Das Dschungelcamp ist in eine Krise geraten. Aber IBES steht noch für mehr. Mit diesem Format kann man nämlich sehr gut erklären, wie heute Medien funktionieren. Sogar die Islam-Debatte oder Pegida sitzen schon längst im Dschungel. Das könnte allerdings das Format retten. Wir suchen daher heute nach passenden Kandidaten für 2016.
Worauf reagieren Medien? In den keineswegs immer guten alten Zeiten war das institutionelle Setting der Gesellschaft der Referenzrahmen, an denen sich Medien orientierten. Dominant waren Parteien und Verbände, die in dieser Gesellschaft als der einzige relevante Ort für die Konfliktbearbeitung betrachtet wurden. Die Intellektuellen, und das galt vor allem für die Schriftsteller, waren die einzige Gruppe, die dieser Dominanz ihre eigene Sichtweise entgegensetzen konnten. Für Letztere stehen bis heute Namen wie Günter Grass, Heinrich Böll oder Hans-Magnus Enzensberger, aber auch Journalisten wie Rudolf Augstein oder die Gräfin Dönhoff. Erst mit der ersten Großen Koalition von 1966 bis 1969, der Kritik an deren Notstandsgesetzen und der Studentenbewegung, sollte sich das ändern. Erstmals brachen politische Außenseiter in diese Struktur ein, die sich nicht in diesem etablierten System wiederfanden. Das war allerdings kein Privileg von links. Der Aufstieg der NPD fand in der gleicher Zeit statt und sie verpasste 1969 nur knapp den Einzug in den Bundestag. Solche Flügelbildungen sind schon immer ein Indikator für die fehlende Konfliktbearbeitung im politischen System gewesen. Etablierte Medien reagierten darauf schon immer mit Irritation, weil sie sich selbst in ihrer Berichterstattung an den Referenzrahmen orientieren müssen, der jetzt von außen in Frage gestellt wird.
+++ Insofern ist das, was wir heute bei Pegida erleben, in historischer Perspektive nichts Neues. Wir haben es nur vergessen. Wahrscheinlich fehlt der passende Gedenktag, um dieser Amnesie etwas entgegenzusetzen. Neu ist allerdings die Demokratisierung des Mediensystem. Die Digitalisierung hat die Zugangsschwellen und Einstiegskosten radikal gesenkt. Was sich allerdings noch geändert hat, ist die Selbstreferentialität im Mediensystem. Sie beobachten nicht mehr nur ihre Umwelt, sondern zugleich sich selbst. Das müssen sie vor allem deshalb machen, weil fast niemand mehr etwas macht, ohne die Konsequenzen auf die Medien zu berücksichtigen. Ein faszinierendes Beispiel ist das Dschungelcamp. Bisher betrachtete man dieses Format als eine Dokumentation mit soziologischen Anspruch, die relevante Erkenntnisse über den Zustand dieser Gesellschaft vermitteln könnte. Stefan Niggemeier stand wie kaum ein anderer für die Reputation des Formats, das zu Beginn noch als eine Art Pegida-Bewegung der deutschen Fernsehunterhaltung galt; als Tiefpunkt der abendländischen Kultur, sogar ohne Islamisierung. Das funktioniert nicht mehr, wie er nun feststellt.
„Die ganzen Mechanismen dieser Show sind inzwischen so bekannt und vertraut, dass die eingebauten Reflexionsschleifen sie auf immer schwindelerregendere Metaebenen hebt. Längst fallen die letzten Tabus – nichts Sexuelles oder Privates, sondern die Umstände der Show liegen offen. Am Donnerstag unterhielt sich die Gruppe über die Honorare. Sie diskutierten, für wie realistisch sie die Beträge gehalten hatten, die vorab in der Presse zu lesen gewesen waren. Aus den verschiedenen Einschätzungen hätten sie ganz gut ableiten können, wer tatsächlich wie viel Geld bekommt.“
####LINKS####Wenn aber jeder weiß, wie diese Medien funktionieren, wird Authentizität zu dem knappsten Gut der gegenwärtigen Medienökonomie. Letztlich ist es die Suche nach einem modernen Kaspar Hauser, der in völliger Isolation nicht weiß, was sonst alle wissen. Dieser Idiot in der klassischen Bedeutung des Wortes ist aber nicht zu finden. Oder hat Bild.de die passende Antwort auf Selbstreflexivität gefunden? Hans Hoff schreibt auf DWDL zwar einen glänzenden Verriss auf die IBES-Berichterstattung als eigenständiges Format. Aber in Wirklichkeit ist es eine abgrundtief böse Dechiffrierung seiner Attraktivität. Im wahren Dschungel sitzt jetzt ein Medienkritiker namens Joe Groebel.
