Der kommentierte Aphorismus (XVIII)

Der kommentierte Aphorismus (XVIII)
In seiner Kolumne kommentiert Hasso Mansfeld Aphorismen. In dieser Folge hat er sich, passend zur beginnenden Spielwarenmesse, ein Wort von Schiller vorgenommen: Thema: Der Spieltrieb.
03.02.2010
Von Hasso Mansfeld

"Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." - Johann Christoph Friedrich von Schiller, deutscher Dichter und Philosoph, geboren am 10. November 1759 in Marbach am Neckar und gestorben am 9. Mai 1805 in Weimar


Spielen bedeutet, die eigenen Fähigkeiten und Talente zwanglos zu entdecken. Ein Kind – ein werdender Mensch – wird sich durch das Spiel der eigenen Persönlichkeit bewusst. Nur weil Kinder in der frühen Phase ihres Lebens noch einen spielerischen Umgang mit dem Lernen haben dürfen, können sie ihre Muttersprache einfach und ohne Vokabelnbüffeln, Nachsitzen oder Zusatzunterricht erlernen. Sobald das Lernen aber vom Spiel zum Zwang wird, verliert es seine Leichtigkeit.

Die Fähigkeit zum Spiel, zum Spielerischen, sollte man sich unbedingt auch im Erwachsenenalter erhalten. Denn das Spiel setzt Kreativität frei, und nur aus Kreativität kann Innovation entstehen. Und nur wer innovativ ist – das heißt, wer die Dinge anders macht – hat auch die Chance, die Dinge besser zu machen. Damit birgt das Spiel das Potenzial, verfestigte Strukturen zu durchbrechen und Problemlösungen hervorzubringen.

Das Spiel ist untrennbar mit der Freiheit verbunden: der Freiheit zu Entscheiden und der Freiheit im Handeln. Spielen kann nur, wer auch ein eigenes Denken, einen eigenen Willen entwickelt. Das Spiel ist die menschliche Leistung, die allein in der Lage ist, das gesamte Potenzial der menschlichen Fähigkeiten zu Tage treten zu lassen.

Dass das Spielen über das Kindesalter hinaus für den Menschen von zentraler Bedeutung ist, erkannte auch der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche. Für Ihn war das Spielen im gesamten Leben eines Menschen unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität: "Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!"


 

Über den Autor:

Hasso Mansfeld arbeitet als selbstständiger Kommunikations-Berater. Die Beschäftigung mit philosophischen Fragen ist fester Bestandteil seiner Beratungstätigkeit. Für seine Ideen und Kampagnen wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet.