Armutsrisiko bleibt trotz steigender Löhne hoch

Eine Frau sucht in einem Mülleimer nach Leergut
Sebastian Kahnert/dpa
Manch einem bleibt der Blick in den Mülleimer nicht mehr erspart.
Neuer Sozialbericht ist raus
Armutsrisiko bleibt trotz steigender Löhne hoch
Steigende Einkommen führen in Deutschland nicht bei allen Menschen zu Wohlstand. Der "Sozialbericht 2024" macht auf Unzufriedenheit mit der Demokratie aufmerksam. Auch einen Ratschlag beinhaltet er.

Trotz steigender Reallöhne bleibt das Armutsrisiko in Deutschland hoch. Das geht aus dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten "Sozialbericht 2024" hervor. Demnach lebten 2022 etwa 15 Prozente der Haushalte unterhalb der Armutsrisikoschwelle. Für einen Ein-Personen-Haushalt lag sie bei rund 1.200 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat und für einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Kind bei 2.160 Euro. In Ostdeutschland lag das Armutsrisiko mit 19,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Der Sozialreport wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Zusammenarbeit mit dem Sozio-oekonomischen Panel. Er basiert auf aktuell verfügbaren statistischen Daten.

Den Angaben nach wuchsen die Vermögen in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich. Sie seien weiterhin sehr ungleich verteilt, insbesondere zwischen Ost- und Westdeutschland, hieß es bei der Vorstellung des Berichts. Demnach besaßen ostdeutsche Haushalte 2021 im Durchschnitt ein Nettovermögen von 150.900 Euro im Vergleich zu 359.800 Euro im Westen. In den vergangenen zehn Jahren habe sich diese Lücke kaum geschlossen.

Die reichsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland verfügten demnach 2021 über 56 Prozent des Gesamtvermögens. Deutschland zähle damit im europäischen Vergleich bei Ungleichheit zu den Spitzenreitern.
Zuwanderung könne die Folgen von Überalterung der Gesellschaft und Arbeitskräftemangel abmildern, hieß es weiter. Menschen mit Einwanderungsgeschichte stellen mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen. Laut Bericht hatten im vergangenen Jahr aber 44,1 Prozent der Eingewanderten und 27,1 Prozent der Nachkommen Eingewanderter keinen Berufsabschluss. Bei Menschen ohne Migrationsgeschichte lag dieser Prozentsatz bei 11,8.

Vor diesem Hintergrund forderte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, bei der Vorstellung des Berichts dazu auf, die Themen Asyl und Flucht nicht mit dem Thema innere Sicherheit zu vermischen. Deutschland werde wegen des Fachkräftemangels auf Zuwanderung angewiesen sein.

Immer mehr Menschen in Deutschland sind laut Bericht mit dem Funktionieren der Demokratie unzufrieden. Dabei halte sich die Zustimmung zur Demokratie als Staatsform auf einem hohen Niveau, hieß es. In Ostdeutschland sei die Unzufriedenheit besonders hoch. Dort sei weniger als die Hälfte der Bevölkerung mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden.