Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Nikolaus Schneider, will noch in diesem Jahr die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan besuchen. Er wolle dort "ein Gefühl für die Situation der Bundeswehr" entwickeln, sagte er dem Bremer "Weser-Kurier" (Mittwoch). Die entscheidende Frage aus Sicht der Kirche sei, welche Rolle die Soldaten in einer Lehre von einem gerechten Frieden spielen könnten. Auch Schneiders kürzlich zurückgetretene Vorgängerin Margot Käßmann hatte nach ihrer umstrittenen Kritik am Afghanistan-Einsatz einen Besuch bei den Truppen am Hindukusch angekündigt.
Robbe: Unhaltbare Zustände im Sanitätsdienst
Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe, forderte mehr gesellschaftlichen Rückhalt für deutsche Soldaten in Auslandseinsätzen. "Sie leiden ganz einfach darunter, dass sie zu wenig moralische Unterstützung durch ihre Mitbürger bekommen", sagte der SPD-Politiker der Zeitung "Die Welt" (Mittwoch). In Deutschland gebe es viel zu wenig Empathie für die Soldaten, die ja nicht freiwillig in die Auslandseinsätze gingen. "Wer seine Gesundheit und sein Leben für sein Land einsetzt, der darf Zuwendung und Solidarität erwarten, wie das in vielen anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist."
Der im Mai nach fünf Jahren ausscheidende Wehrbeauftragte hatte am Dienstag seinen letzten Jahresbericht vorgelegt. Darin prangerte er in ungewöhnlich scharfer Form Mängel bei der Bundeswehr an: etwa unhaltbare Zustände im Sanitätsdienst, fehlende gepanzerte Fahrzeuge und einen Mangel an Ausbildern. Stellenweise sei "unglaubliches Improvisationstalent" nötig, um die Defizite zu kompensieren.