#FreeThemAll

#FreeThemAll
Richtet sich die Festnahme Deniz Yücels auch gegen Angela Merkel? Kann man als Korrespondent in der Türkei beim Schreiben Yücels Inhaftierung ausblenden? Verzichten hiesige etablierte Medien beim Thema Russland “gerne auf die Empirie“? Außerdem: Wie der Begriff „alternativ“ umgedeutet und entwertet wurde; warum Charlie Hebdo im Gelsenkirchen unterwegs war.

Wenn man improvisieren muss, kommt nicht immer etwas Gutes dabei heraus, das liegt in der Natur der Sache. Aber für das, was die ARD am gestrigen Dienstag zu Wege brachte, als ihr zur allerbesten Sendezeit kurzfristig das Programm wegbrach, lässt sich dann doch nicht allzu viel Verständnis aufbringen.  

Zeigen wollte der Senderverbund in seinem Ersten Programm eigentlich das DFB-Pokalviertelfinalspiel zwischen den Sportfreunden aus Lotte und der Borussia aus Dortmund, doch eine Stunde vor Beginn der Partie bzw. eine halbe Stunde vor Beginn der Übertragung sagte der Schiedsrichter das Spiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes ab. Nun könnte man natürlich denken, dass sie im Ersten Programm für Notfälle etwas in petto haben. Hatten sie aber offenbar nicht, jedenfalls nicht so schnell.

Man ließ dann statt dessen die Übertragung mit Moderator Alexander Bommes aus Lotte beginnen, obwohl es von dort nichts zu übertragen gab, und sendete 50 Minuten lang ein großes Nichts. Zunächst palaverten mehr als eine Viertelstunde lang vier auf dem Rasen stehende bzw. klebende (Mehmet Scholl: „Ich stecke fest“) Menschen darüber, warum genau der Rasen nicht bespielbar war. Schiedsrichter Felix Brych durfte dann an einer weiteren Interviewstation noch zweimal sagen, die Vereine hätten seine Entscheidung „voll mitgetragen“. Dazu auf der Bildebene immer wieder eingestreute Schneefall-vor-Flutlicht-Impressionen. Es folgte ein auf 25 Minuten aufgeblähter Zusammenschnitt des öden ersten Viertelfinalspiels des Abends, aber auch danach war Bommes, die arme Sau, noch nicht erlöst, unter anderem die Information, dass Lotte noch den Westfalen-Pokal gewinnen konnte, musste er in seiner Not noch unters Prime-Time-Publikum bringen, bis dann wenige Minuten nach 21 Uhr ein „Tatort“ von 2008 startete - offenbar hatte irgendein ARD-Mitarbeiter die DVD des Films „Blinder Glaube“ unter einer leeren Pizzaschachtel entdeckt.

Wenn schon der Ausfall eines Fußballspiels die ARD derart in Verlegenheit bringt: Wie wird sie sich dann in ernsteren Ernstfällen verhalten?

[+++] An der aktuellen Berichterstattung zu Deniz Yücel fällt zweierlei auf. Erstens: Der Umfang wird unüberschaubar, was man in diesem Fall nur positiv bewerten kann. Zweitens: Auch die anderen inhaftierten Journalisten geraten jetzt stärker in den Blick. Die taz, Yücels ehemaliger Arbeitgeber, hat auf der Titelseite unter dem Motto „#FreeThemAll“ die Namen der 152 in Haft sitzenden Journalisten handschriftlich vermerkt. Insgesamt widmet die Zeitung dem Themenkomplex Yücel/Pressefreiheit heute 20 Seiten. Auch im Checkpoint-Newsletter von Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt sind die Namen sämtlicher Inhaftierter aufgelistet. Auf der Tagesspiegel-Titelseite dominiert ebenfalls #FreeDeniz. Und Die Welt, für die Yücel derzeit arbeitet bzw. arbeiten würde, wenn er könnte, füllt die ersten fünf Seiten mit dem Thema aller Themen.

Was schreiben die Kollegen im Einzelnen? Christiane Schlötzer stellt in der SZ fünf in der Türkei inhaftierte Journalisten vor, unter anderem den 73-jährigen ?ahin Alpay. Auf der Meinungsseite kommentiert Mike Szymanski: 

„Die Festnahme Yücels richtet sich (…) letztlich auch gegen Merkel und die Werte, die sie bei ihrem Besuch vertreten hat. Die Regierung in Ankara erlaubt sich den Luxus, die einzige, wirklich mächtige EU-Politikerin zu brüskieren, die überhaupt noch bereit ist, mit Erdo?an zu reden.“

taz-Chefredakteur Georg Löwisch geht auf der Seite 1 darauf ein, was die aktuelle Situation für andere Korrespondenten vor Ort bedeutet:

„Auf die Medien außerhalb der Türkei hat die Regierung in Ankara keinen Zugriff. Daher verfolgten Erdo?ans Büttel das Ziel, missliebige Vertreterinnen und Vertreter ausländischer Medien zu vertreiben: Zwei türkische Mitarbeiterinnen der BBC und der New York Times beispielsweise hat der Präsident selbst lautstark attackiert; sie verließen ihr eigenes Land. Ein Reporter des Wall Street Journal wurde zweieinhalb Tage inhaftiert; er flog nach Hause. Aber Deniz Yücel, den Welt-Korrespondenten aus Deutschland, benutzt Erdo?an jetzt als ganz großes Zeichen der Abschreckung. Den behält er erst einmal. Die Wirkung kann verheerend sein. Es wird kaum einen Korrespondenten und kaum eine Korrespondentin bei klarem Verstand geben, der oder die Deniz Yücels Inhaftierung nicht im Kopf hat beim Schreiben. Die Logik ist so simpel wie wirksam: Wenn einer festgehalten wird, denken alle ans Gefängnis."

Zu den Korrespondenten, die noch vor Ort sind, gehört Zia Weise, sie berichtet für Zeit Online aus Istanbul (und hat eine höhere Gefangenenzahl parat als die taz):

„Viele der 155 Journalisten in türkischen Gefängnissen warten noch auf ein Urteil — oder sogar auf einen Gerichtstermin, so zum Beispiel die zehn Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, die vor vier Monaten in Untersuchungshaft kamen. Am längsten sitzt der Journalist Mehmet Baransu in Untersuchungshaft. Er wurde im März 2015 festgenommen. Dass Dutzende Journalisten und Autoren als ‚Terrorverdächtige‘ abgestempelt werden und deswegen in Untersuchungshaft kommen, liegt an den übermäßig vage formulierten Terrorgesetzen der Türkei. So ist beispielsweise die Verbreitung von undefinierter ‚terroristischer Propaganda‘ strafbar.“

Die Welt beschäftigt sich auf ihrer Seite 2 mit den sogenannten Beweisen gegen Deniz Yücel, außerdem interviewt sie Can Dündar, den früheren Chefredakteur von Cumhuriyet und jetzigen Chefredakteur des correctivschen Özgürüz:

„Vor dem Referendum am 16. April gibt es meines Erachtens keine Chance auf Freilassung. Die Kollegen wissen, dass die türkische Regierung sie als Geiseln genommen hat. Recht und Gesetz sind ausgeschaltet. Jetzt richten sich alle Augen auf den Ausgang des Referendums. Wir müssen diesen politischen Kampf gewinnen.“

Dass er „ein optimistischer Mensch“ sei, erzählt Dündar dann auch noch. Beleg:

„Ich glaube, dass wir gerade die letzte Phase von Erdogans Regime erleben. Es wird nicht einfach. Aber wenn er das Referendum verliert, wird es leichter sein, ihn zu stoppen.“

Marietta Slomka hat für das „Heute-Journal“ ebenfalls mit Dündar gesprochen. „Vielleicht setzt man die türkisch-deutschen Beziehungen aufs Spiel, nur um den Journalisten Angst einzujagen“, sagt er in diesem Gespräch. Außerdem entwickelt sich folgender Wortwechsel:

„Meinen Sie, dass Erdogan (…) auch ein Zeichen setzen will: Auch ausländische Journalisten oder Journalisten, die neben dem türkischen einen deutschen Pass haben, haben hier nicht kritisch zu berichten? Oder geht es ihm vor allem auch darum, wie in Deutschland über die Türkei berichtet wird?“

„Beides. Die Atmosphäre, die sich in Deutschland gegen ihn richtet, möchte er mitbestrafen. Und natürlich möchte er über Deniz auch die anderen Journalisten bestrafen oder ihnen Angst einjagen. Wir haben heute in der türkischen Presse noch einmal gesehen, wie es um die türkische Presse steht. Außer meiner ehemaligen Zeitung hat keine über Deniz Yücel berichtet.“

Letzteres ist auch Thema beim FAZ-Korrespondent Michael Martens, der sich bekanntlich den Status der massiven Umstrittenheit erarbeitet hat (siehe zuletzt dieses Altpapier): 

„Bisher war die Verhaftung des deutschen Journalisten in türkischen Medien, vor allem in den von der AKP kontrollierten, kein oder kaum ein Thema. Da der Fall in Deutschland nunmehr jedoch ein Politikum ist, werden die türkischen Medien irgendwie darauf reagieren müssen“,

meint er auf Seite 2 seiner Zeitung. Dass Erdogan der Hürriyet droht, steht kurz weiter hinten im Blatt, auf der Medienseite.

Nicht fehlen kann hier natürlich ein Überblick über die Artikel zu den #FreeDeniz-Autokorsos: Charlotte Haunhorst und Antonie Rietzschel berichten für die SZ online aus Berlin, auch Die Welt hatte dort zwei Kollegen (Philip Kuhn, Curd Wunderlich) vor Ort. Die Demo sei „gut abgeschirmt“ gewesen „von einem Dutzend Berliner Polizisten, die über die Friedlichkeit der Anwesenden durchaus überrascht schienen“, schreiben sie. Der Tagesspiegel war ebenfalls mittendrin. Texte zu den Demos in Hamburg in und Frankfurt sind bei dort ansässigen Zeitungen zu finden (Abendblatt in Agenturmeldungsform, FNP mit eigenem Bericht).

Und wer eine Erklärung für diesen Blutgrätsche-Tweet Jakob Augsteins in Sachen Yücel sucht: Yücel hat 2013 für die taz einen fulminanten Text über Augstein geschrieben. 

[+++] Was aus anderen Gründen auch nicht fehlen darf: das Schlagwort Fake News. Der Grund, sich heute mit dem Begriff zu befassen: 

„Eine E-Mail in Litauen ließ deutsche Medien Fake-News-Großalarm auslösen“, 

lautet eine aktuelle Überschrift bei Übermedien, und dabei geht es vor allem um den ersten Alarmartikel von Spiegel Online um „offenbar aus Russland“ gestreute „Gerüchte über eine angebliche Vergewaltigung durch deutsche Soldaten“, erschienen vor rund zwei Wochen. Ausgangspunkt für jenen Text war, wie Übermedien-Autorin Gemma Pörzgen schreibt, eine E-Mail, die am 14. Februar im Büro des litauischen Parlamentspräsidenten Viktoras Pranckietis eintraf und deren Absender bis heute unbekannt ist“. Pörzgen analysiert das Ganze mit Hilfe von Experten folgendermaßen:

„‚Dieser Artikel zeigt leider, wie sich der Deutungsrahmen für ‚Fake News‘ inzwischen verselbständigt hat‘, sagt der Augsburger Kommunikationswissenschaftler Christian Schwarzenegger. ‚Das ist doch eine komplett aufgebauschte Geschichte.‘ Ausgangspunkt sei ausschließlich eine E-Mail, die keineswegs massenhaft versandt worden sei und auch keine Wirkung entfaltet habe. Die Polizei habe den Vorfall sofort aufgeklärt. Damit sei es eigentlich keine Geschichte mehr gewesen. Stattdessen habe der Artikel es geschafft, bei sehr kleiner Faktenlage eine große Resonanz zu erzielen. Nach Einschätzung des Medienexperten liegt das vor allem an der geschickten Verwendung bestimmter Reizworte: Russland, Vergewaltigung – und natürlich ‚Fake News‘. ‚Jede Art von falscher Information wird inzwischen als ‚Fake News‘ bezeichnet und automatisch unter diesem Deutungsrahmen diskutiert‘, kritisiert Schwarzenegger. Wenn ein Nachrichtenmedium seine Nutzer für einen sorgfältigen Umgang mit Informationen sensibilisieren wolle, sei das kontraproduktiv.“

