Im Dschungel von Borneo: Pilot im Namen Gottes

Im Dschungel von Borneo: Pilot im Namen Gottes
Der Pilot hat in weiser Voraussicht Kopfhörer an seine Passagiere verteilt. Wenn Steve Persenaire (31) zum Start ansetzt, wird es nämlich laut. Erst rauscht das Wasser über die Schwimmer der Cessna 185, Kennung "PK-MCB". Nach dem Abheben dröhnt das Getöse des Motors trotz Ohrenschützer in den Kopf. Kaum hat das Wasserflugzeug mit Spitznamen "Charlie Brown" den Fluss Kehayan unter sich gelassen, geht es über die Gipfel des Dschungels von Borneo. Der Amerikaner ist in seinem Element, das Fliegen ist seine zweite Leidenschaft. Die erste: dem Ruf Gottes folgen.
19.01.2010
Von Christiane Oelrich

Persenaire ist fliegender Missionar, einer, der nicht mit der Bibel in der Hand über entlegene Dörfer zieht. Er arbeitet für die "Mission Aviation Fellowship" MAF, einen weltweit tätigen humanitären Flugdienst, der Menschen in Not hilft. Für Persenaire als passionierten Piloten und Mechaniker ist diese Aufgabe eine perfekte Fusion von Leidenschaft und Berufung. "Ich war schon immer gut mit meinen Händen, ich habe schon früh an allem möglichen herum geschraubt", sagt er. "Gott hat mir diese Fähigkeit geschenkt, und ich setze sie ein, wo Er es für richtig hält."

Hauptziel: Einheimischen Kranken den mühsamen Landweg ersparen

Das ist seit Anfang 2008 Palangka Raya im Süden von Borneo, dem indonesischen Teil der Insel. Die Straßen sind schlecht, die Fortbewegung ist mühsam. Der Pilot aus dem US-Bundesstaat Tennessee fliegt Prediger, Missionare und humanitäre Helfer. Aber vor allem bietet MAF einen Liniendienst für Einheimische, die nicht den mühsamen Landweg nehmen können. Zum Beispiel Kranke, die sich tagelang durch unwegsames Gelände quälen müssten, um ärztliche Hilfe zu bekommen.

An diesem Tag hat Persenaire eine Frau mit Magengeschwür aus Pujong abgeholt. "Mit dem Auto hätte die Fahrt fast einen Tag gedauert, das hätte meine Mutter nicht ausgehalten", sagt ihre Tochter am "Flugsteig" am Kehayan-Fluss in Palangka Raya. Persenaire hat die Krankentrage mit einem Helfer gerade aus dem Flugzeug gehievt. Der Flug dauerte 35 Minuten. Die Familie wartet jetzt auf Verwandte, die den Weitertransport ins Krankenhaus organisieren.

Einsatz der MAF wird über Spenden finanziert

Persenaire hat sich fünf Jahre vorbereitet. "Ich habe erst eine Ausbildung zum Piloten gemacht, dann zum Mechaniker, und anschließend mussten wir Sponsoren finden, um unseren Einsatz zu finanzieren", sagt er. Wir, das sind Steve und seine Frau Laura, und inzwischen auch die Töchter Julia, im Frühjahr 2007 geboren, und Katie (Frühjahr 2009). Wer für die MAF fliegen will, kümmert sich selbst darum, Spender zu finden. "Wir haben 60 Einzelpersonen und vier Gemeinden, die uns Monat für Monat unterstützen", sagt Persenaire. Die Helfer hält die Familie mit Rundbriefen auf dem Laufenden.

Für die MAF sind heute in 55 Ländern in aller Welt 122 Flugzeuge wie "Charlie Brown" unterwegs. Drei Militärpiloten aus den USA, Großbritannien und Australien hatten die Organisation 1945 gegründet. So wie die Piloten auch als Mechaniker selbst Hand an ihre Maschinen anlegen müssen, greifen sie mit der Hilfe von Einheimischen auch zum Spaten. Sie legen in abgelegenen Regionen Landepisten für die Flugzeuge an und bauen Satellitenverbindungen, wo bislang weder Strom und Telefon vorhanden sind. Eine deutsche MAF gibt es seit 1991.

"Wir gehen dahin, wo wir Gott am besten dienen können"

Persenaire und sein kanadischer Kollege fliegen drei bis fünf Mal die Woche eine feste Route. Passagiere können Plätze auf der Maschine buchen. In Notfällen fliegen die Piloten außerplanmäßig, wie im Fall der magenkranken alten Dame. Bei Krankenflügen zahlen die Familie nur einen Bruchteil der echten Kosten. Den Rest finanzieren die Sponsoren, im Fall von Persenaire, in den USA.

Persenaire stellt sich auf einen langen Einsatz in Indonesien ein. Er hat den nächsten längeren Heimaturlaub 2013 eingeplant. Seine Frau ist Lehrerin. Sie will die Töchter eines Tages selbst unterrichten. Mit Gottvertrauen blickt die Familie in die Zukunft. "Wir gehen dahin, wo wir Gott am besten dienen können", sagt Persenaire.

dpa