Kichern und Prusten für das Wohlbefinden

Kichern und Prusten für das Wohlbefinden
Ein tiefes, erdiges Lachen schallt durch das Kirchenschiff von St. Jakobi in Hildesheim. Elf Frauen amüsieren sich köstlich - unter Anleitung. "Lachen ist nicht nur gesund, sondern auch eine Form von Meditation", sagt Rita Schlote-Kahlstorf.
11.02.2010
Von Jan Fragel

Geschätzte 1.200 Menschen hat die Kursleiterin schon zum Kichern, Giggeln und Prusten gebracht. Hundert Mal hat sie in acht Jahren zu Lachseminaren in die Innenstadtkirche eingeladen. Die 61-Jährige ist überzeugt: Wer jeden Tag lacht, dem geht es gut - nicht nur in der Karnevalszeit.

Die Seminarteilnehmerinnen gehen im Kreis, schütteln die Hände. Sie nicken einander zu und brüllen vor Lachen - und das ohne Witz und Pointe. "Aber es funktioniert und wirkt", sagt Silvia Baake: "Ich fühle mich nach einer Stunde entspannter und konzentrierter." Die Arbeit gehe ihr dann leichter von der Hand, hat die 40-jährige Übersetzerin und Referentin erfahren. Seit gut drei Jahren ist sie beim "Lachen zur Marktzeit" dabei. "Durch die Kombination von Lach- und Entspannungsübungen kann ich auf angenehme Art loslassen und neue Kraft finden."

Die Selbstheilungskraft durch Lachen aktivieren

Dass Lachen gesund ist, ist wissenschaftlich erforscht - Gelotologie nennt sich die Disziplin. Wissenschaftler der Loma-Linda-Universität in Kalifornien (USA) sprechen von "gutem Stress". Dabei würden Endorphine und Neurotransmitter ausgeschüttet und die negativen Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol reduziert. Das wirke sich positiv auf den ganzen Körper aus: Lachen stärkt demnach das Herz, lindert Schmerzen, stärkt die Abwehrkräfte und wirkt wie ein Antidepressivum.

Ob Prunksitzung, Stefan Raab oder Loriot: Es spielt keine Rolle, worüber gelacht wird, haben die Forscher bereits 1995 herausgefunden. Selbst vorgetäuschtes Lachen veranlasst den Körper dazu, genauso zu reagieren wie echtes.

Vom Lachen unter Anleitung und in Gemeinschaft lassen sich immer mehr Menschen anstecken. Insgesamt 115 "Lachclubs" präsentieren sich zurzeit auf der Internetseite "lachclub.de". Sie sehen sich als Teil einer Bewegung in Deutschland, die ihren Ursprung in Indien hat. In Mumbai gründete Madan Kataria 1995 den ersten Lachclub. Der indische Arzt entwickelte ein Konzept, das es ermöglichen soll, die Selbstheilungskraft im Menschen durch das Lachen zu aktivieren. Heute gibt es nach seinen Angaben weltweit mehr als 6.000 Lachclubs.

"Lachen ist Sprechen mit Gott"

In der St. Jakobikirche herrscht plötzlich Stille. "Und atmen", sagt Schlote-Kahlstorf beruhigend. Alle holen tief durch die Nase Luft und lassen sie langsam durch den Mund wieder heraus. Die Entspannungsübungen zwischendurch gehören zum Seminar dazu. "Mir ist wichtig, dass der Kopf frei wird", sagt Schlote-Kahlstorf. Dann entfalte das Lachen seine Wirkung. Die historischen Kirchenmauern passen für sie gut zum Lachkurs: "Die Inder sagen: Lachen ist Sprechen mit Gott."

Die Pädagogin hat vor gut zehn Jahren einen privaten Lachclub besucht und dabei das Lachen für sich entdeckt. Sie sieht darin eine Möglichkeit zur Entspannung, "so wie beim Joggen". Allerdings gebe es einen klaren Vorteil: "Wir brauchen keine Sportkleidung." Wer meint, das Lachen verlernt zu haben, kann auch alleine üben, ist Schlote-Kahlstorf überzeugt: "Schauen sie zu Haus in den Spiegel und fangen sie mal an, leise zu lachen. Allein damit kann man schon ein paar Glückshormone locken."

epd