Eine Redaktion ist keine Kaserne

Eine Redaktion ist keine Kaserne

Zwei große deutsche Medienhäuser machen sich auf in den Kampf gegen den geheimen Krieg. Außerdem heute auf der Agenda: eine filzige, mehraktige Justizposse aus Bayern; eine falsche Frage bei Illner; immer wieder falsche Fragen in der Katastrophenberichterstattung; vermeintliche Exklusiv-Interviews; Kochshows gegen das Gute; eine überraschende Nominierung für den WDR-Hörfunkdirektorenposten.

„Spionieren Sie zurück: Finden Sie die Agenten vor Ihrer Haustür!“ - man kann die ganze Sache mit der Überwachung eben auch durchaus ein bisschen spielerisch sehen. Diese Anregung findet sich auf einer sehr frischen Website des NDR, und sie bezieht sich auf eine interaktive Karte, für die der Sender mehr als 60.000 Daten auswerten ließ. Sie gibt Aufschluss über Orte und Unternehmen, die für die vom NDR so genannte „US-Sicherheitsarchitektur“ von Bedeutung sind.

Letztere Information zeigt bereits: Der launige Aspekt ist nur einer von vielen. Es geht hier um die Recherche-Operation „Geheimer Krieg“, eines der vielen Großprojekte, bei dem der NDR und die SZ kooperieren (siehe zum Beispiel dieses Altpapier oder dieses mit dem Schwerpunkt Offshore-Leaks). Begonnen hat die Zusammenarbeit zwischen den beiden Häusern bereits 2011 mit einer Geschichte über CIA-Foltergefängnisse in verschiedenen osteuropäischen Ländern. Diese Gefängnisse spielen auch bei den aktuellen Recherchen eine Rolle, wurde doch, wie es in der Pressemitteilung des NDR heißt, „der Aufbau“ dieser Gefängnisse „einem CIA-Stützpunkt in Frankfurt übertragen“.

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Am Donnerstag gaben SZ und NDR auf dessen Gelände einen Einblick in das Veröffentlichungspaket, das für die nächsten rund 14 Tage vorgesehen ist. Da ergab sich dann die formal bemerkenswerte Besonderheit, dass ein hochrangiger Vertreter einer Tageszeitung (in diesem Fall Hans Leyendecker) auf einer Pressekonferenz auf öffentlich-rechtlichem Terrain erzählen konnte, was am nächsten Tag (also am heutigen) in seiner Zeitung stehen wird. Und Folgendes steht nun drin - ein Einstimmungsartikel unter dem Titel „Top Secret Germany“ (Printausgabe) bzw. „Amerikas geheimer Krieg in Deutschland“ (Online) zum Beispiel:

„Die Bundesrepublik ist längst ein Dreh- und Angelpunkt für Amerikas ‚Krieg gegen den Terror‘. Ein fast zwanzigköpfiges Team des Norddeutschen Rundfunks und der Süddeutschen Zeitung hat sich vor mehr als einem Jahr auf die Suche gemacht nach den geheimen Stützpunkten und Schaltzentralen, den Strippenziehern und Agenten der Amerikaner - und nach ihren Opfern. Es war eine Recherche, die durch ganz Europa führte, nach Afrika, in die USA - und ins Internet. Denn dort hinterlassen Amerikas Agenten viele Spuren.“

Es ist einer von drei Artikeln, die die SZ zum Thema heute auf einer Doppelseite im Politikteil veröffentlicht. Am umfangreichsten haben gleich vier Autoren mitgewirkt, unter anderem der schon erwähnte Leyendecker:

„Jeder fünfte Mitarbeiter des monströsen US-Geheimdienstapparats ist inzwischen kein Staatsangestellter mehr, sondern arbeitet für ‚Private Contractors', also private Unternehmen. Einer dieser Mitarbeiter war bis vor Kurzem: der Whistleblower Edward Snowden. Diese unheimliche Schattenarmee wächst Jahr für Jahr, auch oder gerade in Deutschland (...) Etliche jener Contractors arbeiten nicht nur für die NSA oder die CIA, sondern auch für verschiedene Bundesministerien. Diese Firmen, die zum Teil in schwere Menschenrechtsverletzungen der CIA involviert waren, bekommen damit Zugriff auf hochsensible Daten deutscher Behörden.“

Eines der, falls man das so sagen kann, Gesichter des Großprojekts ist John Goetz, der an dem zuletzt zitierten Artikel mitgewirkt hat - und einem etwas größeren Publikum dadurch bekannt geworden ist, dass er neulich mit Christin Ströbele bei Edward Snowden in Moskau war (siehe Altpapier). Gemeinsam mit Christian Fuchs (ebenfalls Co-Autor des umfangreichsten SZ-Artikels) hat er auch noch Zeit gefunden hat, das Buch „Geheimer Krieg“ zu schreiben, das - wer hätte das gedacht? - heute erscheint. Wann sie schlafe, hat Goetz neulich (siehe Altpapier) die Tag und Nacht schuftende Wikileaks-Aktivistin Sarah Harrison gefragt. Wenn man bedenkt, dass Goetz einen Fulltime-Job beim NDR hat, nebenbei an recht großen Texten für die SZ mitwirkt und noch nebenbeier ein Buch schreibt, fragt man sich natürlich auch: Wann schläft eigentlich John Goetz?

Über das SZ/NDR-Projekt berichten unter anderem die FAZ (Seite 43), die taz (Disclosure: Der Artikel ist von mir) und meedia.de.

Angesichts des kuscheligen Verhältnisses zwischen den Investigativ-Koryphäen beider Häuser ist es vielleicht nicht ganz verkehrt, daran zu erinnern, dass die beiden Unternehmen auf einem anderen Feld gar nicht kuscheln. Schließlich klagen diverse hiesige Verlage - unter anderem der Süddeutsche Verlag - gegen ARD und NDR wegen der vermeintlich „presseähnlichen“ „Tagesschau“-App. Auf den aktuellsten Stand in dieser langwierigen Sache bringen uns - anlässlich der Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Köln vor einer Woche - heute Funkkorrespondenz und epd medien. Die FK schreibt:

„Wie Richter Hubertus Nolte in der rund 90-minütigen Verhandlung am OLG ausführte, seien in diesem Fall aber die Fragen nach Textlastigkeit, Presseähnlichkeit und (Nicht-)Sendungsbezogenheit höchstwahrscheinlich von nachrangiger Bedeutung und damit nicht entscheidend. Vielmehr gehe es letztlich um das Verfahren der Genehmigung der ‚Tagesschau‘-App und des Internetangebots tagesschau.de im Rahmen des Telemedienkonzepts der ARD. Grundsätzlich, darauf verwies Nolte, sei die ‚Tagesschau‘-App lediglich ein anderer technischer Ausspielweg für die Inhalte des Basisangebots tagesschau.de. Und dies sei im Sommer 2010 nach dem vorgeschriebenen Drei-Stufen-Test vom Rundfunkrat des NDR genehmigt worden (...) Insgesamt sehe es so aus, dass es sich hier um ein rechtlich in allen Punkten korrektes Genehmigungsverfahren handle, das von einem Gericht daher nicht widerrufen werden könne, so der Vorsitzende Richter weiter.“

Nicht unähnlich gibt epd medien (Seite 11) die Position des Gerichts wieder:

„Wenn man die App als nicht sendungsbezogen und presseähnlich einstufe, müsste man das auch mit dem Online-Angebot tagesschau.de tun. Die Richter hätten sich daher gewundert, dass dier Verleger nicht dieses Angebot angegriffen hätten.“

[+++] Nicht nur die Süddeutsche Zeitung macht sich gerade verdient an der Aufklärungsfront, sondern auch zwei etwas weniger bekannte Medien aus dem Bundesland Bayern, die in ihren jeweiligen Erscheinungsgebieten jeweils Bedeutsames leisten. Es geht um das Passauer Monatsmagazin Bürgerblick und die Plattform regensburg-digital, die sich gerade (bzw. schon sehr lange) auf unterschiedliche Art Angriffen des bayerischen Staatsapparates und/oder CSU-naher Kreise ausgesetzt sehen.

Die Causa ist komplex, den Anfang nahm sie vor fast vier Jahren mit der Schlagzeile „Abrechnungsbetrug: Wenn Ärzte zu Blutsaugern werden“ im Bürgerblick. Der dazugehörige Artikel, in dem es um einen sehr reichen und sehr gut vernetzten Laborarzt und CSU-Parteispender geht, ein umstrittenes Rabattsystem und eine inzwischen eingestellte SOKO Labor, löste ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I gegen den Bürgerblick-Herausgeber Hubert Denk aus, von dem dieser - und damit ist eine der vielen Merkwürdigkeiten benannt - erst kürzlich, nämlich im September 2013, erfuhr.

