Lufthansa startet am Abend von Frankfurt und München

Lufthansa startet am Abend von Frankfurt und München
Nach tagelangem Stillstand durch die Vulkanasche-Wolke beginnt die Deutsche Lufthansa wieder mit ersten Starts von Frankfurt und München. Ab 18 Uhr am Montag würden erste Interkontinentalmaschinen mit Passagieren abheben, unter anderem in die USA, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels.

Vereinzelt seien auch Kurzstrecken geplant. Die Maschinen würden jeweils nach Sichtflugregeln gesteuert. Außerdem holt die Lufhansa 15.000 gestrandete Passagiere nach Deutschland zurück. 50 Langstrecken-Jets würden in den nächsten Stunden in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien starten. Sie sollen dann am Dienstagmorgen in Frankfurt, München und Düsseldorf landen, sagte Lufthansa-Sprecher Bartels weiter. Die Langstrecken-Jets würden in den gesperrten europäischen Lufträumen nach Sichtflugregeln fliegen. Dies sei von den Behörden genehmigt worden. Es sei damit zu rechnen, dass die 50 Jets alle gefüllt sein werden. Die Flugzeuge befänden sich jetzt bereits im Ausland.

Dennoch werden bis mindestens Dienstag um 2.00 Uhr die Flughäfen geschlossen bleiben, entschied die Deutsche Flugsicherung (DFS) angesichts der Vulkanasche aus Island am Morgen. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wies die Kritik der Fluggesellschaften am Flugverbot erneut zurück. "Für mich steht Sicherheit an erster Stelle. Es wäre beinahe zynisch und mit mir politisch nicht machbar, Umsatzeinbrüche gegenzurechnen mit irgendeinem nicht vertretbaren Risiko für Leib und Leben von Passagieren", sagte er im Deutschlandfunk.

Nach Ansicht der Fluggesellschaften sind die Einschränkungen unnötig umfassend. Alle eigenen Testflüge bisher seien problemlos verlaufen, argumentieren sie. Die Internationale Luftfahrtvereinigung IATA kritisierte einen unprofessionellen Umgang der EU-Staaten mit der Aschewolke. Es gebe "keine Risikoeinschätzung, keine Konsultation, keine Koordinierung und keine Führung", sagte IATA- Präsident Giovanni Bisignani in Paris.

Verluste von 148 Millionen Euro pro Tag

Es habe fünf Tage gedauert, bis die EU eine Videokonferenz zustande gebracht habe. Die Fluggesellschaften verlieren laut IATA jeden Tag mindestens 200 Millionen Dollar (148 Millionen Euro) wegen der Flugverbote. Hinzu kämen Ausgaben etwa für die Entschädigung von Passagieren und für den Treibstoff zur Verlegung leerer Flugzeuge.

Mit Spannung wurde am Montag der erste deutsche wissenschaftliche Testflug erwartet: Am Nachmittag sollte das Spezialflugzeug in Oberpfaffenhofen bei München Richtung Aschewolke starten. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erhofft sich von dem Messflug genauere Daten. "Wir hoffen, dass wir dann eine bessere Basis haben, auf der wir Entscheidungen treffen können", sagte DFS-Sprecher Axel Raab im "Morgenmagazin" des ZDF. Die Daten würden vom Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London ausgewertet. Die Sperrung bis Dienstag 2 Uhr stehe unter dem Vorbehalt, dass Messergebnisse nach einem geplanten Forschungsflug neue Erkenntnisse liefern.
 

Einzelne Flughäfen freigegeben

Europaweit ging die Zahl der Flugverbote in der Nacht zum Montag zeitweise zurück. Nach Angaben der europäischen Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel war der Luftraum am Morgen vor allem im Süden am Mittelmeer und in großen Teilen Skandinaviens wieder frei. Vereinzelt - etwa in Norditalien und Polen - wurde der Luftraum jedoch schon nach wenigen Stunden wieder geschlossen. Am Sonntag hatte sich die Sperrung zeitweise von Mallorca bis Nordnorwegen und von Irland bis zur Türkei erstreckt.

Reiseveranstalter konzentrierten sich darauf, möglichst viele Kunden heimzuholen. Briten werden demnächst möglicherweise sogar von der Marine ihres Landes nach Hause gebracht. Es werde geprüft, welche Kapazitäten die Royal Navy habe und welche Häfen benutzt werden könnten, sagte der britische Sicherheits-Staatssekretär Alan West. Der Reiseverband Abta ging davon aus, dass derzeit 150.000 Briten im Ausland festsitzen. Ähnlich hoch dürfte die Zahl deutscher "Gestrandeter" sein.

Bahn setzt mehr Züge ein

Angesichts des Ansturms auf Züge ausweichender Reisender bat die Deutsche Bahn, zu Wochenbeginn nur unbedingt notwendige Fahrten anzutreten. Die Züge seien bereits von Berufspendlern ausgelastet, sagte ein Sprecher. Die Asche über Europa stellt die Bahn vor eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre: Am Montag wurden den fünften Tag in Folge mehr Züge als normal eingesetzt.

Seit Donnerstag sehen sich Fluggäste mit massiven Behinderungen konfrontiert. Zehntausende Flüge sind ausgefallen, hunderttausende Menschen hängen auf Urlaubsinseln oder Flughäfen ferner Länder fest. Am Abend wollten die EU-Verkehrsminister per Videokonferenz über die Lage beraten. Wo immer das möglich ist, sollten Luftraumsperrungen wieder aufgehoben werden, sagte der niederländische Verkehrsminister Camiel Eurlings zuvor im Fernsehen. Dafür werde er sich einsetzen.

dpa