Medienkritik von einer Laienspielschar

Medienkritik von einer Laienspielschar
Am Gründonnerstag wollen wir die Gelegenheit nutzen, um von der wundersamen Wiederauferstehung des Journalismus zu berichten. Und das so kurz vor Ostern! Dieser ist nämlich besser als so manche Medienkritik. Dafür lesen wir exemplarisch die Selbstauskunft eines Polizisten.

Es gab in der vergangenen Woche bekanntlich genug davon zu lesen, wie sehr man den Medien das „Kreuzigt ihn“ hinterhergerufen hat. Sie standen unversehens im Mittelpunkt eines Ereignisses, das wir als Germanwings Flug 4U9525 kennen. Es gab sprichwörtlich nichts, was man ihnen nicht zum Vorwurf gemacht hat. Es fehlte „den Medien“ angeblich an Respekt vor den Angehörigen der Opfer. Sie haben jemanden mit Namen genannt, der von den Staatsanwälten in Frankreich und Deutschland des Mordes an 149 Passagieren beschuldigt wird. Sie hätten zur Stigmatisierung von Personengruppen beigetragen; das konnten je nach politischer Stimmungslage Depressive, Männer oder Piloten sein. Zudem hätten sie viel zu viel berichtet, was aber kurioserweise vor allem denen aufgefallen ist, die offenkundig nichts verpassen wollten, was dort zu lesen, hören und sehen gewesen ist. Manche Kritiker des Echtzeitwahns zeichnen sich dadurch aus, dass sie selbst rund um die Uhr nichts von dem verpassen wollen, was sie anschließend kritisieren. Kann es also nicht sein, dass die Medien seit Donnerstag vergangener Woche mehr richtig als falsch gemacht haben?

+++ Man muss sich lediglich einmal vorstellen, was passiert wäre, wenn die Medien umgesetzt hätten, was ihnen ihre Kritiker so vorgeschlagen haben. Etwa die Ermittlungsbehörden erst einmal ihre Arbeit machen zu lassen. Das ist ein Vorschlag von Andy Neumann vom „Bund deutscher Kriminalbeamter“ (BDK). Er hat eine Mail an Bild-Chefredakteur Kai Diekmann geschrieben, um ihm stellvertretend für die ganze Branche zu zeigen, wo der Hammer des Polizisten hängt. Dabei nutzt Neumann medienkritische Plattitüden („Klicks!“, „Auflage!“), um uns über sein Denken ungefragt Auskunft zu erteilen.

„Ich habe in den knapp vier Jahren, die ich nun punktuell mit Medienvertretern zusammenarbeiten darf/kann/muss, einiges gelernt über Ihre Zunft. Und eines weiß ich sicher: Dass spätestens die sogenannten „Investigativen“ wirklich alle gern Polizist geworden wären. But here´s the news: Sie sind es nicht! Aber statt das zu akzeptieren, sich einen neuen Job zu suchen und in diesem einfach gut zu sein, bleibt im Hinterkopf offenbar verankert: „Denen zeig ich, dass sie mich besser genommen hätten!“

Nun hat das zwar wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Welcher Journalist wollte schon vorher Polizist werden? Aber immerhin zeigt es, wie Neumann sich vorstellt, was Journalisten so denken könnten. Und dann legt der BDK-Gewerkschaftsvertreter so richtig los, um uns zu erläutern, was ein Tausendsassa wie Neumann unter Professionalität versteht. Es ist der Konjunktiv, gleich dreifach formuliert, wenn wir richtig gezählt haben.

„Für einen Polizisten, einen Kriminalisten, gibt es derzeit nur wenig außer Fragezeichen. Einen Teil der strafprozessualen, also beweisbaren Wahrheit, kennen vermutlich einige wenige Personen, die zu Recht mit entsprechenden Ermittlungen beauftragt, dafür ausgebildet und zu nichts anderem da sind.“

Nun stellen wir uns aber eine Frage, Herr Neumann. Was machen eigentlich Ermittler bei der Polizei, die nicht lesen können? Denn der ermittelnde Staatsanwalt in Marseille hat vor einer Woche nicht Fragezeichen formuliert, sondern ein Ausrufezeichen gesetzt. Allein er hat die These von der Täterschaft des Andreas Lubitz formuliert. Allerdings erst als die New York Times am frühen Morgen über die Ergebnisse der Auswertung des Stimmrekorders berichtet hat. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hat diese These vorbehaltlos unterstützt. Man könnte den Top-Ermittler Neumann sicherlich an das Ermittlungsdesaster beim NSU erinnern, wenn man solche Sätze liest.