„Aber dann gibt es Momente, die können selbst für Bild.de nicht mehr im Bereich des Ertragbaren spielen. Da läuft dann alles aus dem Ruder, und man stellt sich prompt genüsslich vor, dass man das, was man hier gerade sieht, Friede Springer oder Mathias Döpfner zum Anschauen gibt. Gerne würde ich sehen, wie deren Gesichter entgleisen, wenn sie erleben, was in ihrem Namen so alles angestellt wird. So wie am Mittwoch, als es wieder einmal so weit war. Da zeigte sich aufs Trefflichste, was Springer digital kann, wenn man den Verlag nur lässt.“
Nämlich den abgehalfterten Dschungel nach Hamburg zu holen. Das ist billiger als das Camp in Australien und verspricht das zu halten, was der Dschungel nicht mehr kann. Beste Unterhaltung, die aber in diesem Fall seltsamerweise mit den früheren Qualitätskriterien des Abendlandes verbunden wird. So würde über den Dschungel niemand mehr reden, seit ihn das Feuilleton für sich entdeckt hat. Es ist jetzt bekanntlich eine Kurzzeit-Dokumentation mit soziologischem Erkenntnisgewinn geworden.
„Jemand will schließlich wissen, ob der Walter aus dem Dschungel wohl eine Persönlichkeitsstörung hat. Das wird ganz kurz debattiert, dann aber wieder fallengelassen. Dr. Groebel wäre der Mann, der als ausgewiesener Boulevardpraktikant so etwas klären müsste, aber Groebel interessiert sich gerade vor allem für seine Drinks, die Brüstezeigerin und dass er was zum Rauchen hat. Ab und an grinst er unter seiner Silbermähne. Das Signal ist deutlich: Groebel interessiert sich einen Scheißdreck für Walters potentielle Persönlichkeitsstörung. Groebel hat selbst eine Störung, die Groebel-Störung. Die bewirkt, dass er sich gerne im Fernsehen sieht. Er muss ins Fernsehen. Um jeden Preis. Bewegtbild ist auch für ihn wichtig. Bewegtbild speist seine Marke, die Dr.-Groebel-AG. Dass er in diesen Momenten das allerletzte Quäntchen seiner ohnehin nur noch knapp über der Nachweisgrenze messbaren Glaubwürdigkeit verspielt, merkt er nicht mehr.“
Was man hier findet, ist der Hohn und Spott, der früher den Dschungel ausmachte, weil es den Menschen in seinem ganzen Elend der Schadenfreude der unbeteiligten Zuschauer auslieferte. Der moderne Circus Maximus braucht keine römischen Gladiatoren mehr, sondern nur noch die Offenlegung seiner Persönlichkeitsstruktur, weil es schließlich das Wichtigste ist, was noch als angreifbar gilt. Hoff schließt seinen Verriss mit einer erstaunlichen Feststellung, die bei RTL sicherlich Panik auslösen wird.
„Gegen das, was hier im Namen von Axel Springer veranstaltet wird, geht RTL als Arte unter den Boulevardkanälen durch. Dort gibt es weder grüne Kotze, noch Verleger, noch Kartoffelsalat. Danke RTL.“
Offensichtlich ist das Bild.de Format über den Dschungel interessanter als IBES. Oder wird Joe Groebel der nächste Kandidat bei RTL? Aber man könnte auch einen Dschungel mit lauter Medienkritikern veranstalten. Die Kritiken schrieben die Soziologen. Es ist allerdings zu befürchten, dort dann auch die einzigen Zuschauer zu finden.
+++ Während RTL in die Dschungel-Kandidaten-Krise geraten ist, können wir auf diesem Portal etwas über die Krise bei der Auswahl von Islam-Experten lesen. Canan Topçu erläutert nämlich die Auswahl dieser Experten durch die Talk-Show-Redaktionen. Es dominieren die immer gleichen Gesichter, was allerdings auch in anderen Themengebieten festzustellen ist. Nur wie repräsentativ sind sie für den Islam?
„Verständlich also, dass KRM-Vorsitzender Aiman Mazyek, der ein eloquenter Redner ist, immer wieder in TV-Talksendungen aufritt. Die mediale Präsenz von Mazyek, Kaddor und einiger anderer muslimischer Talk-Gäste sorgt aber unter Muslimen für Missmut. Dass Kaddor als "die" Stimme der liberalen Muslime präsentiert wird; dass Mazyek als "der" Sprecher der Muslime in Deutschland präsentiert wird, obwohl er den kleinsten Islam-Verband repräsentiert; dass Hübsch als Mitglied der Ahmadija-Gemeinde als "Vorzeigemuslima mit Kopftuch" instrumentalisiert wird: das nervt so manchen.“
Nur schildert Frau Topçu wirklich ein Defizit? Oder ist es nicht in Wirklichkeit ein Fortschritt, weil der deutsche Islam jetzt den Differenzierungsprozess erlebt, der für eine politische Debatte notwendig ist? In der Vergangenheit wurde der Islam als ein homogener Block betrachtet, der immer noch die Sichtweise von Pegida bestimmt. Dabei war diese Homogenität schon immer absurd zu nennen. Warum sollen sich ausgerechnet die Muslime einig sein oder Einigkeit sogar herstellen, wenn die gleiche Erwartung für keine andere Gruppe beansprucht werden kann? Vor allem, weil Muslime eben nicht nur eine Rollenerwartung als Angehörige einer Religionsgruppe beanspruchen müssen. Sie sind Männer oder Frauen, haben unterschiedliche Berufe und Bildungsabschlüsse, sie sind so unterschiedlich wie Christen oder Atheisten. Warum sollen Muslime nicht in das Dschungelcamp einziehen? Bushido wäre ein geeigneter Kandidat. Er könnte seinen Intregrationsbambi mitbringen und mit Groebel über Adorno diskutieren. Das wäre auch in anderer Hinsicht nützlich. Bisher ist der Dschungel ja nicht mit seinen theologischen Disputen aufgefallen. Aber bringt alle Voraussetzungen dafür mit, wenn man Frau Topçu richtig versteht.
„Bis vor vier oder fünf Jahren habe in den Medien vor allem Islamkritik dominiert und als muslimische Vertreter seien zu den Talkrunden Islam-Kritikerinnen wie etwa Necla Kelek eingeladen worden. Inzwischen kämen auch andere Stimmen zur Wort. Erstaunlich sei aber, wer sich so alles in den Medien äußere: Ingenieure, Architekten, Sozialarbeiter oder auch Buchhändler generierten sich als Experten, erklärten den Islam und betrieben sogar Koranexegese. "Man könnte darüber lachen, wenn es nicht um so ernste Themen ginge."
Die bisherige Islamdebatte, so könnte man das formulieren, war dem Dschungel ähnlicher als man denkt.
+++ Es wäre aber auch denkbar, Pegida-Aktivisten und die erwähnten Islam-Experten gemeinsam in den Dschungel zu verfrachten. Es ist ja nicht Guantanamo und der Integrationseffekt ist nicht zu unterschätzen. Was schafft mehr Verständnis als wenn Frau Oertel von Pegida dem muslimischen Rapper Bushido bei der Dschungelprüfung die Daumen drücken muss, um nicht nur Magerkost zu erhalten? Dafür bekäme RTL glatt den lange vermissten Grimme-Preis. Wie könnte man sonst Vorurteile wirkungsvoll bekämpfen? Harald Welzer gab uns in der FAS über dieses Vorurteil gestern Auskunft. Es sei „fahrlässig, dem Vorurteil und, schlimmer noch, dem tiefen Ressentiment, eine mediale Bühne zu bauen, wie es gerade das öffentlich-rechtliche Fernsehen macht. In jede Talkshow werden exakt jene eingeladen, die dem Vorurteil der - hauptsächlich Dresdner - Straße öffentliche Präsenz verleihen. Mir ist das unerträglich, weil diese Leute - Gauland, Petry, Oertel - in ihrem Desinteresse an Sachverhalten gerade keine zahlenmäßig relevante Gruppe repräsentieren.