Bürgerinitiative für Schutz des Sonntags gestartet

Bürgerinitiative für Schutz des Sonntags gestartet
Den europaweiten Schutz des Sonntags hat sich eine Bürgerinitiative zum Ziel gesetzt, die der Europaabgeordnete Martin Kastler offiziell ins Leben gerufen hat.
10.02.2010
Von Jürgen Henkel, Straßburg

Diese Initiative strebt einen Volksentscheid auf europäischer Ebene an, wie er jetzt durch den Vertrag von Lissabon möglich ist. Der CSU-Abgeordnete aus Schwabach hat damit die erste derartige Bürgerinitiative auf EU-Ebene überhaupt gegründet. Kastler stellte das Kampagnenportal "Sonntags gehören Mami und Papi uns" am Mittwoch im Beisein mehrerer Erstunterzeichner im Europäischen Parlament in Straßburg vor.

"Diese Aktion wird die direkte Demokratie in der EU stärken. Mit dieser Initiative zeigen wir, dass die EU-Bürger nicht nur im Rahmen der Europawahlen zur Beteiligung aufgerufen sind", sagte Kastler. Er forderte die EU-Kommission gleichzeitig auf, die Verordnung zur Bürgerinitiative schnell voranzubringen.

Kastler begrüßt die neue Möglichkeit eines EU-weiten Bürgerbegehrens grundsätzlich: "Der Lissabon-Vertrag gibt uns durch die Einführung der Europäischen Bürgerinitiative erstmals die Möglichkeit, als europäische Bürger für ein Anliegen einzutreten. Diese Chance werden wir für den freien Sonntag nutzen."

Teil der europäischen Kultur

Unterstützer können sich ab sofort unter www.freiersonntag.eu registrieren. Für den 35-jährigen Europaabgeordneten aus Mittelfranken gehört der Sonntag als europäisches Kulturgut zur Identität Europas: "Der arbeitsfreie Sonntag ist ein Teil unserer europäischen Kultur. Er gibt uns Zeit für Familie und Religion, Ruhe und Begegnungen. Wie viel ärmer wäre ein Leben, das nur noch aus Werktagen bestünde!"

Der zweifache Familienvater verweist auf die Bedeutung des freien Sonntags für Familien und Kinder: "Am Sonntag sind Eltern für Kinder und Kinder für Eltern da." Entsprechend lautet der Kampagnenslogan in Anlehnung an ein früheres Gewerkschaftsmotto "Sonntags gehören Mami und Papi uns". Beim Start der Kampagne gehörten unter anderem Pfarrer Dr. Jürgen Henkel von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Selb), Sandra Steinert von der Ackermann-Gemeinde (München/Prag) und Tobias Gotthardt von der Vereinigung "Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung" (KKV) aus München zu den Erstunterzeichnern. Kastler hofft auf Unterstützung der Initiative durch Kirchen, aber auch Gewerkschaften und Sozialverbände. Er will den Sonntag "als religiöses Gut, als Kulturgut und als soziale Errungenschaft" geschützt wissen.

Vor einem Jahr hatte der CSU-Abgeordnete aus Mittelfranken, der sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe im Europarlament ist, mit vier weiteren Europaabgeordneten aus unterschiedlichen Ländern und Fraktionen bereits eine schriftliche Erklärung zum Schutz des arbeitsfreien Sonntags in Europa ins Europaparlament eingebracht. Auch wenn die erforderliche Unterstützerquote von mehr als der Hälfte aller Abgeordneten verfehlt wurde, unterzeichneten die Erklärung damals doch 261 Abgeordnete.