China: Hilfe für Erdbebenopfer eingetroffen - 617 Tote

China: Hilfe für Erdbebenopfer eingetroffen - 617 Tote
Nach dem verheerenden Erdbeben mit rund 617 Toten im tibetischen Hochland in Nordwestchina sind die Bergungsarbeiten angelaufen. Erste Hilfslieferungen seien eingetroffen.

Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im tibetischen Hochland im Westen Chinas ist die Zahl der Toten bis Donnerstag auf 617 gestiegen. Mehr als 300 Menschen werden noch unter den Trümmern vermutet, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Über 9.100 Menschen seien verletzt. Kaltes Wetter, starke Winde, häufige Nachbeben und Höhenkrankheit der Helfer erschwerten die Bergungsarbeiten.

Erste Hilfslieferungen mit Nahrung, Trinkwasser und medizinischer Ausrüstung seien in dem entlegenen Erdbebengebiet im tibetischen Hochland eingetroffen, berichtete ein Sprecher der Provinzregierung von Qinghai telefonisch der Nachrichtenagentur dpa in Peking. Die beschädigte Straße zum Flughafen sei repariert worden.

Auch medizinisches Personal sei inzwischen in die betroffene Präfektur Yushu gebracht worden. Doch sei die Versorgung mit Medikamenten und medizinischem Materialien weiter problematisch.

Die Lage der Obdachlosen war angesichts der nachts auf den Gefrierpunkt fallenden Temperaturen schwierig. Viele mussten unter freiem Himmel schlafen. "Mit Fahrzeugen wurde Trinkwasser und Nahrung nach Yushu gebracht, aber es ist bei weitem nicht genug", sagte der Provinzsprecher.

Die Erdstöße der Stärke 7,1 hatten die Stadt Jiegu, den Verwaltungssitz der Präfektur Yushu, im Süden der Provinz Qinghai zu 80 Prozent zerstört. Rund 15.000 Häuser seien eingestürzt, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Bergungstrupps suchten in den Trümmern verzweifelt nach Verschütteten. Es fehlte dringend an medizinischer Hilfe, Medikamenten, Nahrung und Trinkwasser.

Zahlreiche Schüler ums Leben gekommen

Rund 100.000 Menschen seien von dem Erdbeben betroffen. Einige tausend Rettungskräfte und medizinisches Personal aus den Nachbarprovinzen wurden mobilisiert. Die Hilfe für das weit abgelegene Erdbebengebiet lief aber nur langsam an. Erdrutsche hatten die Straße zum Flughafen blockiert. Inzwischen konnte aber eine behelfsmäßige Umgehung gebaut werden. Vizeministerpräsident Hui Liangyu traf am Mittwochabend im Erdbebengebiet ein, um die Rettungsarbeiten zu koordinieren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Das Militär organisierte Transportflugzeuge, um Hilfsgüter nach Yushu zu bringen. Tausende Zelte sowie zehntausende wattierte Decken und Mäntel wurden für die Erdbebenopfer bereitgestellt. Mindestens 56 Schüler sind in eingestürzten Schulen ums Leben gekommen, berichteten chinesische Staatsmedien. Rund 50 in den Trümmern vermisste Schüler einer Grundschule und einer Berufsschule hätten nur geringe Chancen zu überleben. Die geretteten Schüler brauchten Hilfe. "Alle Schüler halten sich auf dem Spielplatz auf und haben kein Trinkwasser und keine Nahrung", sagte der Funktionär Xiao Yuping von der Bildungsbehörde der Nachrichtenagentur Xinhua.

Amputieren statt heilen

In der zerstörten Stadt seien mehr als 40 Zelte aufgebaut worden, während die meisten Obdachlosen aber in der kalten Nacht auf sich alleingestellt waren. "Ich habe Hunger und Durst. Wir warten seit heute früh auf Hilfe", sagte die Tibeterin Zhaxi Toinzhub, deren drei Kinder noch unter den Trümmern begraben waren, laut Xinhua am Abend. Mit den Händen oder Eisenstangen gruben die Menschen nach Verschütteten. Es fehlte an schwerem Räumgerät. Viele Menschen flüchteten mit Autos oder Traktoren aus dem Erdbebengebiet. "Es gibt nichts zu essen", klagte ein Polizist.

Die vielen Verletzten konnten nicht oder nur notdürftig behandelt werden. In einem Zelt auf dem Spielplatz der Sportkommission lag der 55-jährige Tsering Dorje in den Armen seiner Frau im Koma, nachdem ihm der Arm in einer einstündigen Operation amputiert werden musste. "Mein Mann lag begraben unter den Trümmern", sagte seine Frau laut Xinhua. Die Familie befürchtete, dass er nicht überleben würde. "Wir konnten ihn nicht in ein Krankenhaus bringen. Die meisten Kliniken sind eingestürzt oder zu gefährlich", sagte der Arzt Karma Sherab.

"Das einzige, was wir tun können, ist, Wunden mit einfachen Mitteln zu reinigen oder schlicht zu amputieren statt zu heilen." Einer Mutter, die mit ihrer im Gesicht blutenden, 20-jährigen Tochter Hilfe suchte, zeigte der Doktor seine leere Arzttasche. "Uns fehlt alles. Wir haben keinen Alkohol, keine Nadeln, keine Betäubungsmittel", sagte Karma Sherab in dem Xinhua-Bericht.

dpa