Im ARD-Magazin "Monitor" vom 14. Mai 2009 habe ein Mitarbeiter einer Baumarktkette berichtet, dass das Wort "betriebsratsverseucht" von Abteilungsleitern verwendet werde, wenn ein Mitarbeiter von einer Filiale mit Betriebsrat in eine Filiale ohne Betriebsrat wechseln wolle, erläuterte Schlosser. Dort könnte ihm vorgehalten werden, dass sein bisheriges Vertrauen in eine Arbeitnehmervertretung die Einstellung gefährde. "Die Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen stört zwar viele Unternehmen, sie als 'Seuche' zu bezeichnen ist indes ein zumindest sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen", sagte Schlosser.
Auf dem zweiten Platz: "Flüchtlingsbekämpfung"
Auf Platz zwei rügte die Unwort-Jury den Begriff "Flüchtlingsbekämpfung". So habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einem "Bürgerforum" der Bertelsmann Stiftung die Abwehr von Flüchtlingen an Europas Grenzen benannt. In jedem Fall sei die Gleichsetzung einer Menschengruppe mit einem negativen und deshalb zu bekämpfenden Sachverhalt "ein dramatischer sprachlicher Fehlgriff", sagte Schlosser.
Auf dem dritten Platz landete die Formulierung "Intelligente Wirksysteme". Hinter dieser nur scheinbar harmlosen Bezeichnung versteckten sich ausschließlich technologisch hochentwickelte Munitionsarten, erklärte Schlosser. Sie würden von einem Tochterunternehmen zweier Rüstungskonzerne mit dem gleichfalls verschleiernden Firmennamen "Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme mbH" produziert.
"Unwörter" vergangener Jahre
Das Unwort des Jahres wurde zum 19. Mal von der Jury gekürt. Zugleich wurde in Düsseldorf das Börsen-Unwort 2009 verkündet. Es lautet "Bad Bank".
Das "Unwort des Jahres" wird seit 1991 von einer sprachkritischen Initiative gekürt. "Unwörter" waren zuletzt "notleidende Banken" (2008), "Herdprämie" (2007), "Freiwillige Ausreise" (2006), "Entlassungsproduktivität" (2005), "Humankapital" (2004), "Tätervolk" (2003), "Ich-AG" (2002) und "Gotteskrieger" (2001).