„So sehen Profis das, Herr Diekmann. Im Konjunktiv. Im dreifachen! Mindestens! So lange, bis Fakten auf dem Tisch liegen, die keine andere Wahrnehmung, keine andere Möglichkeit mehr möglich machen. Dieselben Profis, die auf Ihre Titelseite schauen, dort die Abbildung eines „Amok-Piloten“ sehen, der mit vollem Namen genannt ist, und sich einfach nur fragen: Haben die sie noch alle!?“

Damit das auch ein Amateur-Publizist wie Neumann versteht, und das ist jetzt an alle seine Kollegen aus der Laienspielschar „Medienkritiker“ gerichtet, wollen wir ihm die Logik seiner Ausführungen noch einmal erklären. Wenn man ihn nämlich richtig versteht, dann richtet sich seine Kritik nicht an die Medien, sondern an die Staatsanwaltschaften in Deutschland und Frankreich, sowie deren Hilfsorgane namens Ermittler der Polizei. Sie allein haben de facto den Konjunktiv ausgeschlossen. Der Bild und Kai Diekmann kann man somit nur eines vorwerfen: Dass sie offenkundig alles glauben, was ihnen Staatsanwaltschaften und deren Ermittlungsorgane so erzählen. Sie jedes kritische Denken gegenüber den Ermittlern vermissen lassen. Dass es dafür gute Gründe gibt, hat uns jetzt der Top-Ermittler Neumann mit seiner ungefragten Selbstauskunft bewiesen. Nur zur Beruhigung: Gute Journalisten haben das schon immer gewusst, übrigens auch schon vor dem Justiz-Geheimdienste-Polizei-Skandal bei den NSU-Ermittlungen.

+++ Im Gegensatz zu früher kann also heute jeder nicht nur sagen, was er will, sondern es auch publizieren – und dabei krachend wie Neumann auf die Nase fallen. So wird bisweilen gefragt, ob die Berichterstattung aus Haltern am See angemessen gewesen wäre. Dabei ist sogar schon der Vorschlag formuliert worden, die Weltpresse solle sich in solchen Fällen der Pool-Bildung verpflichten. Dieses Verfahren ist unter dem Begriff „embedded“ bekannt geworden. Dann machen Journalisten nur noch das, was der Gegenstand der Berichterstattung so über sich lesen will. Die US-Army hat das Verfahren erstmals erfolgreich im Golfkrieg von 1991 ausprobiert. Nun ist die Aufmerksamkeit für die Opfer des Flugzeugabsturzes eine jener „human interest“ Storys, die den Boulevard schon immer primär interessierte. Dass es auch den Bedürfnissen der Leserschaft entspricht, kann man in den Online-Medien an den erwähnten Klick-Zahlen erkennen. Allerdings eine kritische Frage an die Medienkritiker aus Haltern: Was wäre eigentlich passiert, wenn die Medien diesem Vorschlag gefolgt wären? Wäre nicht umstandslos der Vorwurf gekommen, man nehme die Tragik dieses Ereignisses für eine Stadt wie Haltern und das örtliche Gymnasium nicht hinreichend ernst? Schließlich ist die Berichterstattung eines der Instrumente, um deutlich zu machen, was es eigentlich heißt, wenn 16 Schülerinnen und Schüler sowie die beiden Lehrerinnen bei so einem Absturz ums Leben kommen. Dass hunderte Journalisten und dutzende Kamerateams eine Belastung darstellen, ist unvermeidlich.

Aber solche Ereignisse verändern eine Stadt. Guter Journalismus versucht das sichtbar zu machen. Dafür muss er auch mit den Menschen reden, nicht nur einem Bürgermeister oder Schuldirektor auf Pressekonferenzen zuhören. Dass es dabei Grenzübertretungen von Journalisten gibt, gerade der Boulevard-Journalismus Schicksale gerne ausschlachtet, ist bekannt. Dagegen kann man sich auch wehren. Nur sind selbst 18jährige Schüler heute nicht mehr so naiv, wie ihre Großeltern in den 1970er Jahren. Damals war man tatsächlich der „Bild“ ausgeliefert, wenn die meinte, ein Schicksal ausschlachten zu müssen. Wie sollte man sich auch wehren? Es gab weder soziale Netzwerke, noch Blogs, um eine entsprechende Gegenöffentlichkeit herzustellen. Was in der Zeitung stand, wurde zur Wahrheit, selbst wenn es eine Lüge gewesen war. Diese Bedingungen existieren heute nicht mehr, weswegen die Medien viel vorsichtiger agieren müssen als früher. Deshalb sah man etwa im deutschen Fernsehen keine trauernden Menschen, die zu erkennen gewesen wären. Die meisten Journalisten scheinen sich in Haltern an die Spielregeln gehalten zu haben, um den schmalen Grat zwischen Informationsinteresse und Schutz von Betroffenen zu finden.

Wenn aber jetzt aus einzelnen Grenzüberschreitungen die Schlussfolgerung gezogen wird, man dürfe mit Journalisten nicht mehr reden, soll man sich später nicht über die Konsequenzen wundern. Dann finden solche Ereignisse auch nicht mehr in der Öffentlichkeit statt. Und man soll sich nichts vormachen. Angehörige von Opfern haben zwar zumeist keine Zeit, sich um die gesellschaftlichen und sozialen Folgen von Ereignissen zu kümmern, die sie so unmittelbar getroffen haben. Aber in dem sozialen Umfeld ist die Berichterstattung wichtig, um nicht das Gefühl vermittelt zu bekommen, in dieser Situation allein gelassen zu werden. Das ist die Aufgabe der Medien. Die können sie gut oder schlecht erfüllen. Aber das liegt nicht an "den Medien", sondern an den Journalisten vor Ort, die das machen müssen. Eine substantielle Medienkritik kann sie über ihre Arbeitsbedingungen aufklären und zur Selbstreflexion auffordern. Aber die wohlfeile Verurteilung vom fernen Schreibtisch kann man sich sparen. Ansonsten wird die Medienkritik zu dem Boulevard, den sie ansonsten kritisiert. Sie reagiert dann nur noch auf Reflexe, die aber die gleiche Kurzatmigkeit aufweist, der auch schon die Medien verfallen sind. Denn die ist das Problem, wenn auch nicht beim Absturz von Germanwings 4U2595. Die Medien haben in der Gesamtschau mehr richtig als falsch gemacht. Sie werden aber sicher ein Problem bekommen, wenn sich die Staatsanwaltschaften in Frankreich und Deutschland geirrt haben sollten. Man machte ihnen bestimmt den Vorwurf als Überbringer für die schlechte Nachricht verantwortlich zu sein. Der Verzicht auf Spekulationen wird ihnen dann von den gleichen Leuten zum Vorwurf gemacht werden, die diese heute noch verurteilen. Deshalb sollte man weiterhin kritisch hinsehen, was die Ermittler uns so als Erkenntnisse präsentieren. Das ist nämlich der Job von Journalisten: Kritisch hinsehen. Ansonsten wünscht das Altpapier frohe Ostern! Hinsehen kann übrigens auch beim Eiersuchen nützlich sein. Kritisches gibt es dagegen hier wieder am Dienstag zu lesen.


