In einer Erklärung des Ministeriums hieß es, Özkan berufe sich als gläubige Muslimin "ausdrücklich auf den einen und einzigen Gott", der dem Judentum, dem Christentum und dem Islam gemeinsam sei. Sie habe sich bewusst für die CDU als politische Heimat entschieden, deren Werten sie sich verpflichtet fühle. Gemeinsam mit der aus Hamburg stammenden Politikerin, die türkische Wurzeln hat, wurden drei weitere Minister vereidigt. Auch sie sprachen die religiöse Formel "So wahr mir Gott helfe".
Özkan ist Nachfolgerin von Mechthild Ross-Luttmann (CDU). Neben dem Sozialwesen ist sie auch für Frauen, Familie, Gesundheit und Integration verantwortlich. Die Fraktionen von CDU und FDP hatten ihrer Ernennung zuvor einstimmig zugestimmt. Özkan hatte am vergangenen Wochenende mit der Forderung nach einem Kruzifix-Verbot an staatlichen Schulen für Streit in der eigenen Partei gesorgt. Am Montag nahm sie ihre Äußerungen zurück und entschuldigte sich vor der Fraktion. Zur Amtseinführung waren zahlreiche Vertreter türkischer Zeitungen, Nachrichtenagenturen und Fernsehsender erschienen.
Wulff: Vorbild für junge Zuwanderer
Die Zuständigkeit für die Integration übernimmt die neue Ressortchefin von Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Gemeinsam mit Özkan wurden die CDU-Politiker Johanna Wanka als neue Wissenschaftsministerin, Astrid Grotelüschen als neue Landwirtschaftsministerin und Bernd Althusmann als neuer Kultusminister vereidigt. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte am Rande der Amtseinführung vor Journalisten: "Ich wünsche mir, dass sie ein Vorbild wird für junge Menschen mit Migrationshintergrund." Özkans Beispiel zeige, dass junge Zuwanderer in Deutschland alles werden könnten, wenn sie fleißig seien, sogar Ministerin. "Das ist ein positives Signal, über das sich alle Niedersachsen freuen."
Özkan könne sich über alle Themen äußern und ihre Ideen einbringen, unterstrich Wulff weiter. "Dafür haben wir sie geholt." Die Missverständnisse über ihre Äußerungen zu Kreuzen an Schulen seien allesamt ausgeräumt, betonte der Ministerpräsident. Er hob hervor, dass die Landesregierung gute Kontakte zu den Kirchen und den islamischen Gemeinden pflege: "Wir halten Religion für wichtig und freuen uns über Beiträge der Religionen für Toleranz und ein gutes Miteinander."
In Hamburg geboren
Aygül Özkan war bisher Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und stellvertretende Landesvorsitzende der CDU in der Hansestadt. Sie wurde 1971 in Hamburg als Tochter türkischer Eltern geboren, die in den 1960er Jahren nach Deutschland eingewandert waren. 1990 legte sie in der Hansestadt das Abitur ab und studierte dort Jura mit dem Schwerpunkt Europa- und Wirtschaftsrecht. Von 1995 bis 1997 war sie Rechtsreferendarin in Niedersachsen.
Von 1999 bis 2003 arbeitete sie als Managerin bei der Deutschen Telekom AG. 2004 wechselte sie zur Tochtergesellschaft T-Mobile und 2006 zum Konzern TNT Post, bei dem sie seit 2009 als Bereichsleiterin Vertrieb in der Region Nord tätig war.2004 trat sie in die CDU ein und übernahm Aufgaben im Bereich Wirtschaft und Arbeit. In der Hamburger Bürgerschaft war sie wirtschaftspolitische Sprecherin und Fachsprecherin für Industriepolitik der CDU-Fraktion. Die neue Sozialministerin, die sich selbst nicht als strenggläubige Muslimin bezeichnet, ist seit 1993 verheiratet und Mutter eines siebenjährigen Sohnes. Als Hobbies nennt sie Tennis und Kochen für Freunde.