Ein anderer zu Wort kommender Experte: der Leipziger Medienwissenschaftlers Uwe Krüger, der die „inzwischen gängige Praxis“ geißelt, 

„bei der sich einige Journalisten von der Empirie und der Notwendigkeit von Belegen verabschiedeten. ‚Etablierte Medien werfen alternativen Medien oft vor, dass sie Verschwörungstheorien verbreiten, und ihnen wird gerne unterstellt, dass sie komplexe Sachverhalte zu stark vereinfachen“, sagt Krüger. „Beim Thema Russland wird aber auch in etablierten Medien gerne auf die Empirie verzichtet und eine regelrechte Verdachtsberichterstattung betrieben.‘ Auch wenn sich keine Belege finden ließen, hielten Journalisten gerne an ihren Thesen fest.

[+++] Da wir bei den Stichworten Russland und „alternativen Medien“ sind: Der Blog Geschichte der Gegenwart beschreibt anhand von Beispielen aus Politik und Medien, wie in den vergangenen Monaten der Begriff „alternativ“ und „Alternative“ umgedeutet und entwertet wurde: 

„Eine (…) Kuriosität der Verwendung des Begriffs ‚Alternative‘ zeigt sich bei den Medien, die sich selbst als ‚alternative Medien‘ bezeichnen. Dazu gehören neuerdings vor allem rechtspopulistische und rechtsextremistische Blogs und Online-Zeitschriften. Aber nicht nur: Wortführend bei den neuen ‚alternativen Medien‘ ist ausgerechnet ein Staatssender: RT (ehemals Russia Today). Da er das Wort ‚alternativ‘ im eigenen Land, also als Staatssender in Russland, schlecht verwenden kann, hat er sich das Wort ‚alternativ‘ für die Auslandsredaktionen reserviert. Dadurch wird die Bedeutung von ‚alternativ‘ einfach zu: ‚Perspektive der russischen Regierung‘. Oder noch pointierter: Russland erfindet sich selbst als Alternative zum westlichen Politikmainstream. Ganz in diesem Sinne heißt es in der Selbstpropaganda von RT: ‚Im Zuge von nur elf Jahren der Arbeit von RT hat sich der Kanal weltweit als eine alternative Nachrichtenquelle etabliert.‘ (…) RT erzählt die Geschichte eines ‚alternativen‘ Mediums, das gegen das Establishment und dessen einheitliche Propaganda kämpft (…) Marija Sacharova, die russische Außenamtssprecherin, unterstrich ganz in diesem Sinne: „Das, was RT macht, ist ein Durchbruch in dem Sinne, dass auf dem globalen Informationsfeld eine alternative Quelle für alternative Informationen aufgetaucht ist.“

[+++] Ein im alten Sinne alternativer Radiosender war Radio 100, existierend von 1987 bis 1991 in Berlin. Dass der Sender am Samstag zu seinem 30. Gründungsjahrestag für einen Tag wiederbelebt wird, nimmt die SZ zum Anlass, die Bedeutung dieses ambitionierten Programms zu rekapitulieren - und auf die heutige Lage der hiesigen Freien Radios zu blicken. Das ist etwas rätselhaft, weil Radio 100 gar kein freies Radio war, sondern ein linksalternativer Privathörfunksender, der die seinerzeit zumindest kurzfristig existierende Hoffnung verkörperte, im Bereich des kommerziellen Radios könne man anspruchsvollen Journalismus machen, der das Potenzial hat, mit öffentlich-rechtlichen Angeboten zu konkurrieren. Trotz dieses Makels ist Stefan Fischers Artikel teilweise instruktiv:

„Die meisten Freien Radios heute haben ein Publikum von wenigen Tausend Menschen. Gleichzeitig jedoch gibt es hierzulande so viele dieser Sender wie nie zuvor. In Summe wächst diese Nische des Hörfunkangebotes also, die sich als dritte Säule des Mediums versteht neben den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen Wellen. Ihre Bedeutung aber ist mit der aus den Gründungszeiten kaum noch vergleichbar - aus Zeiten, in denen mit der Idee des Bürgerradios eine große Utopie verbunden war, die vor allem Menschen mit einer linksliberalen bis -radikalen Grundhaltung einte. Freie Radios waren vor dem Internet eine große Verheißung, sie boten die einzige Möglichkeit, als Bürger publizistisch und mit relativ großer Breitenwirkung aufzutreten. Die Welt ist heute aber natürlich eine andere, inzwischen kann, wer unabhängig publizieren will, bloggen, Youtube-Videos drehen oder auch einfach seine Meinung auf Facebook zum Besten geben. Diese neue Vielfalt hat den Freien Radios einen Teil ihrer Reichweite und Bedeutung genommen.“


Altpapierkorb

+++ Unterwegs in Gelsenkirchen mit den Machern der deutschen Charlie Hebdo war Funke-Redakteur Sinan Sat. Warum Gelsenkirchen? „Wir haben überlegt, welche sozialen Probleme gibt es in Frankreich und was kommt jetzt vielleicht auch ähnlich in Deutschland auf. Wo gibt es Vergleichspunkte, wo Unterschiede? Worauf lohnt ein Charlie-Blick? Wir haben uns dann entschieden, uns die Migranten-Communities hier anzuschauen. Integration ist in Frankreich eine sehr alte Debatte und eines der Kernthemen von Charlie Hebdo. Wir wollten das Thema in einem Umfeld beleuchten, das nicht das hippe Berlin oder Hamburg ist“, sagt die deutsche Redaktionsleiterin, die sich den nom de guerre Minka Schneider gegeben hat. Erschienen ist der Text in den eher nicht so hippen Funke-Zeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt.

+++ Ein „Jugendlicher aus Deutschland, der seit vier Jahren in den USA lebt“ und nun ein Praktikum im New Yorker Stern-Büro absolviert, hat seinen Informationskonsum ein paar Tage lang auf Fox News und Breitbart beschränkt - über die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat, schreibt er für stern.de.

+++ Fridtjof Küchemann hat für die FAZ Tim Wus „The Attention Merchants. The Epic Scramble to Get Inside Our Heads“ rezensiert: „Im kommenden Jahrhundert [gemeint ist vermutlich: in den kommenden hundert Jahren - RM] werde die entscheidende menschliche Ressource, die es zu bewahren und zu schützen gilt, unser eigenes Bewusstsein sein, schreibt Wu. Unsere Gesellschaft, beklagt er, sei bestürzend nachlässig mit der Regulierung kommerzieller Aktivitäten im Lebensraum ihrer Mitglieder umgegangen – eine Erkenntnis, die im Kern in Frage stelle, ‚wie wir das wertschätzen, was einmal unser Privatleben genannt worden ist‘“.

+++ „ExjournalistInnen, die PR-Arbeiten machen, tun das nicht ohne Unbehagen, weiß die taz, die eine „qualitative Befragung“ zu diesem Thema aufgreift.

+++ Jacinta Nandi zeigt sich in der März-Ausgabe von konkret relativ angetan von „Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein“, dem Buch des Zeit-Magazin-Redakteurs Mohamed Amjahid: „(Er) nutzt persönliche Anekdoten und journalistische Berichte, um seine Argumente zu belegen. Die Berichte sind genau, toll recherchiert und akkurat. Der Gerichtsfall eines unschuldig Angeklagten, der in der Kölner Silvesternacht vor Ort war; Alice Schwarzers rassistische Reaktion auf Köln; Roberto Blanco, Akif Pirinçci, rassistische Karikaturen im Focus, Hassbriefe; Jan Böhmermann und Ziegenfickerei als Satire. Der Hype um die angebliche Solidarisierung mit Charlie Hebdo mit dem ‚Je suis Charlie‘-Mitmachzwang – alles wird akkurat beschrieben.“ Siehe dazu auch die am Wochenende erschienenen Interviews mit Amjahid in der taz und bei Spiegel Online.

+++ Nun auch schon seit 25 Jahren nicht mehr am Kiosk: das Spandauer Volksblatt. Den runden Jahrestag nimmt der Tagesspiegel zum Anlass, gleich zweimal (hier und hier) die „linksliberale“, einst auch „international Beachtung“ erregende Zeitung zu würdigen, für die auch Günter Grass schrieb. „Kleine Erinnerungen von Tagesspiegel-Kollegen, die dort einmal gearbeitet haben“ werden auch geliefert.

Neues Altpapier gibt es wieder am Donnerstag.

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