Altpapierkorb

+++ Was sich im Vergleich zu den 1970er Jahren noch verändert hat? Heute gibt es Leser, die ihre Erkenntnisse in Echtzeit mitteilen können. Einer dieser Leser ist Christian Kirchner, der zum Thema dieses Altpapiers Kluges zu sagen hat: „Ich habe einmal in die "Tagesschau" Berichte von Flugzeugabstürzen der 70er und 80er hineingeschaut, also auch aus der Vor-Gladback-Zeit, in der man bei ARD und ZDF nicht einmal dem "Wettbewerb" ausgesetzt war. Was ich da gesehen habe (alles auf Youtube mit Stichwortsuche zu finden), war erstaunlich. Denn meine Erinnerung hat nicht getrogen, dass es früher mitnichten "besser" war. Nehmen wir etwa das Teneriffa-Unglück von 1977 (Tagesschau von 28.3.1977) mit 570 Toten. Passagierlisten mit Klarnamen werden abgefahren. Der Sprecher verfolgt nach dem staatsmännischen "Ursache noch unklar" die völlig falsche Spur, dass der Panam-Pilot Schuld war (tatsächlich startete die KLM ohne Freigabe) oder vielleicht überforderte Tower-Lotsen. Dazu spekuliert ein Lufthansa-Pilot vor der Kamera implizit herum, vermutlich Überforderung im Tower und erdreistet sich zu behaupten, der Nebel sei vielleicht gar nicht so stark gewesen wie behauptet, weil er auch mal auf dem Flughafen war. Zu diesem Zeitpunkt war der Panam Pilot übrigens schwerverletzt und kaum vernehmungsfähig. Die ganze Berichterstattung wird getragen von der Frage: Wieso ist der Panam Pilot auf die Startbahn gerollt. Die KLM-Spur (Pilot wollte schnell los, weil es sonst Zwangspause gegeben hätte) wurde nicht mal angedacht oder "anspekuliert". So ähnlich lief es auch bei anderen Zwischenfällen, einschliesslich der Bilder der Trauernden an Gate, Gepäckband, Absturzstelle. NATÜRLICH wurde spekuliert. Gerne, indem man einfach laufend Dritte einseitig zitiert. Macht das Dinge besser? Natürlich nicht - aber vermutlich spielt doch die Erinnerung vielen Kritikern einen Streich.“ Damit wird nichts legitimiert, was heute schief läuft, aber dieser Rückblick schärft den Blick auf heutige Verhältnisse. Der Journalismus hatte damals eine Unbefangenheit, die nur einem Grund geschuldet war. Er war praktisch unangreifbar gewesen. Das hat sich zum Glück geändert. Aber Berichterstattung ist für Journalisten immer mit dem Risiko namens Ungewißheit behaftet. Sie sind der Aktualität verpflichtet, nicht wie der Historiker nur den schon längst bekannten Fakten. Das bedeutet aber eben auch, manchmal riskieren zu müssen, durch die weitere Entwicklung widerlegt zu werden. Eine Kritik, die das nicht zur Kenntnis nimmt, verfehlte ihr Ziel.

+++ Wer die Verunsicherung unter Journalisten nachvollziehen will, sollte sich über Ostern die Sendung „Thadeusz und die Beobachter“ vom RBB ansehen. Dort geht es auch um die Kritik an Journalisten und wie diese damit umgehen. Selbstkritisches zur Medienkritik ist zudem bei Zapp zu sehen und lesen. Natürlich erinnert das an Realsatire, wenn hunderte Journalisten vor dem Haus der Eltern von Andreas Lubitz in Montabaur herumstehen. Sie die Gelegenheit nutzen, Nachbarn zu interviewen, die von sich selbst sagen, diese kaum zu kennen. Aber es wird die Logik deutlich, der eben auch die Medienkritik ausgeliefert ist: „Die Berichterstattung von vor Ort fördert also nur einen bis zur Unkenntlichkeit geschmolzenen Erkenntnisgewinn. Wozu das also? Medienkritische Menschen werden als Begründung den Kampf um Auflage oder Quote sowie den harten Konkurrenzdruck in einer wirtschaftlich geschwächten Branche anführen. Wohlmeinendere könnten das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit anführen. Und Nachrichtenredakteure stehen ganz einfach vor folgendem praktischen Problem: Viel Sendezeit in Sondersendungen und nur ein einziges Thema, das alle interessiert. Talk-Sendungsredakteure sehen zu Recht ein Thema mit Gesprächswert, weil die von der französischen Staatsanwaltschaft vertretene und stichhaltig belegte These nach einer Erklärung schreit. Außerdem braucht Fernsehen nun einmal Bilder. Wir bei ZAPP wissen, wovon wir reden. Schließlich sind wir auch nach Montabaur gefahren, wenn auch nur, um Bilder von der Medienmeute zu bekommen.“

