Haiti: Würdige Trauerfeiern für Erdbebenopfer

Haiti: Würdige Trauerfeiern für Erdbebenopfer
Die Bestattung von mehreren zehntausend Toten nach dem schweren Erdbeben in Haiti stellt für Kirchen, Helfer und Angehörige eine große Herausforderung dar.

Auch im Katastrophenfall müsse für jeden Verstorbenen ein "würdiges Begräbnis" garantiert werden, sagte Markus Graulich von der Apostolischen Signatur, dem Obersten vatikanischen Gerichtshof, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Rom. Laut Kirchenrecht sind Beisetzungen "nach den Maßgaben der liturgischen Gesetze zu feiern".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte unterdessen, dass die Toten kein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellten. "Berichte über Leichen, die Seuchen auslösen, treffen nicht zu", sagte WHO-Sprecher Paul Garwood in Genf. Auch UN-Hilfswerke hatten vor Gefahren durch verwesende Leichen gewarnt. Aus hygienischen und psychologischen Gründen sollten die Toten aber so schnell wie möglich weggebracht werden.

"Wir brauchen dringend Säcke für die langsam verwesenden Leichen", sagte Garwood. Herkömmliche Bestattungen mit Särgen seien wegen der Katastrophe nicht möglich. "Die Überlebenden wollen keinen verstümmelten und blutüberströmten Leichen sehen", sagte Garwood. Der Anblick verursache zusätzlichen Stress für die leidgeprüften Menschen.

WHO lehnt Massengräber ab

Die Säcke sind mit Chemikalien behandelt, um den Leichengeruch einzudämmen. Bis genügend solche Hüllen vorhanden seien, müssten die Bergungskräfte die Toten provisorisch in flache Gräben legen, sagte der WHO-Sprecher. Massengräber lehne die WHO ab. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz kündigte an, 3.000 Leichensäcke nach Haiti zu schicken.

Zum katholischen Bestattungsritual erläuterte der Kirchenrechtler Graulich, für das Spenden aller Sakramente existierten verkürzte aber dennoch gültige "Notformen". Eine Trauerfeier für einen einzelnen oder zahlreiche Verstorbene müsse einen Segen des Priesters beinhalten.

Zur kirchlichen Mindestanforderung gehören nach seinen Worten zudem eine Segnung des Grabes, ein Verabschiedungsritus, der an die Taufe erinnert, und die Erinnerung an die Vergänglichkeit des Menschen. Die große Mehrheit der Haitianer ist katholischen Glaubens.

epd