Die Wiedereröffnung der Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek ist nach Ansicht des EKD-Kirchenamtspräsidenten Hermann Barth ein Freudentag für die evangelische Kirche. Die Bibliothek, in der eine leistungsfähige Forschungsstätte und ein stilvoller Versammlungsort unter einem Dach vereint seien, sei ein Juwel, sagte Barth am Freitag in einer Feierstunde. "Wir sind alle von Herzen froh, dass das Juwel wieder funkelt", erklärte der Kirchenamtspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Spezialbibliothek des reformierten Protestantismus, die aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten über ein Jahr lang geschlossen war, hatte ihren wissenschaftlichen Betrieb unter neuer Leitung bereits am 1. Februar wieder aufgenommen.
Viel Geld verloren
Barth sagte, dass hinter der Wiedereröffnung "eine dramatische und schmerzvolle Geschichte" stehe. Die Bibliothek musste schließen, weil unter der Leitung ihres ehemaligen Direktors Walter Schulz das Stiftungsvermögen von rund 8,4 Millionen Euro auf 1,6 Millionen Euro abgeschmolzen war. Gegen seine fristlose Kündigung durch die Stiftungsaufsicht im September 2008 hatte Schulz Beschwerde beim obersten kirchlichen Verwaltungsgericht der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in Hannover eingelegt. Das Gericht wies die Beschwerde am Donnerstag als unbegründet zurück.
Die Bibliothek gilt als weltweit bedeutendste Sammlung des reformierten Protestantismus. Die EKD und ihre Gliedkirchen hatten im Januar das Stiftungsvermögen durch eine Finanzhilfe von rund sieben Millionen Euro wieder auf den alten Stand von etwa 8,4 Millionen gebracht. Dies sei ein Kraftakt gewesen, sagte Barth: "Jeder Gliedkirche und auch der EKD fiele es leicht, ein paar Vorhaben zu benennen, in die das Geld hätte fließen können - wenn es für die Bibliotheksstiftung nicht dringender gebraucht worden wäre." Als Anschubfinanzierung hatte die EKD zusätzlich 200.000 Euro bereitgestellt. Das Stiftungskapital wird nun von der EKD verwaltet.
Wertvoller historischer Buchbestand
Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, dankte allen, die zur Rettung beigetragen haben und hob besonders die Solidarität der EKD-Mitgliedskirchen hervor: "Wir sind in den vergangenen 18 Monaten einen schwierigen Weg gegangen." Es sei deshalb umso erfreulicher, dass durch das Engagement vieler die Rettung gelungen sei. Die einstige Mutterkirche, auf deren Ruinen die Bibliothek erbaut wurde, habe einen entscheidenden Anteil an der Ausbreitung der Reformation gehabt. Die 1559 in Emden gegründete Bibliothek enthalte einen wertvollen historischen Buchbestand, vor allem zur nordwestdeutschen und niederländischen Reformationsgeschichte. Schmidt ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung.
Gegen Schulz laufen weiterhin mehrere Gerichtsverfahren. Das Auricher Landgericht verurteilte ihn im vergangenen Oktober wegen Untreue in acht Fällen zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro. Verteidigung und Staatsanwaltschaft haben dagegen Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt. Außerdem hat das Kuratorium der Bibliothek Klage eingereicht, um verloren gegangenes Stiftungskapital auf juristischem Wege zurückzufordern. Auch ein arbeitsrechtliches Verfahren ist noch anhängig. Im Januar hatte das Landgericht Aurich Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Entlassung geäußert. Das Verfahren wird am 11. Mai fortgesetzt.
Namensgeber der Bibliothek ist der polnischer Adelige und Katholik Johannes-a-Lasco (1499-1560), der zum Protestantismus übertrat. Er war Pfarrer an der Großen Kirche in Emden und erster Superintendent der ostfriesischen Kirchengemeinde