+++ Nicht nur Polizisten, sondern auch der Airbus-Chef Tom Enders hatte sich bekanntlich in der „Bild am Sonntag“ in die Riege der Medienkritiker eingereiht. Nun hat sich einer der von Enders kritisierten „Experten“ dazu geäußert. Andreas Spaeth ist Journalist und beschäftigt sich vor allem mit der Luftfahrtbranche. In seinem Artikel auf Meedia beschreibt er nicht nur seine Arbeitsbedingungen in den vergangenen Tagen, sondern macht zugleich deutlich, wie man auf Journalisten Druck ausüben kann. „Es kann nicht angehen, dass Enders sich „Experten“ nur aus dem weiteren Airbus- und Luftfahrt-PR-Umfeld wünscht. Wenn sich die Medien, wie es heute ja teilweise bereits geschieht, darauf verließen, würden sie ihrer Aufgabe zu unabhängiger Berichterstattung nicht einmal ansatzweise gerecht. Das genau wäre ein „Missbrauch der Medienmacht“, den Enders beklagt, nicht die Frage unabhängiger Betrachter, ob nicht weiter in alle Richtungen ermittelt werden muss. Gleichzeitig räume ich ein, dass ich unter dem enormen Druck dieser Tage sicherlich auch nicht alle Fakten immer hundertprozentig parat hatte, sodass sicher im Nachhinein manches besser zu machen wäre. Aber das ist mein Berufsrisiko bei solchen Ereignissen, damit muss ich leben“. Das sollte man sich hinter die Ohren schreiben. Tom Enders ist nämlich kein „Medienkritiker“, sondern Interessenvertreter.

+++ Auf Carta hat sich auch der ehemalige Journalist der „Frankfurter Rundschau“, Richard Meng, zum Thema geäußert. Er benennt noch einmal das Problem, wo die Medienkritik schon längst zur Selbstreferentialität des Mediensystems gehört. „Wohl wahr: Den Treibsatz solcher Prozesse bilden die Online-Medien. Und deren Leitportale entwickeln sich insgesamt eher immer noch weiter in Richtung Dramatisierung als in Richtung zeitsouveräne Gelassenheit. Hier ist tatsächlich ein Mechanismus am Werk, der es schwer macht, vom Publikum Distanz zu fordern, während es ständig mit neuen Exklusiv-Häppchen aufgeputscht wird. Hier sorgen die technischen Möglichkeiten der zeitgleichen weltweiten Kommunikation für eine Logik der Zuspitzung, mit der einordnender Überblick ausgerechnet im subjektiven Gefühl des Informiert-Seins verloren geht.“

+++ Ansonsten hat Michalis Pantelouris aufgeschrieben, was ihm zur Griechenland-Berichterstattung in den deutschen Medien einfällt: Nicht viel Gutes. Dafür geht es immerhin der „Frankfurter Rundschau“ besser, wie wir von deren Chefredakteurin Basha Mika erfahren. Und in den USA zeigen Journalisten, wie man sich gegen Polizeiübergriffe wehrt. Mit einer Klage.

+++ Aber es gibt auch Positives zu berichten. Der Rundfunkbeitrag sinkt und Til Schweiger will mit dem Tatort wie weiland Götz George die Kinos erobern. Aber war Schweiger auf Georges Spuren jetzt eine positive Meldung gewesen? Es muss ja niemand ins Kino gehen. Das war auch kein Aprilscherz, wie uns aus berufenem Munde versichert wurde. Ansonsten will sich die Rhein-Zeitung in Zukunft selbst vermarkten, was mit einem Marketing-Genie wie Schweiger sicher noch bessere Erfolgsaussichten hätte. Schließlich erfahren wir bei den Netzpiloten, warum Satire die Zukunft der Politikvermittlung sein soll. Da denkt jeder an die Anstalt. Nur wollen wir wirklich nur noch Satire sehen? Darüber darf über Ostern jeder nachdenken. Man kann nur hoffen, wenigstens über die Feiertage von Eilmeldungen und der Medienlogik verschont zu bleiben. Insofern möge es selbst für Nachrichten-Junkies möglichst langweilig werden. Nach der ganzen Aufregung haben wir uns schließlich die Erholung verdient.

+++ Was hier auch nicht mehr fehlt, ist der Ortswechsel des taz-Kolumnisten Deniz Yücel zur Welt. Jenseits dessen hat Wolfgang Michal den Strukurwandel im Journalismus beleuchtet, von der "coolen Informationsvermittlung" zur "gefühligen Seelenkneterei". Das war aber schon immer die Spezialität des Boulevard gewesen. Es wird erst zum Problem, wenn sich der gesamte Journalismus daran orientiert.

Das Altpapier gibt es wieder am Dienstag.

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