Anfang der Woche hat beispielsweise die SZ darüber berichtet, und stets recht ausführlich befasst mit der Sache hat sich regensburg-digital, das sich nun mit einer Klage des oben erwähnten Laborarztes und CSU-Parteispender konfrontiert sieht. Vordergründig geht es um eine sogenannte Eindruckerweckung. An den klagefreudigen Herrn aus dem Gesundheitsgeschäft, im Übrigen vertreten vom bayerischen Juristenbranchenpromi Peter Gauweiler, wendet sich jetzt Stefan Aigner, der Macher von regensburg-digital:

„Offenbar wollen Sie uns, ebenso wie andere Medien mit derartigen juristischen Drohungen, die viel Zeit, Aufwand und Energie kosten, lästig sein. Sie wollen uns eben irgendwie einschüchtern. Vielleicht glauben Sie so, die Berichterstattung über einen Eindruck, der angesichts der bislang öffentlich bekannten Fakten auf der Hand liegt (...), den Sie aber nicht direkt angreifen, insgesamt zu stoppen. Vielleicht glauben Sie so, Journalisten davon abhalten zu können, ihrer originären Aufgabe nachzukommen: zu recherchieren, Fragen zu stellen, gegebenenfalls zu kommentieren und dies der Öffentlichkeit mitzuteilen. So viel Energie, Zeit und Geld, wo Ihnen doch bislang in keinem uns bekannten Bericht ein illegales Handeln vorgeworfen wird.

[+++] Ein ähnlich gepfeffertes Schreiben haben 121 Redakteure des Schweizer Tages-Anzeigers verfasst, dabei geht es allerdings um einen Konflikt im eigenen Haus (der möglicherweise nicht völlig unrepräsentativ ist). Anlass ist eine vom Verlag ausgerufene Konvergenz-Strategie.

„Miese Stimmung, mangelnde Qualität und 60-Stunden-Wochen: Mit einem Protest-Brief an die Tages-Anzeiger-Chefredaktion und den Verwaltungsrat beschwert sich ein Großteil der Mitarbeitenden über die Auswirkungen der Konvergenz“,

schreibt persoenlich.com. „Eine Redaktion ist keine Kaserne", lautet einer der knalligen Sätze, die die unter dem Titel „Gruppe 200“ firmierende Protesttruppe den möglicherweise soldatisch geprägten Verlagsoberen entgegen ruft (siehe auch infosperber.ch). Das komplette Protestschreiben - das auch deshalb bemerkenswert ist, weil Redakteure in Deutschland nichts Vergleichbares zustande bringen - steht hier (PDF).

[+++] Dass die gestrige Maybritt-Illner-Sendung einen beknackten Titel hatte, wäre normalerweise nicht unbedingt erwähnenswert. Ist es aber doch, weil die Haltung, die in der Formulierung „Präsidenten vor dem Richter – Gerechtigkeit für Wulff und Hoeneß?“ zum Ausdruck kommt, derzeit in nicht gerade wenigen Medienberichten zumindest mitschwingt. Darauf geht Frank Lübberding in seiner faz.net-Frühkritik ein:

„Im einen Fall geht es um das ehemalige Staatsoberhaupt dieses Landes, im anderen um einen führenden Vertreter aus der Unterhaltungsbranche, Abteilung Sport, Fachbereich Fußball. Frau Illner wollte zugleich in dieser Sendung über das Ansehen und die Vorbildfunktion von Eliten diskutieren. Offenkundig kommt kaum noch jemand auf die Idee, zwischen einem Manager aus der Unterhaltungsindustrie und dem Staatsoberhaupt dieses Landes zu unterscheiden. Bei Frau Illner war es aber immerhin der Stern-Journalist Hans-Martin Tillack, der die seltsamen Anwandlungen bei Bayern München mit den Worten kommentierte, es könne ‚dem Rest der Gesellschaft egal sein, was in diesem Kosmos‘ passierte. Für den Bundespräsidenten wollte er das nicht gelten lassen. In der nicht nur bei Frau Illner präsentierten Form des Umgangs mit den Themen ‚Wulff‘ und ‚Hoeneß‘ dokumentiert sich der Verfall des Politischen, der in der Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten zum Ausdruck kam.

