Mit dem Ausbau der Fenster im Chor der Erfurter Augustinerkirche haben die beiden Restauratorinnen Kathrin Rahfoth und Nicole Sterzing in diesen Tagen begonnen. Nach und nach werden bis Ende Mai die rund 150 Scheiben der vier bis zu 14 Metern hohen Fenster ausgebaut und in speziellen Paletten gelagert. In den nächsten vier Jahren werden die rund 700 Jahre alten Scheiben untersucht, restauriert und konserviert. Die Kosten für die Fenster-Kur gehen in die Hunderttausende.
Zu Beginn des Projektes Ende 2008 hatten Fachingenieure mit Hilfe von Sensoren über ein Jahr lang das Klima in der Kirche und an den Fenstern gemessen. Damit konnten Temperatur, Feuchtigkeit und Luftströmungen festgestellt werden, die auf die mittelalterlichen Scheiben einwirken. Die Experten haben dabei festgestellt, dass sich eine Schutzverglasung aus dem Jahr 1983 ungünstig auf die alten Glasmalereien ausgewirkt hat.
Das Projekt in der Erfurter Augustinerkirche ist außergewöhnlich – sowohl im Bezug auf das Alter der Fenster aber auch was deren vorhandene Substanz anbelangt. Bei einigen Feldern ist mit hoher Wahrscheinlichkeit noch das ursprüngliche Bleinetz, was die einzelnen Scheiben verbindet, vorhanden.
Die vier großen mittelalterlichen Fenster gehören zum Schönsten und Wertvollsten, was die Evangelische Augustinerkirche in Erfurt zu bieten hat. Sie entstanden in den Jahren zwischen 1300 und 1334. Damit hat dürfte auch der damalige Augustinermönch Martin Luther diese Fenster gekannt haben. Zumindest ein Motiv für die spätere Lutherrose ist in den Fenstern zu finden.
Das Augustinusfenster enthält Darstellungen aus dem Leben des Kirchenvaters Augustinus von Hippo. Es wurde vom Naumburger Bischof Heinrich gestiftet und entstand wahrscheinlich in einer Naumburger Werkstatt. Viele mittelalterliche Symbole zeigt das Löwen- und Papageienfenster. Bilder aus dem Leben und Sterben Jesu enthält das Christusfenster. Aus Kreisen, Dreiecken und Vierecken besteht das Ornamentfenster. Sie symbolisieren die Vollkommenheit und Unendlichkeit Gottes, die Dreinigkeit und stehen bei den Vierecken für die vier Jahreszeiten, die Himmelsrichtungen oder die vier Apostel.
Die Fianzierung der Fenster-Sanierung ist noch nicht gesichert. Weil die Schäden an den wertvollen Fenstern größer sind als zunächst erwartet, reichen auch die bisher zugesagten Mittel von Bund und Land nicht aus. Rund 150.000 Euro müssen aus Spenden gedeckt werden. Bislang sind knapp 50.000 Euro eingegangen.
Rund 10.000 Euro sind bisher durch Einzelspenden zusammengekommen. Die Sparkasse Mittelthüringen unterstützt das Projekt mit 20.000 Euro und ebenfalls 20.000 Euro hat die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung zugesagt. Für den Kurator des Augustinerklosters in Erfurt, Lothar Schmelz, sind die Spenden unschätzbar wichtige Hilfen, ohne die eine Sanierung nicht zu schultern sei.
Eigens für Spender wurde die Internet-Seite www.Luthers-Erbe-bewahren.de eingerichtet. Dort sind die vier großen Glasfenster zu sehen. Für die Scheiben aller Fenster werden Spender gesucht. Wer bereit ist, 450 Euro zu spenden, erhält nach der Sanierung ein Duplikat der Scheibe, für die er oder sie die Patenschaft übernommen hat. Aber auch kleinere Beträge sind willkommen und wichtig.