“ Es geht damit um eine Frage: Was ist relevant für Berichterstattung? Kluge Medienkritiker nennen das gerne Aufmerksamkeitsökonomie. Andere beschränken sich auf jenes Phänomen, das Niggemeier für den Dschungel befürchtet: Langeweile. Bis Pegida war die deutsche Innenpolitik von dieser Langeweile geprägt gewesen, die eine Große Koalition mit ihrem begrenzten Konfliktpotential zwangsläufig bedeutet. Es fehlte die Zuspitzung, jene Polarisierung der öffentlichen Debatte, die erst die Medien aus ihrem Dämmerschlaf zu wecken vermag. Die Bundeskanzlerin symbolisiert dieses Biedermeier-Deutschland. Mit Pegida änderte sich das, weil mittlerweile alles willkommen war, was mehr Spannung versprach als ein Bundestag, der wegen seiner parteipolitischen Zusammensetzung schon längst nicht mehr die gesellschaftliche Wirklichkeit einfangen konnte. Dazu waren die Medien nach der Debatte über ihre Rolle in der Ukraine-Berichterstattung schon angeschlagen gewesen. Sie fanden in Dresden den Gegner, der ihre Vorbehalte gegen diese Kritiker zu bestätigen schien. Entsprechend stürzten sich alle wie Verdurstende in der Wüste auf das Thema, das sie bis heute nicht los lässt. Welzers Kritik trifft somit nicht den mediensoziologischen Kern. Die Medien hatten nämlich ihre Gründe, Pegida diese Aufmerksamkeit zu verschaffen. Sie aber dann aus der Berichterstattung auszusperren, weil dort lediglich Vorurteile formuliert werden, kann niemand ernsthaft vorschlagen. Seit wann haben Medien den Anspruch, die Zuschauer vor der Wirklichkeit zu schützen? „Verantwortung für Demokratie zeigt sich auch darin, nicht im Spekulieren auf Einschaltquoten und politischen Krawall Menschen ein Millionenpublikum zu eröffnen, die sich bislang besser im Bereich der nicht-öffentlichen Meinung aufgehalten haben“, so Welzer. Er sollte sich wirklich einmal den Dschungel ansehen. Er lebt ja von diesem Effekt. Die letzten Reste der Privatheit der öffentlichen Meinung zum Fraß vorzuwerfen.
Altpapierkorb
+++ Gibt es noch etwas Neues zu Michel Houellebecqs Roman »Unterwerfung« zu sagen? Sehr viel. Gregor Keuschnig macht das in seinem Blog Begleitschreiben. Seine Besprechung verzichtet aber darauf, wie "das Feuilleton zunehmend die Rolle des politischen Anstandswauwaus" wahrzunehmen, "weil sich damit am meisten Distinktion erarbeiten lässt". Es geschieht das Gegenteil. Für Keuschnig ist der Roman gerade keine Satire, oder auch Dokumentation, sondern Houellebecq beschreibe einen muslimischen Marsch durch die Institutionen: "Dabei steht nichts weniger als die Frage im Raum, ob man mittels demokratischer Wahlen die bestehende Gesellschaftsordnung derart radikal verändern kann. Gleichzeitig bekommt man die Fragilität dessen zu spüren, was wir als unverrückbare Werte einer pluralistischen Gesellschaft bezeichnen: Die Gesetze und Paragraphen stehen am Ende nur auf dem Papier. Und hier können sie geändert werden. Jederzeit. Es bedarf nur der entsprechenden Mehrheiten." Literatur, so ist das zu verstehen, kann Entwicklungen zum Ausdruck bringen, die das Instrumentarium der Soziologie überfordern muss. Insoweit muss die Einordnung des Romans als Satire tatsächlich als Verharmlosung zu gelten haben.
+++ Wer sicherlich nicht den Einzug in das Dschungelcamp beabsichtigt, ist Hannah Beitzer von der Süddeutschen Zeitung. Sie diagnostiziert aber jene Biedermeier-Welt, wo nur noch der Dschungel Abwechslung verspricht: "Denn viele Bürger haben darauf keine Lust. "Die Welt ist mir zu viel - Und ich bin mir genug" schrieb die Zeit zum Jahreswechsel in einer Geschichte über den Erfolg von Wellness- und Einrichtungszeitschriften, Handarbeit und Entschleunigung. Autorin Julia Friedrich berichtet darin deutlich befremdet von der "Weltflucht" insbesondere der jüngeren Generation. Also der, die eigentlich die Welt prägen, verändern, für die Zukunft gestalten sollte. Die Geschichte passt auf den ersten Blick nicht zu den allwöchentlichen Bildern von Pegida-Demonstrationen, zu den immer hitzigeren politischen Debatten in den sozialen Netzwerken. Und doch weist beides auf ein und dasselbe Problem hin. Eine Gesellschaft wie unsere kann nicht funktionieren, wenn sich immer mehr Menschen aus dem System zurückziehen. Sei es wütend und frustriert, wie die Pegida-Demonstranten. Oder auf die kuschelig-bürgerliche Wohlfühl-Weise, die Friedrich in der Zeit beschreibt."