Kathy Stolzenbach hat die Sendung für die Berliner Zeitung ebenfalls besprochen.


ALTPAPIERKORB

+++ Wer ist Valerie Weber? Für Kenner der Privatradioszene ist das eine ungehörige Frage. Schließlich ist die Frau Programmdirektorin bei Antenne Bayern und Geschäftsführerin von Rock Antenne, und hochrangige Funktionen bei Hit-Radio Antenne 1 und der Ostseewelle hatte sie auch schon. Auf jeden Fall wächst gerade Webers Bekanntsheitsgrad im Medienbetrieb, denn WDR-Intendant Tom Buhrow hat sie überraschend als neue Hörfunkdirektorin des Senders vorgeschlagen (kress.de). Man kann es allemal erfreulich finden, dass das Personenkarussell, aus dem öffentlich-rechtliche Führungskräfte ausgewählt werden, jetzt etwas größer geworden ist. Buhrow hat im Übrigen auch noch Jörg Schönenborn als Programdirektor fürs Fernsehen vorgeschlagen, aber das war ja allgemein erwartet worden. Die Funkkorrespondenz kommentiert: „Die Wahl von Schönenborn und Weber gilt als sicher. Es wird nicht damit gerechnet, dass der WDR-Rundfunkrat, der Tom Buhrow erst am 29. Mai dieses Jahres zum Intendanten gewählt hat, gleich die ersten beiden hochrangigen Personalvorschläge Buhrows ablehnt.“

+++ Mehr Nordrhein-Westfälisches: Dass Christine Westermann nicht nur die Frau in der Sendung „Zimmer frei“ ist, sondern zu allererst die „mächtigste Buchschwärmerin und Buchtippgeberin“ der Republik, wird jenen, die die entsprechenden Sendungen bei WDR 2 und WDR 5 nicht hören bzw. das Magazin „FrauTV“ nicht sehen, kaum bekannt sein. Moritz von Uslar indes kennt diese Formate, und deshalb hat er Westermann für ein Porträt getroffen, das in der aktuellen Ausgabe der Zeit erschienen ist (Seite 55).

+++ Rupert Neudeck, dessen „syrisches Tagebuch“ „Es gibt ein Leben nach Assad“ die FAZ heute auf Seite 36 kurz bespricht, ärgert sich in der Funkkorrespondenz über falschen Fragen in der Katastrophenberichterstattung - genauer gesagt: gestanzte „Standpaukenfragen“: „Angesichts von Kriegen und Naturkatastrophen stellen Journalisten immer wieder die Fragen: ‚Warum kommen die Hilfsgüter denn so spät an? Wer ist für diesen Skandal zuständig?‘ Selten liegen Journalisten so falsch wie bei diesen sehr gestanzten Fragen. Und doch fragte am 13. November im ARD- ‚Brennpunkt“ zur Taifun-Katastrophe auf den Philippinen auch Hanni Hüsch (NDR) erneut: ‚Warum kommen denn die Hilfsgüter nicht schnell genug dort an?‘ Tatsächlich kommen die Hilfsgüter in Weltrekordzeit an. Eine Lieferung innerhalb von fünf Tagen mit Hilfe des Technischen Hilfswerks (THW) bedeutet, wenn man das minimale Weltflugverkehrsprogramm und die Ausreise- und Einreiseformalitäten zugute hält, eine unglaublich schnelle Zeit.“

+++ Über eine bis dato nicht erfolgreiche Abmahnung gegen die Bild-Zeitung, die ohne Genehmigung private Fotos von NSU-Opfern publiziert hat, berichtet der Bildblog.

+++ Dass „das Informationsfreiheitsgesetz des Landes Berlin den Zweck nicht erfülle, für den es gemacht worden sei“, findet laut epd medien (Seite 12) der in Informationsfreiheitsangelegenheiten umtriebige Anwalt Christoph Partsch. Anlass der Feststellung ist eine Niederlage, die ein von Partsch vetretener Journalist von Springers Welt vor dem Verwaltungsgericht Berlin hinnehmen musste. Der Kollege hatte Einsicht in die Protokolle des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH verlangt.

+++ Dass die Anti-Mindestlohn-Artikel vieler Medien auf fragwürdigen Zahlen basieren, erklären uns die Nachdenkseiten.

+++ Mit antisemitischen Karikaturen in der deutschen Presse beschäftigt sich anlässlich eines aktuellen Falls in der Badischen Zeitung die Jerusalem Post. Siehe auch Ruhrbarone.

+++ Jack Shafer äußert sich im Reuters-Blog zu der sehr weit verbreiteten Unsitte, Interviews als „exklusiv“ zu bezeichnen, die genau das definitiv nicht sind. Besonders die Financial Times hat er im Blick. „Or take Newsweek’s recent piece about investigative journalist Glenn Greenwald, a man who never shuts up, which was unashamedly billed as an ‚exclusive interview.‘”

+++ „Jeff Bezos von Amazon hat die Washington Post gekauft. Wann wird Google die New York Times übernehmen? - „Obwohl derartige Gerüchte immer wieder aufkommen, glaube ich nicht, dass Google jemals selbst in das Nachrichtenbusiness einsteigen wird.“ So lautet der Eingangsdialog eines Interviews, das Richard Gutjahr mit Richard Gingras, dem „Senior Director“ von Google News geführt hat. Um mal einen Leseanreiz zu schaffen: An zumindest einer Stelle sagt Gingras nicht die Wahrheit.

+++ „Wie die Presse im Fall Gurlitt die Bundesregierung blamiert, erzählt uns Andreas Rossmann in der FAZ-Feuilleton-Glosse. „Der alte Herr wird von Medienleuten fotografiert und eskortiert, ist also keineswegs wie vom Erdboden verschluckt.“

+++ Durchaus überraschend finden kann man, dass der Aufmacher (!) des FAZ-Feuilletons dem Thema Kochsendungen gewidmet ist, speziell der neuen Sat-1-Show „The Taste“: Jürgen Dollase macht keine Gefangenen; „Was früher eine Durchgangsstufe des lernenden Hobbykochs war, wird zum feist vorgetragenen Programm, im Kern aggressiv gegen alles wirklich Gute (...) Da wachsen kulinarische Spießbürger heran, mit einer Spießigkeit, die man längst überwunden wähnte. (Die) TV-Köche (...) sind neben der Spur gelandet und haben den Kern des Kulinarischen aus den Augen verloren. In ‚The Taste‘ gab es stundenlang fast nichts, das man mitteilen müsste, noch nicht einmal Amüsantes.“

+++ Sowohl FAZ als auch SZ beschäftigen sich heute mit dem bereits im gestrigen Altpapier erwähnten offenen Brief der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft, der die Praktiken des Boulevardblatts Österreich anprangert: „Im Netz kann man bereits Aufrufe an Politiker und Wirtschaftstreibende lesen, es den Fußballern gleichzutun und die Methoden der Zeitung offenzulegen. ‚Warum zeigen unsere Nationalspieler jenen Mut, den unsere Politiker vermissen lassen?', fragt etwa Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter (...) So viel Zuspruch wie in den vergangenen Tagen hat das Nationalteam seit vielen Jahren nicht mehr bekommen“, schreibt etwa Wolfgang Luef in der SZ.

+++ Fernsehen in den nächsten Tagen: Der Tagesspiegel widmet sich in zwei Artikeln der am Samstag startenden ARD-Themenwoche „Glück“. Der erste ist ein Gesamtüberblick, der zweite würdigt die am Montag zu sehende Reportage „Sowas wie Glück – Eine Reise mit Anke Engelke“, die besagte Entertainerin sie unter anderem in eine Kinderkrebsstation führte. Es ist eine Sendung, in der die Protagonistin mal nicht entertaint: „Ein Jahr lang ist Engelke unterwegs gewesen: Sie hat glücklichen Menschen nach ihrem Geheimnis gefragt und mit Unglücklichen herausfinden wollen, was glücklich machen könnte.“

+++ Fernsehen 2014: Was der im Januar ins frei empfangbare Fernsehen wechselnde Disney Channel im kommenden Jahr vorhat, steht bei digitalfernsehen.de. Und über die bevorstehenden Programmevents und Programmschemaveränderungen bei arte habe ich für die Funkkorrespondenz geschrieben (siehe auch Tagesspiegel).

+++ Staatstragend formulieren wir ja bekanntlich eher selten, aber dass die Einstellung von Peer Schaders Fernsehblog bei ulmen.tv (siehe dwdl.de) unter qualitätsmedienjournalistischen Aspekten ein großer Verlust ist - das muss man dann doch mal sagen.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.

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