Vergleich zu Hillary Clinton verstanden habe, sei: „‚That it was more important to swamp the communication environment than it was to advocate for a particular belief or fight for the truth of a particular story.” Und eben: “‘Retweets of Trump’s posts are a significant predictor of news stories and blog posts.’ Meanwhile, the volume of Trump’s tweets was ‚a negative predictor of concurrent news coverage .?.?. which may imply that he unleashes ‘tweetstorms’ when his coverage is low.’”

+++ Oliver Jungen ist enttäuscht von der Simulation einer Zwangsherrschaft, die am Sonntagabend unter dem Namen „Diktatur“ bei ZDF Neo gestartet und am kommenden Sonntag (21.45 Uhr) an gleicher Stelle fortgesetzt wird. Warum, erklärt Jungen auf der FAZ-Medienseite vom Samstag (45 Cent bei Blendle). „Der harmlosere Einwand gegen das Format lautet: Thema verfehlt. Durchgespielt wird nämlich mitnichten eine Diktatur, sondern eine Gefängnissituation. (…) Schwerer wiegt der grundsätzliche Einwand. Dass sich das (Entertainment-)Fernsehen nur bedingt als Erkenntnisinstrument eignet, sollte inzwischen bekannt sein. Stattdessen treffen hier schlicht zwei Regime aufeinander, von denen das mächtigere, das Unterhaltungsfernsehen mit seinen bekannten Regeln, sich allzu kläglich unsichtbar zu machen versucht. Natürlich aber glaubt keiner der Teilnehmer, versuchsweise in einer Diktatur zu leben. Dafür reagieren alle exakt so, wie man es von Kandidaten einer Realityshow erwarten darf. Außerdem sind ständig Kameras präsent und gilt es, einen Preis zu gewinnen.

+++ Barbara Sichtermann beschreibt im Tagesspiegel einen Moderator, nachdem man diesen Absatz gelesen hat, wirklich gern mal sehen würde. „Der wichtigste Punkt (…) ist der dritte: seine Fähigkeit, Pfadfinder im Dschungel, Dirigent der Symphonie zu sein. Er geht gedanklich mit seinen Gästen mit, läuft ohne in Atemnot zu kommen neben ihnen her, ahnt, wo und wohin sie abbiegen werden, lässt sie, hindert sie, treibt sie, bremst sie, das alles oft fast unmerklich, und er ist bei allen gleich aufmerksam, ob das nun Dirk Schümer ist, dem er zuhört, oder Richard David Precht, Ulrich Kienzle, Gaby Decker, Lars Ricken, Karl Lagerfeld oder Ingrid van Bergen. Er lauscht und interveniert unter großer Spannung, und wenn die sich im Resümee oder in der Pointe löst und das Studiopublikum klatscht, lacht er gern sein charakteristisches Lachen.“ Das Überraschendste an dem Porträt ist allerdings: Es geht hier tatsächlich um Markus Lanz. 

+++ Tesla-Chef Elon Musk hat offenbar die gleichen Träume wie Mark Zuckerberg (Altpapier vom Donnerstag). Zuckerberg will Gedanken in Sprache umwandeln. Musk hat etwas Ähnliches vor. Im Interview mit der Website Wait but Why sagt er: „If I were to communicate a concept to you, you would essentially engage in consensual telepathy. You wouldn’t need to verbalize unless you want to add a little flair to the conversation or something (laughs), but the conversation would be conceptual interaction on a level that’s difficult to conceive of right now.Eine Zusammenfassung auf Deutsch ist zu lesen bei Futurezone

+++ Wie man einen Irrtum so verschleiert, dass garantiert niemand den Eindruck bekommt, man hätte selbst irgendetwas damit zu tun, erklärt Moritz Tschermak bei Bildblog am Beispiel der Bild am Sonntag. Die hatten nach dem Anschlag auf dem BVB-Bus erst auf der Titelseite die Theorie verbreitet, nur eine Sekunde habe über Leben und Tod entschieden. Aber das war falsch. +++ Und bei Übermedien geht Boris Rosenkranz der Frage nach, woher Josef Hufelschulte wohl erfahren haben könnte, dass der mutmaßliche Täter den Anschlag unter Tränen gestanden hat. Diese Version hat das Bundeskriminalamt nämlich sogar dementiert. 

+++ Die 18.000 ähnlich wie Arbeitnehmer beschäftigte Mitarbeiter der ARD haben eine Interessenvertretung gegründet, berichtet berichtet Andreas Maisch für Turi2 unter Berufung auf die Facebook-Seite der Freienvertretung im RBB.

+++ Über die Suche nach einem neuen Deutschlandradio-Intendanten und den Favoriten, MDR-Chefredakteur Stefan Raue, berichten David Denk und Sebastian Fischer auf der SZ-Medienseite. „Nach dieser Logik müsste nun wieder einer aus dem linken Lager zum Zug kommen. Einer wie Raue, den für den Job wohl auch qualifiziert, dass er als guter Organisator und digital denkender Hierarch gilt.“

+++ Die ARD zeigt eine Doku über den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter. Annette Ramelsberger bemängelt auf der SZ-Medienseite, dass der Film Dinge verbreitet, die längst widerlegt seien. „Es gibt noch offene Fragen im Fall NSU, man hätte sie gerne geklärt. Umso ärgerlicher ist es, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine krude Story vorgesetzt zu bekommen, die nicht zur Erkenntnis, sondern geradewegs hinein in den Dschungel der Verschwörungstheorien führt.“ Zu sehen ist die Doku „Tod einer Polizistin“ heute Abend um 22.45 Uhr in der ARD. 

+++ Die Nachrichten-Agentur hat die Abschrift eines Interviews mit Donald Trump veröffentlicht, das man nicht lesen muss, wenn man sich neue Erkenntnisse erhofft, aber unbedingt lesen sollte, wenn man Freude an Absurditäten hat. Daniel Dale hat bei Twitter die bemerkenswertesten gesammelt

+++ Nach der New York Times will in Zukunft auch der Guardian auf Facebooks Instant Articles verzichten. „Wir haben umfangreiche Versuche mit Facebooks Instant Articles und Apple News durchgeführt, um zu erwägen, wie gut sie zu unseren  journalistischen und geschäftlichen Zielen passen. Nach der Auswertung haben wir uns dazu entschieden, unsere Artikel-Veröffentlichungen auf beiden Plattformen zu stoppen“, hat ein Guardian-Sprecher der Website Digiday.com gesagt. Nils Jacobsen hat es für Meedia übersetzt.

+++ Hans Hoff macht sich in seiner DWDL-Kolumne über das Korrespondenten-Theater vor der Fototapete lustig.

+++ Und zum Abschluss noch ein Filmtipp von Heike Hupertz auf der FAZ-Medienseite (45 Cent bei Blendle). „Der Tunnel“ heute Abend im ZDF. „Im Tunnel“ zeigt aus Sicht der Erkrankten, wie eine Psychose entsteht. Das ist nicht nur ein herausragender Thriller, sondern ein Fernsehereignis als Gesamtkunstwerk aller Mitwirkenden.“

Neues Altpapier gibt es am Dienstag. 

Offenlegung: 
Ich habe eine Kolumne bei Bildblog und schreibe hin und wieder für Übermedien. 

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