+++ Weniger kuschelig geht es in den Kommentaren zu, die die Medien so zu lesen bekommen. Das Handelsblatt hat sich jetzt darum bemüht, die wichtigsten Kritikpunkte aufzugreifen. Besonders bemerkenswert ist das, was dort über das Leserverhalten angemerkt wird: "Wenn wir dann, liebe Leser, Ihre Lesegewohnheiten nachvollziehen, stellen wir fest: Einige überspringen die Information, viele verzichten auf den Hintergrund, aber fast jeder bleibt bei der zugespitzten Meinung hängen. Wir ziehen nicht den Schluss daraus, dass wir vor allem Kommentare schreiben. Allerdings ist unsere Konsequenz, dass wir uns bemühen, zu den Informationen, die wir liefern, auch Meinungen von Menschen einzuholen, die sich mit der Sache auskennen." Nun könnte man darüber nachdenken, warum ausgerechnet der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel dafür aller Orten Prügel kassiert, wenn er genau das macht: Nämlich nicht zu kommentieren, sondern sich erst einmal anzuhören, was andere zu sagen haben. Zu diesem Thema Leserkommentare findet man auch etwas bei Carsten Leinhäuser. Er ist katholischer Seelsorger und zeigt in seinem Artikel, wie sehr sich Debatten ideologisiert haben. Sein Fazit. "Die Diskussionskultur innerhalb der kirchlichen Online-Welt befindet sich auf einem absteigenden Ast und ist bisweilen erschreckend niveaulos. Es steht die Frage im Raum, ob es allen an entsprechenden Diskussionen beteiligten Seiten gelingt, auf eine faire und sachbasierte Argumentationsebene zurückzukehren. Ich frage mich bisweilen auch, ob das von allen Diskussionspartnern gewollt ist. Sollte es nicht gelingen, einen respektvolle Art und Weise des Umgangs miteinander zu finden, bleibt zumindest bei mir ein äußerst fader Geschmack zurück: Das Bild von Kirche, welches der Welt durch hasserfüllte und abwertende innerkirchliche Diskussionen gezeigt wird, ist beschämend."
+++ Armin Maiwald wird 75 Jahre alt. Bekanntlich sucht jeder Sender nach innovativen Formaten. Er selbst ist aber von dieser Suche nicht unbedingt überzeugt: Armin Maiwald gäbe der „Sendung mit der Maus“ in der heutigen Fernsehlandschaft keine Chance, so meldet die Bild am Sonntag: „Wir durften experimentieren, alles ausprobieren. Heute würden wir unter dem Quotendruck damit nicht mehr weit kommen“. Dort äußerte sich auch die WDR-Moderatorin Christine Westermann zum Ende von "Zimmer frei". Sie sieht beim WDR einen Jugendwahn am Werk. Den sollte man aber nicht zwangsläufig mit dem Ewigkeitsstatus eines Sendeformats verwechseln.
+++ Harald Martenstein hatte ein Problem mit einem Sparschwein. Der Bayerische Rundfunk ein solches mit einem bayerischen Finanzminister im Regionalfernsehen. Beide Probleme sind mittlerweile gelöst. Außerdem sucht die NZZ immer noch einen Chefredakteur.
+++ Was Goethe mit Voltaire zu tun hat, versucht man im Deutsch-türkischen Journal zu klären. Es ist als Aufruf zur Selbstzensur zu lesen.
+++ Schließlich hat der aktuelle Spiegel das Portrait eines ehemaligen Topjournalisten im Heft, der jetzt als Möbelverkäufer arbeitet und darüber einen Roman geschrieben hat. Robert Kisch, so sein Pseudonym, "Möbelhaus - ein Tatsachenroman." Er sagt, so Alexander Kühn, der ihn getroffen hat, "durch die Arbeit im Möbelhaus gebe es in seinem Wortschatz heute einen Begriff, mit dem er früher nicht so viel anfangen konnte: Demut."
+++ Diese fehlt der Auto-Bild offensichtlich. Sie zeigt wie modernes Marketing funktioniert. In der aktuellen Ausagabe vergleich sie den neuen Skoda Fabia Kombi mit einem Ford Focus Turnier. Der Skoda bekommt viele Komplimente, wenigstens für einen Kleinwagen. "Übrigens bestätigen solche (für Kleinwagen bemerkenswert guten) Werte mal wieder", so Auto-Bild, "welchen Standard der Skoda inzwischen erreicht hat". Es ging um die Fahrleistungen des Autos. Das alles muss so überzeugend gewesen sein, dass Skoda gleich noch eine Beilage über ihr Modell verfasste, die dem Heft beiliegt. Das ist natürlich nicht verboten. Nur man stelle sich einmal vor, der Test wäre weniger erfreulich ausgefallen? Da haben Auto-Bild und Skoda ja wirklich Glück gehabt, sich auf die Neutralität des Qualitätsjournalismus verlassen zu können.
Das Altpapier gibt es wieder am Dienstag.