"Wir haben viele Fortschritte gemacht im Integrationsprozess", sagte die Regierungschefin in ihrer am Samstag verbreiteten wöchentlichen Videobotschaft. Integration bedeute nicht "Assimilation oder die Aufgabe der eigenen Heimat". Die Zugewanderten sollen nach Ansicht Merkels teilhaben "an dem gesellschaftlichen Erfolg", im Arbeitsleben und im Familienleben. "Das bedeutet natürlich, dass die deutsche Sprache erlernt wird und die deutschen Gesetze eingehalten werden", sagte die CDU-Vorsitzende.
Merkel hält sich am Montag und Dienstag in der Türkei auf. Themen der politischen Gespräche sind unter anderem die Zukunft des Friedensprozesses im Nahen Osten sowie die Beziehungen zum Iran. Auch die gesellschaftliche Integration der rund 2,7 Millionen in Deutschland lebenden Türken dürfte bei dem Besuch eine Rolle spielen. Die Kanzlerin trifft neben anderen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammen. Dessen Vorschlag, in Deutschland türkische Gymnasien einzurichten, hatte Merkel zurückgewiesen.
Gabriel: Türkisch als zweite oder dritte Fremdsprache
Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel wies die Anregung Erdogans zurück. Im Deutschlandfunk sagte er am Samstag, er könne sich "im Ernst nicht vorstellen, dass wir türkische Gymnasien möglichst noch mit Regierungsauftrag aus der Türkei bei uns aufbauen". Aber er habe überhaupt nichts dagegen, "dass Türkisch als zweite oder dritte Fremdsprache mehr in Deutschland unterrichtet wird, als das zurzeit der Fall ist", so Gabriel. Weil Deutschland immer engere Wirtschaftsbeziehungen zur Türkei habe, würden die Sprachkenntnisse wichtiger. "Da haben die jungen Leute, die türkische Eltern haben, richtig was zu bieten", unterstrich der SPD-Chef.